Mit seinem Doppelpack hat Ermedin Demirovic dem VfB einen wichtigen Auswärtspunkt gesichert. Als Torjäger hat der 26-Jährige einen Lauf. Auch, weil er in Bremen einen klaren Plan hatte.
Manchmal ist auch für einen Torjäger, der so viel von seinem natürlichen Instinkt profitiert, eine ordentliche Vorbereitung die halbe Miete. So war das zumindest bei dem Heber des Stuttgarter Matchwinners Ermedin Demirovic hinweg über den Bremer Torhüter Michael Zetterer (84.), der den Endstand von 2:2 bedeutete – und der damit auch die VfB-Fans vor Freude jubelnd in die Höhe lupfte.
„Wir haben den Werder-Torhüter vor dem Spiel analysiert. Das ist ja ganz unterschiedlich: Einige Keeper blocken mit dem rechten, andere mit dem linken Fuß – und manche bleiben lange stehen“, erzählte Demirovic nach Spielschluss: „Bei ihm war es so, dass er runter geht. Also war mir klar: Wenn ich nahe an ihm dran bin, dann muss ich den Ball heben.“ Hätte es eine Auszeichnung für den besten Spieler der Partie gegeben, so wie bei großen internationalen Partien üblich, an diesem sonnigen Spätherbstnachmittag vor 42 000 Fans am Bremer Weserufer wäre der Ex-Augsburger der klare Nummer-eins-Kandidat für diese Trophäe gewesen. So fand auch der Trainer Sebastian Hoeneß den zweiten Treffer seines Mittelstürmers „überragend. Das Spiel wird ihn beflügeln.“
Am langen Pfosten zum 1:1
Denn der 21-Millionen-Euro-Mann war auch nach 20 Minuten zur Stelle gewesen – und hatte am langen Pfosten lauernd den Ball zum 1:1-Ausgleich für den VfB über die Linie gedrückt. Werder-Keeper Zetterer sah in dieser Szene ganz alt aus.
Für Demirovic wiederum fühlte sich das Unentschieden nach zweimaligem Rückstand beinahe wie ein Sieg an. „So ein Punkt tut gut. Wir wollten ein anderes Gesicht zeigen, wollten uns beweisen, dass wir es besser können. Das haben wir heute gut gemacht“, sagte der 26-Jährige auch mit Blick auf das 1:5 in der Champions League bei Roter Stern Belgrad nur drei Tage zuvor. Lange ist es nicht her, da hatte Demirovic nach dem 2:3 gegen Eintracht Frankfurt die Stuttgarter Arena noch mit gesenktem Haupt verlassen. In Bremen wirkte er wie von einer Last befreit. „Natürlich geht es nicht spurlos an mir vorbei, wenn ich wie gegen Frankfurt einen Elfmeter verschieße und noch zwei Hochkaräter vergebe“, sagte der VfB-Mittelstürmer, der jetzt bei sieben Bundesligatoren steht: „Ich erwarte von mir, dass ich Tore mache. Aber mir war bewusst, dass es irgendwann den Knotenlöser gibt.“
Angesichts des strammen Dezember-Programms des VfB, bei dem einigen Akteuren der Substanzverlust immer deutlicher anzumerken ist, dreht Demirovic zum richtigen Zeitpunkt auf. Schließlich ist er aufgrund der längerfristigen Verletzungen von Deniz Undav und El Bilal Touré der einzige verbliebene echte Stoßstürmer im Kader.
„Ermedin hat auch neben seinen beiden Toren ein sehr gutes Spiel gemacht“, lobte Hoeneß: „Er hatte schon vor dem Bremen-Spiel eine gute Quote.“ Klar sei da der Anspruch gewesen, in einigen Situationen noch besser zu agieren. „Dass er viele Tore machen kann, dass hat er schon oft bewiesen. Er hat in Belgrad getroffen, für Bosnien gegen die Niederlande – und jetzt zweimal.“
Das tat dem 26-Jährigen gut, der immer wieder mal den übermächtigen Schatten seines Vorgängers Serhou Guirassy spürt, und den einige allein an seiner hohen Ablösesumme messen. Mit Blick in die Zukunft ist Demirovic derweil motiviert wie eh und je. „Es gibt keinen anderen Wettbewerb, bei dem du auf ähnlich schnellem Weg einen Titel holen kannst wie im Pokal“, sagte er vor dem Auftritt im DFB-Pokal am Dienstag bei Zweitligist Jahn Regensburg, wo der VfB das Viertelfinal-Ticket lösen will.