Der strahlende Sieger Alexander Noak mit seiner Frau Nicole. Er tritt die Nachfolge von Joachim Wolf an. Foto:  

Der Erste Beigeordnete wird der neue Chef im Rathaus von Korntal-Münchingen. Alexander Noak hat bei der Stichwahl am Sonntag 52,7 Prozent der Stimmen erzielt.

Um 18.43 Uhr brandet Applaus auf. Was sich nach der Auszählung der ersten Wahlbezirke angedeutet hat, bestätigt sich nach Auszählung aller Stimmen: Alexander Noak geht mit 52,7 Prozent als Sieger aus der Stichwahl um den Chefsessel im Korntal-Münchinger Rathaus hervor. In einer ersten Reaktion dankt Sieger Noak seinen Wählern und all jenen, „die mich in einem langen Wahlkampf unterstützt haben“. An all jene, die seinen Konkurrenten gewählt haben, gewandt, sagt der parteilose neue Rathauschef, er hoffe, dass er die Menschen „in meiner Zeit als Bürgermeister davon überzeugen kann, ein guter und geeigneter Bürgermeister für die Stadt zu sein“.

Sein Konkurrent Matthias Groh kommt auf 44,4 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt bei 42,3 Prozent und ist damit knapp fünf Prozent geringer als im ersten Wahlgang.

Der Unterlegene gehört zu den ersten Gratulanten

Der unterlegene Matthias Groh war ob des Ergebnisses trotz der Wahlniederlage zufrieden. Er sprach von einem „Kopf-an-Kopf-Rennen“ , das ihm im Wahlkampf „gute Gespräche, spannende Themen und Kontakte auch in die Politik“ beschert habe. Manches davon werde er nun mit nach Untermünkheim nehmen. Groh hatte nach Bekanntwerden zu den ersten Gratulanten gehört – ebenso wie Axel Felger.

Felger war nach dem ersten Wahlgang ausgestiegen. Neben Noak und Groh waren in der Stichwahl Dauerbewerber Ulrich Raisch angetreten sowie Katrin Hiller. Raisch erzielte 0,3 Prozent. Hiller, die erst zum zweiten Wahlgang ins Rennen gegangen war, erzielte 2,4 Prozent der Stimmen.

Der 45-jährige Alexander Noak tritt die Nachfolge von Joachim Wolf (parteilos) an. Wolf hatte nach 16 Jahren an der Spitze der Verwaltung nicht mehr kandidiert. Er scheidet am 7. Juli aus dem Amt. Wolf würdigte Noak, der seit rund fünf Jahren sein Stellvertreter ist: Er schätze ihn für seine Fachkompetenz, seine intellektuellen Fähigkeiten und seine soziale Kompetenz. „Korntal-Münchingen hat eine gute Wahl getroffen.“ Er traue Noak zu, die vielen großen Aufgaben zu bewältigen. Dem unterlegenen Matthias Groh zollte Wolf Respekt für einen „bemerkenswerten Erfolg“ im zweiten Wahlgang. Für diesen hatte sich Wolf nach eigenen Angaben eine höhere Beteiligung erhofft. Die Wahlbeteiligung lag bei 42,3 Prozent. Im ersten Durchgang hatten noch 47,1 Prozent der Berechtigten gewählt.

Die Stichwahl war notwendig geworden, weil im ersten Wahlgang Ende April keiner der Kandidaten mindestens 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte. Überraschend war das nicht: Schon vor dem Wahltag im April war von vielen eine Stichwahl prognostiziert worden. Im zweiten Wahlgang sortierte sich das Kandidatenfeld neu. Drei der sechs Kandidaten aus dem ersten Wahlgang zogen zurück. So standen Alexander Noak, der Untermünkheimer Bürgermeister Matthias Groh, Ulrich Raisch und Katrin Hiller zur Wahl.

Der Neue muss komplexe Fragen beantworten

Der neue Bürgermeister muss sich schnell mit einigen komplexen Fragen befassen. Die kontroversen Themen hatten sich im Wahlkampf schnell herauskristallisiert. Wie viel Wachstum und vor allem in welchem Tempo verträgt die Stadt? Das ist eine der Fragen, die der neue Bürgermeister mit dem Gemeinderat beantworten muss. Konkret geht es um die Albert-Buddenberg-Halle in Münchingen, für die es einer Alternative bedarf. Darüber besteht Einigkeit im Gremium, nicht aber über das Maß der Ausführung. Genauso ist unumstritten im Ort, dass Unternehmen zum wirtschaftlichen Wohlstand der Kommune Korntal-Münchingen beitragen.

Ob es aber in Form eines Großprojekts, eines regionalen Gewerbeschwerpunkts sein muss – darüber gingen die Meinungen auseinander. Das Spektrum reichte vom Rat, die Wahlentscheidung nicht von diesem Projekt abhängig zu machen, wie von Noak zu hören war, bis zur klaren Ablehnung des Projekts durch Groh.

Darüber hinaus ist für viele die Frage nach dem Selbstverständnis der Bindestrich-Stadt unbeantwortet. Können die unterschiedlichen Stadtteile auch gedanklich zusammenwachsen? Oder ist lediglich eine räumliche Annäherung möglich? Auch diesen Fragen wird sich der neue Bürgermeister in naher Zukunft stellen müssen.

Rund 14 700 Wahlberechtigte waren zur Wahl aufgerufen. Die Stadthalle Korntal war zum Wahlbistro eingerichtet worden, was etliche Bürger nutzten.

Die Ergebnisse lassen sich online abrufen: www.korntal-muenchingen.de