Die Jagd auf den Hattrick: Francesco Friedrich will den dritten WM-Titel im Zweierbob in Folge Foto: Getty

Es ist ein historischer Coup, den Francesco Friedrich da vorhat: Auf der Bahn am Patscherkofel in Innsbruck will der Bobpilot aus Sachsen bei der WM einen besonderen Hattrick schaffen.

Innsbruck - Diese Abwechslung tat Francesco Friedrich richtig gut. Der Sponsor des Bobpiloten hatte ihn und seine Konkurrenten mit dem Hubschrauber von Innsbruck auf den Rettenbachferner oberhalb Söldens gebracht. Mit PS-starken Fahrzeugen durften sie auf einer riesigen Schneefläche das tun, was mit den Schlitten im Eiskanal verpönt ist. „Ich habe heute gelernt, wie erstaunlich quer man mit einem Auto fahren kann“, sagte der 25-Jährige mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Und für kurze Zeit standen beim Piloten aus Pirna nicht seine Adduktorenprobleme im Mittelpunkt.

Vor drei Wochen hatte sich Friedrich beim Weltcup in Whistler verletzt. Im ersten Rennen verzichtete er auf den zweiten Durchgang, im zweiten Rennen setzte er sich an die Steuerseile und ließ sich von Thorsten Margis allein anschieben.

Danach begann ein Rennen gegen die Zeit. „Training und Physiotherapie haben sich quasi abgewechselt“, beschreibt Friedrich den Tagesablauf der vergangenen Wochen. In Innsbruck geht es bei der WM schließlich um die Titelverteidigung. Und sollte ihm diese gelingen, hätte er den Hattrick erzielt und wäre nach dem Italiener Eugenio Monti (1958 bis 1961) und André Lange (2003 bis 2005) erst der dritte Pilot. 2013 hatte sich Friedrich beim Championat in St. Moritz zum bislang jüngsten Weltmeister gekürt, im vergangenen Jahr holte er in Winterberg Titel Nummer zwei.

Nicht nur Friedrich bangte lange um den WM-Start, auch sein Anschieber. „Die letzten Wochen waren auch für mich schwer“, sagte Thorsten Margis, „ich habe mit Franz gelitten.“ Franz, das ist Francesco Friedrich, Margis’ Pilot. Und für den konnte er eben nicht mehr tun als warten. Geduld war gefordert. „Ich konnte nur trainieren und abwarten“, erzählt Margis.

Doch schon am vergangenen Wochenende konnte Bundestrainer Christoph Langen vermelden: „Franz ist in der Genesung seiner Zeit voraus.“ Deshalb startete der fünffache Saisonsieger in St. Moritz nicht im Sitzen, sondern half Margis beim Anschieben. Damit ist jedoch noch keine Entwarnung gegeben. „Ich hoffe, dass alles gutgehen wird am Samstag“, sagt Friedrich. Zurückhalten wird er sich nicht. „Mir bleibt nichts anderes übrig: Entweder es hält, oder es hält nicht.“

Hilfe gibt’s an diesem Samstag früh noch von den Physiotherapeuten Brigitte Schmaitzl und Matthias Peffersdorf. „Das Bein wird getaped, damit ich noch einen kleinen Schutz habe“, sagt Friedrich und ergänzt nach einer kurzen Pause: „Vielleicht ist es auch ein kleiner Schutz für den Kopf.“ Danach werden der Rennanzug und die Schuhe angezogen und der Helm aufgesetzt.

Auf den Start im Zweier zu verzichten und die Woche bis zur Entscheidung im Vierer zur weiteren Reha zu nutzen kam für Francesco Friedrich nie infrage. „Die Zweier-WM von vornherein abhaken – das wäre der falsche Schritt gewesen“, stellt er klipp und klar fest, „für mich war der Zweier immer der Höhepunkt gewesen, der Vierer könnte es auch werden.“ Im Hinterkopf hatte er bei dieser Entscheidung auch stets sein Team. „Ich bin ohne meine Anschieber aufgeschmissen“, sagt der Pilot.

Dies gilt vor allem auf der Bahn am Patscherkofel. Denn der Charakter dieses Eiskanals ist Friedrichs Schicksal. Mit 1270 Metern ist die Olympiabahn von 1976 die kürzeste der Welt, hat weniger Neigung als andere Bahnen. Deshalb kommt dem Start mehr Bedeutung zu als auf anderen Bahnen. „Wenn ich nicht volles Risiko gehe, habe ich mit schlechter Startzeit keine Chance, meinen Titel zu verteidigen“, sagt der Sachse vor seiner heiklen Mission: „Mir bleibt nichts anderes übrig, als Vollgas zu geben.“ Wie schon beim rasanten Ausflug nach Sölden.