Die Fankarawane hat Staus bis in die Stadt hinein ausgelöst. Foto: Pressefoto Rudel/Robin Rudel

Viele Zuschauer und Spiele an verkehrstarken Werktagen – der VfB Stuttgart hat in Liga zwei ein neues Problem, das nach den Sommerferien eher noch zunehmen wird.

Stuttgart - Als sich der VfB Stuttgart im Mai zum Entsetzen seiner Anhänger aus der Fußball-Bundesliga verabschieden musste, blickten selbst die größten Optimisten skeptisch in die Zukunft. Zweite Liga – wer um alles in der Welt will sich das im Stadion noch antun? Knapp drei Monate später ist die Antwort da – sehr viele. Die Frage, ob der VfB in der zweiten Liga angekommen ist, haben die Fans am Montagabend jedenfalls mit den Füßen beantwortet. 60 000 strömten zumSaisonauftakt gegen den FC St. Pauli in die Mercedes-Benz-Arena. Ausverkauft – und das in den Ferien, an einem Montag und dann wurde die Partie auch noch live und für jedermann kostenfrei von Sport 1 übertragen. Bevor die VfB-Gemeinde jedoch die Kassenhäuschen passieren konnten, mussten sie zunächst einmal in den Neckarpark kommen. Und wer dazu am Montag das Auto nahm, dem wurde die Verkehrsrealität bei Wochentagsspielen in Liga zwei drastisch vor Augen geführt. Von 18 Uhr an ging auf vielen Zufahrtsrouten nichts mehr. Stau satt überall, eine Stunde vom Marienplatz zum Stadion keine Ausnahme.

Das hatte allerdings verschiedene Gründe. Traditionell eröffneten die A-Block-Fans die Saison mit ihrer Fankarawane. Dabei ziehen die Anhänger vom Cannstatter Bahnhof über die Mercedesstraße zum Stadion. Das Motto in diesem Jahr: Gegen Montagsspiele. Dabei ging es den Fans aber nicht um den Verkehr, sondern um den Fakt, dass man als Anhänger für die Begleitung eines Auswärtsspiels am Montag zwei Tage Urlaub nehmen muss – wenn es nicht gerade nach Heidenheim, Sandhausen oder Karlsruhe geht.

Baustelle im Schwanentunnel als Hindernis

Durch den Fanzug zum Stadion war die Mercedesstraße nach Angabe der Integrierten Verkehrsleitzentrale(IVLZ) der Stadt von 18.20 Uhr bis 19.30 Uhr für Autos komplett unpassierbar, was die Staus bis weit in die Stadt hinein zurücklaufen ließ.

Verschärft wurde die Situation noch durch den Berufsverkehr, Baustellen in den Zufahrten wie zum Beispiel die Sperrung der dritten Spur im Schwanentunnel und begrenzte Platzverhältnisse im Parkhaus P1 und dem Parkplatz P9, die der VfB zusammen mit Daimler nutzt und dort wochentags noch gearbeitet wird. „Das gesamte Szenario hat dazu geführt, dass für einige Zeit der Verkehr nicht mehr lief“, sagt dazu Ralf Thomas, der Leiter der IVLZ. Dazu kam, dass man von einem guten Besuch ausgehen konnte, mit komplett ausverkauft hat man aber nicht einmal beim VfB gerechnet.

Freitagstermine im Berufsverkehr

Probleme mit dem Verkehr könnte es auch in Zukunft geben, besonders wenn der Verein erfolgreich spielt und weiter viele Zuschauer anlockt. Anders als die Bundesliga terminiert das Fußball-Unterhaus viele Partien am Freitag um 18.30 Uhr und um 20.30 Uhr und am Montag um 20.15 Uhr. Besonders der erste Freitagstermin fällt damit mit dem heftigsten Berufsverkehr in der Woche zusammen. Wie oft der VfB Stuttgart am Ende einen der ungeliebten Termine bekommt, steht noch nicht fest. Die Deutsche Fußball Liga hat bisher nur die Partien der ersten sieben Spieltage angesetzt. Wie es von Anfang Oktober an weitergeht, ist noch offen.

Die Verkehrslage rund um die Heimspiele des Zweitligisten bleibt also spannend. Die IVLZ, in der sich die Stadt zusammen mit Polizei und SSB um den Verkehr rund um Großereignisse kümmert, hat ein Instrumentarium – aber nur ein Begrenztes. „Wir können über die Ampelschaltungen eingreifen, aber wenn die allermeisten zur gleichen Zeit anreisen, hilft das nur begrenzt, weil wir die Staus nicht in angrenzende Wohngebiete verschieben wollen“, sagt Ralf Thomas. Der Rat des Fachmanns an alle Stadionbesucher ist denn auch eindeutig. Entweder sehr früh kommen oder am besten mit S- oder Straßenbahn zum Spiel fahren, immerhin sei die Eintrittskarte ja gleichzeitig ein Fahrschein. Der beste Weg gegen den Stau wäre aber mehr Samstagsspiele. Wie in der ersten Liga.