Des Göppingers liebstes Stück, die Restmülltonne, schluckt einfach alles. Foto: dpa-Zentralbild

Biomüll wird im Kreis Göppingen kaum gesammelt, sondern landet oft einfach in der Tonne. Deshalb belegt er den vorletzten Platz in der landesweiten Abfallbilanz. In den Vorjahren war es sogar der letzte Platz.

Göppingen - Die Bemühungen des Göppinger Landratsamtes um eine bessere Abfallbilanz haben sich bisher kaum ausgezahlt: Der durchschnittliche Bewohner des Landkreises wirft noch immer jedes Jahr mehr als doppelt so viel Restmüll in die Tonne, wie ein Calwer oder ein Raststatter, nämlich 191 Kilogramm. Die Göppinger belegen damit in der aktuellen Abfallbilanz des Landes den vorletzten Rang unter den städtisch geprägten Kreisen. Nur im Ortenaukreis sind die Tonnen mit jährlich 203 Kilogramm Müll voller. Der durchschnittliche Baden-Württemberger entsorgt 142 Kilo Restmüll.

Dass die Bilanz der Göppinger so schlecht ausfällt, hat einen einfachen Grund: „Die großen Restmülltonnen hier im Landkreis sind einfach zu komfortabel“, sagt der neue Leiter des Abfallwirtschaftsamtes, Dirk Hausmann. Viele Bürger würden im Zweifel einfach alles in der Tonne entsorgen, auch Dinge, die dort nicht hineingehörten: kompostierbare Abfälle und andere Wertstoffe zum Beispiel.

Weil viel Müll verbrannt wird, sind die Gebühren überdurchschnittlich hoch

Entsprechend traurig fällt auch die Bilanz der im Juli des vergangenen Jahres eingeführten Bioabfallsammlung aus: Insgesamt wurden bis zum Jahresende nur 804 Tonnen gesammelt. Das entspricht einem Wert von drei Kilo pro Einwohner, oder auf das ganze Jahr hochgerechnet, sechs Kilo pro Einwohner. Landesweit sammelten die Bürger dagegen im Durchschnitt 45 Kilogramm.

All das führt dazu, dass im Kreis Göppingen viel mehr Abfall im Müllheizkraftwerk verbrannt werden muss als anderswo. Deshalb sind auch die Müllgebühren besonders hoch: Eine vierköpfige Familie bezahlt 25 Euro mehr als im Landesdurchschnitt.

Ein schwacher Trost für die Mitarbeiter des Abfallamtes ist, dass sich der Kreis Göppingen im Vergleich zu den Vorjahren immerhin vom letzten Platz der Abfallbilanz auf den vorletzten vorgearbeitet hat und die Müllmenge pro Einwohner um 17 Kilo abgenommen hat. Zufriedengeben will man sich damit freilich nicht.

„ Wir wollen nicht auf ewig Schlusslicht bleiben. Wir streben einen Platz im guten Mittelfeld an“, sagt Hausmann. Zumal auch das Land die Kreise im Auge behalte. „Wir stehen bei unseren Aufsichtsbehörden in der Pflicht.“

In Zukunft wird wohl auch kontrolliert werden, was in den Tonnen steckt

Um die Restmüllberge zu verkleinern, wird sich das Landratsamt bei so manchem Bürger unbeliebt machen. Konkrete Pläne werden zwar erst im Frühjahr in einer Klausur des Kreistags beschlossen, doch schon jetzt ist klar, wohin die Reise geht: „Wir müssen noch mehr für die Trennung von Biomüll werben“, erläutert Hausmann. „Und wohl auch mehr kontrollieren.“

Davon hatte der Kreis bisher stets Abstand genommen, weil man die Bürger nicht gängeln wollte. Doch Hausmann argumentiert, es könne ja nicht sein, dass der eine sich die Mühe mache, seinen Müll zu trennen, während der Nachbar einfach alles in den Restmüll werfe. „Gerade, wenn offensichtlich ist, dass auch Küchenabfälle in der Tonne sind statt im Biobeutel, kann ich mir schon vorstellen, auch mal einen Verweis auszusprechen und die Tonne stehen zu lassen“, sagt er.

Der Kreistag entscheidet im Frühjahr, wie es weitergeht

Des weiteren müsse man auch über finanzielle Anreize zur Müllvermeidung und -trennung nachdenken. So könnten die großen Tonnen nach und nach noch teurer werden und die kleineren billiger. Auch die Wertstoffhöfe könnte man noch attraktiver machen, findet Hausmann. Obwohl der Kreis da gut aufgestellt sei. Schließlich gebe es schon jetzt 33 Abgabestellen, fast jede Gemeinde habe eine. Doch bei der Übersichtlichkeit und den Öffnungszeiten seien Verbesserungen möglich.

Wie viel sich beim Thema Müllentsorgung in den kommenden Jahren tatsächlich ändert, entscheidet letztlich der Kreistag. In der jüngsten Sitzung waren sich zumindest alle Kreisräte einig, dass Handlungsbedarf besteht.

Auch in den anderen Kreisen der Region Stuttgart ist das Thema Müll und Sammelsysteme immer wieder auf der Agenda der Kreistage – mit offensichtlich mehr Erfolg als in Göppingen. In der Region schneidet der Rems-Murr-Kreis mit 119 Kilogramm Restmüll pro Einwohner am besten ab. Es folgt der Kreis Esslingen mit 126 Kilo, der Kreis Böblingen mit 139 Kilo und dann der Kreis Ludwigsburg mit 144 Kilogramm.