Am Kegelplatz gab es ein Fotoshooting der Schülergruppe Foto: Stoppel

Zwei Städte – Waiblingen und Besançon – nimmt eine deutsch-französische Schülergruppe derzeit unter die Lupe. Beim Projekt „Stadt am Fluss“ erkunden zweisprachige Tandems ihre Heimatorte und deren Besonderheiten.

Waiblingen/Besançon - Waiblingen hat die Rems, Besançon den Fluss Doubs – und in beiden Städten haben die Römer und auch die Staufer ihre Spuren hinterlassen. Was die zwei Orte unterscheidet, das wollen in dieser Woche 20 Schülerinnen und Schüler des Staufer-Gymnasiums Waiblingen und des Lycée Victor Hugo Besançon im Zuge des bilingualen Projekts „Stadt am Fluss“ herausfinden.

Der 15-jährigen Héloise sind schon einige Dinge aufgefallen, die anders sind als in ihrer Heimatstadt Besançon. „Hier gibt es mehr Einfamilienhäuser und mehr Grünflächen“, erzählt die Schülerin, die hofft, dass sie bei ihrem Aufenthalt in Waiblingen nicht nur ihre Deutschkenntnisse verbessern, sondern auch Land und Leute näher kennen lernen kann.

Die Voraussetzungen dafür seien gut, berichtet ihre Tandempartnerin Clara: „Bei diesem Projekt macht man viel mehr gemeinsam als bei einem Schüleraustausch. Da gehen die Deutschen in die Schule, während die Franzosen Ausflüge machen. Aber hier bei diesem Projekt macht man zusammen Programm.“

Morgens Unterricht, nachmittags Exkursionen

Letzteres ist ziemlich durchgetaktet: vormittags sitzen die Jugendlichen im Unterricht, nachmittags sind sie auf Achse. Ausgerüstet mit Handys, Fotoapparat und Aufnahmegerät streifen die Neunt- und Zehntklässler als zweisprachige Tandems durch Waiblingen, schießen Fotos für eine gemeinsame Ausstellung und interviewen Stadtbewohner, zum Beispiel zum Miteinander der Glaubensgemeinschaften in Waiblingen, aber auch zum Thema Kriegsspuren, Kunst und Kultur.

Clara und Héloise haben sich das Thema „Natur und Kunst“ ausgesucht und sind daher an diesem sonnigen Nachmittag im Landschaftspark Talaue unterwegs. Die Weidenkathedrale, die Schüler des Berufsbildungswerks (BBW) Waiblingen im vergangenen Jahr am Flussufer aufgebaut haben, passt perfekt zu ihrem Schwerpunkt. „Héloise“, ruft Clara, zeigt zum pflanzlichen Kunstwerk und zückt ihr Handy: Zeit für ein Foto!

Auch Sophia und Perrine halten nach Kunstwerken im Grünen Ausschau. Tobias Rehbergers Skulptur auf der Erleninsel, eine Kombination aus Sonnenuhr und Trinkwasserspender, animiert zur Kletterpartie. Klar, dass dabei auch ein Foto für die Ausstellung herausspringt, die zunächst in Waiblingen und später, beim Gegenbesuch der Deutschen, auch in Besançon zu sehen sein wird.

Auch abends müssen Jugendliche noch ran

Christian Jehle, der am dortigen Lycée Victor Hugo unterrichtet, hatte die Idee zu dem bilingualen Projekt, das nun bereits zum zweiten Mal 20 Jugendliche aus den zwei Ländern zusammenbringt. Eine erste Schülergruppe hatte im Jahr 2018 ein Videoprojekt über den Ersten Weltkrieg gedreht. „Wir brauchen allein für die Vorbereitung ein Jahr“, sagt Katrin Engel, die das Projekt auf deutscher Seite zusammen mit Stefanie Schmid und Irene Brechtelsbauer betreut. Auch für die Jugendlichen bringt das Projekt viel Arbeit mit sich: in Workshops vorab haben sie sich auf die gemeinsame Woche in Waiblingen vorbereitet, während der auch nach den Exkursionen noch lange nicht Schluss ist, wie Irene Brechtelsbauer berichtet: „Abends müssen die Schüler noch die Fotoausstellung vorbereiten und die Interviews für eine Reportage in unserem Schulradio schneiden.“

Am Freitag, dem Tag vor der Abreise der Franzosen, steht ein Ausflug zum Ludwigsburger Schloss auf dem Programm. Dort hatte Charles de Gaulle 1962 auf Deutsch seine Rede an die deutsche Jugend gehalten – ein wichtiger Beitrag zur Versöhnung der Völker und letztendlich auch ein Grund dafür, wieso Clara und Héloise, Sophia und Perrine und ihre Schulkameraden heute ganz selbstverständlich gemeinsam durch Waiblingen und Besançon streifen.

Hier kann man die Fotos sehen

An diesem Donnerstag, 23. Januar, präsentiert die französisch-deutsche Schülergruppe, was sie diese Woche herausgefunden hat. Zu sehen ist auch eine Ausstellung der entstandenen Fotos. Los geht es um 18.30 Uhr im Musiksaal des Staufer-Gymnasiums in der Mayenner Straße 30 in Waiblingen.