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Nach vielen vergeblichen Anläufen und Rückschlägen schafft der VfR Aalen den Zweitliga-Aufstieg.

Stuttgart - Als der Triumph am Samstag um exakt 15.16 Uhr perfekt war, kannte der Jubel im Gazistadion keine Grenzen. Die Aalener Spieler feierten mit ihren 1500 Fans nach dem 2:2 beim VfB Stuttgart II ausgelassen den Sprung in die zweite Liga. Auf der Haupttribüne stand zu dieser Zeit ein Mann, an dem das Feuerwerk der Emotionen abprallte, als sei er ein vollkommen Unbeteiligter. Berndt-Ulrich Scholz umarmte niemanden, er klatschte nicht einmal in die Hände. Er stand einfach nur da. Dabei ist der Schrottunternehmer der Mann, der diesen größten Erfolg der VfR-Vereinsgeschichte überhaupt erst ermöglichte. Scholz ist seit 2008 Namensgeber der Aalener Arena, seit 2002 Präsident des Vereins und noch viel, viel länger Hauptsponsor, besser Mäzen. „Natürlich bin ich überglücklich, dass wir es endlich geschafft haben“, sagte Scholz. Warum er seine Freude nicht nach außen trägt? „Ich bin nicht mehr in dem Alter, in dem ich durch die Gegend hüpfen muss“, sagte der 72-Jährige – und dabei huschte ihm dann tatsächlich doch ein Lächeln übers Gesicht.

Sein langer Atem wurde nun belohnt, genauso wie die Hartnäckigkeit von Johannes Moser. Der VfR-Aufsichtsratschef ist Direktor beim zweiten Aalener Hauptgeldgeber Imtech und seit Jahren das Bindeglied des Vereins zum zahlungskräftigen Gebäude- und Energietechnik-Unternehmen.

Der Tiefpunkt war 2008/09 erreicht

Die finanzielle Unterstützung war in Aalen in den vergangenen Jahren nie das Problem. Vielmehr musste sich die Führungsetage vorwerfen lassen, sich viel zu selten der sportfachlichen Kompetenz unterzuordnen. Oder anders ausgedrückt: Viel zu viele wollten viel zu viel mitreden, ohne etwas von der Sache zu verstehen. Der Tiefpunkt war 2008/09 erreicht, als innerhalb einer Saison die vier Trainer Edgar Schmitt, Jürgen Kohler, Kosta Runjaic und Petrik Sander verschlissen wurden. Am Ende stand der Abstieg in die Regionalliga. Aalen wagte den Neuanfang, der unter Coach Rainer Scharinger den Wiederaufstieg brachte.

Richtig aufwärts ging es erst mit der Verpflichtung von Trainer Ralph Hasenhüttl (Januar 2011) und Sportdirektor Markus Schupp (August 2011). Vor allem Hasenhüttl ist es gelungen, seine innere Ruhe auf Mannschaft und Verein zu übertragen. „Er hat den Löwenanteil am Aufstieg“, sagt auch Helmut Dietterle, der ehemalige Trainer und Manager der Aalener und mit Dieter Hoeneß und Erwin Hadewicz bekanntester Spieler der VfR-Geschichte. Im aktuellen Kader gibt es keine Stars. Kaum anzunehmen, dass künftig ein anderer Kurs eingeschlagen wird. „Ich weiß, dass der VfR von seiner Kompaktheit, von seinem unglaublichen Zusammenhalt lebt“, sagte VfB-II-Kapitän Tobias Rathgeb, „ich würde dem Verein nicht empfehlen, die Strategie zu ändern.“ Der Etat wird von fünf Millionen Euro auf zehn Millionen Euro aufgestockt. Das Fassungsvermögen des Stadions muss mittelfristig von 11 200 auf 15 000 Plätze erhöht werden, übergangsweise reicht für Aufsteiger eine Kapazität von 12 000. „Das soll erst der erste Schritt gewesen sein“, sagte Hasenhüttl nach dem Triumph vielsagend. Ausschmücken wollte er diese überraschend kernige Aussage nicht. Er wollte nur feiern. Mit der Mannschaft. Mit den Fans. Und mit dem stillen Genießer Berndt-Ulrich Scholz, dem Mann mit dem langen Atem.