Das Leben auf den Straßen Tel Avivs geht ungerührt weiter ... Foto: Welzhofer

Es gab den 2. Luftalarm in Tel Aviv. Kurz danach hören wir einen Knall. Bislang gibt es keine Nachrichten, wo etwas eingeschlagen ist.

Die Nacht war ruhig, doch zur Sicherheit gehe ich am Freitagmorgen zu meinen Nachbarn, einen Stock über mir, um zu fragen, wo eigentlich der nächstgelegene Bunker ist. "Es gibt hier keinen. Wir treffen uns alle im Treppenhaus im 2. Stock", sagt mir Meny. Und dann will er mich beruhigen: "Autofahren in Tel Aviv ist gefährlicher". Meny hat schon hier gewohnt, als 1991 das letzte Mal während des Golfkrieges Bomben in Tel Aviv einschlugen. Im Vergleich dazu sei das gar nichts. Ich solle mir keine Sorgen machen und beim nächsten Alarm ein bisschen was zu Essen und zu Trinken in den 2. Stock mitbringen. Mein Vermieter schreibt mir außerdem, dass das Parkhaus gleich um die Ecke ein sicherer Platz wäre, weil es aus Beton gebaut ist.

Um halb zwei treffe ich Meny wieder im 2. Stock - zusammen mit all den anderen Nachbarn. Es gab den 2. Luftalarm in Tel Aviv. Kurz danach hören wir einen Knall. Bislang gibt es keine Nachrichten, wo etwas eingeschlagen ist.

Kurz darauf geht das Leben auch schon wieder weiter. Ich gehe runter auf den Boulevard. An der Ecke steht eine Gruppe Frauen mit Transparenten. Um sie herum stehen mehrere Leute und reden wild auf sie ein. Die Frauen gehören zu den "Women in black", einer internationalen Vereinigung von Frauen, die gegen Krieg protestieren. In Israel protestieren sie gegen die Besetzung der palästinensischen Gebieten. Die jungen Leute, die auf sie einreden, sind offenbar Befürworter des Militäreinsatzes. Ich frage sie, ob sie wegen des Krieges heute hier sind. "Nein", sagt eine Frau zu mir, die meine Mutter sein könnte. "Wir stehen hier jeden Freitag."

Währenddessen nimmt Eytan Schwartz, Sprecher des Bürgermeisters von Tel Aviv an einer Pressekonferenz der Organisation "The Israel Project" teil. Dass das Leben in Tel Aviv trotz des Krieges einfach weiter gehe, sei auch eine Art des Protests, sagt Schwartz. "Die Rakten Richtung Tel Aviv sind auch ein Angriff auf den modernen Lebensstil, für den diese Stadt steht. Wir werden dem Terror nicht erlauben, unser Leben zu verändern. Deshalb gehen wir raus und zeigen, dass unser Leben weiter geht." In Tel Aviv ist das immerhin noch möglich. In Städten wie Sderot oder Gaza City wohl schon lange nicht mehr.