Ein Albtraum wird Wirklichkeit: In Madrid stürzen zwei 17-Jährige acht Stockwerke tief einen Fahrstuhlschacht hinab Foto: dpa

In Madrid stürzen zwei 17-Jährige acht Stockwerke tief einen Fahrstuhlschacht hinab. Die Ursachen sind noch unklar. Der Kabinenboden oder eine gläserne Seitenwand hatten nachgegeben.

Madrid - Die genauen Umstände sind auch am Mittwoch noch unklar. Klar ist, eine 17-jährige Abiturientin und ihr gleichaltriger Freund stürzten am Dienstagnachmittag in Madrid einen Fahrstuhlschacht hinab und kamen dabei ums Leben. Sie hatten den Aufzug im achten Stock eines Wohnhauses im Barrio de Salamanca, einem der vornehmsten Viertel der spanischen Hauptstadt, betreten. Als sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte oder noch kurz davor, gab entweder der Boden der Kabine oder – wahrscheinlicher – eine der gläsernen Seitenwände nach.

„Es ist ein extrem merkwürdiger Unfall“, sagte eine spanische Fahrstuhlinspektorin dieser Zeitung. „Nach dem, was im Moment bekannt ist, gehe ich von einem Produktionsfehler der Kabine aus.“ Der Fahrstuhl des eleganten Mehrfamilienhauses war regelmäßig überprüft worden.

Nach den spanischen Vorschriften werden Aufzüge dieser Art alle vier Jahre einer grundlegenden Inspektion unterzogen und müssen außerdem einmal monatlich gewartet werden. Der Unglücksfahrstuhl war zuletzt 2015 inspiziert und im April dieses Jahres gewartet worden. „Bei unseren Inspektionen überprüfen wir die Türen, die Seile, die Maschine und das Sicherheitssystem, das den Absturz der Kabine verhindert“, erklärte die Inspektorin. „Die Kabine selbst allerdings müsste sichtbare Mängel aufweisen, damit wir einschreiten.“

Die zwei Opfer hatten auf der Dachterrasse das Ende der Prüfungen gefeiert

Freunde und Angehörige reagierten fassungslos auf den Tod der beiden jungen Leute. Sie hatten gemeinsam mit Mitschülern den Abschluss ihrer schriftlichen Prüfungen für das Abitur auf der Dachterrasse des Hauses in der Calle Hermanos Bécquer nahe der Innenstadt feiern wollen. Die Basketballmannschaft der Schule, die die beiden besuchten, gab einen bewegenden Nachruf auf ihren Mitspieler und dessen Freundin heraus. „Es gehen zwei einzigartige Menschen von unserer Schule“, schrieben die Kameraden.

Vor dem Gebäude im Barrio de Salamanca harrten am Mittwoch den ganzen Tag über Journalisten aus, um Neuigkeiten über das Unglück zu erfahren. Der Zugang zum Haus war ihnen verwehrt. Die Polizei ermittelt und wird erst in den kommenden Tagen einen Bericht über die Unfallursache herausgeben. Die Madrider Regionalpräsidentin Cristina Cifuentes fragte sich in einem Radiointerview am Mittwochmorgen das, was sich ganz Spanien fragt: „Wie ist es möglich, dass ein Fahrstuhl, der regelmäßig überprüft wird, einen solchen Unfall erleidet?“ Noch weiß es niemand.