Martin Haar ist zufrieden mit seinem kleinen Elektroflitzer Foto: Privat

Der Akku ist zu klein, die Reichweite zu gering: die Vorurteile gegen Elektroautos halten sich hartnäckig. Doch wer ein solches Gefährt sein eigen nennt, macht ganz andere Erfahrungen.

Stuttgart - Zwei Besitzer von Elektroautos berichten über das neue Fahrgefühl und die Tauglichkeit ihrer Fahrzeuge im Alltag.

Norbert J. Leven über sein Elektroauto

Vorurteile gegen Elektroautos halten sich hartnäckig: zu kleine Akkus, deshalb zu wenig Reichweite, zu wenig Lademöglichkeiten – speziell an den Fernstraßen zu lange Ladezeiten. Das funktioniert doch noch nicht im Alltag. Widerspruch! Seit rund anderthalb Jahren ersetzt ein Elektroauto den Verbrenner zu hundert Prozent. Die Bilanz ist positiv.

30 bis 50 Kilometer sind typischerweise an einem Werktag zurückzulegen. Der E-Golf, den man eigentlich nur am Typenschild und am fehlenden Auspuff von seinen herkömmlich angetriebenen Geschwistern unterscheiden kann, absolviert sein Pensum klaglos – und leise. Das tut er auch im Winter. Da muss er ungefähr jede dritte Nacht an die Steckdose. Längere Strecken wollen aber wegen der begrenzten Batteriekapazität geplant sein. Das rasch wachsende Netz an Schnellladesäulen vergrößert den Radius.

Wer mit dem Umstieg liebäugelt, sollte das nicht blauäugig tun, sondern vor der Entscheidung das persönlichen Fahrprofil und die Lademöglichkeiten checken: Geht das zu Hause oder auf dem Firmenparkplatz? An öffentlichen Säulen könnte es in der Stadt eng werden.

Martin Haar über sein E-Mobil

Autofahren macht glücklich. Das Gefühl, beim Anfahren an der Ampel die Trägheit außer Kraft zu setzen, ist großartig. Alles andere wird in so einem Moment unwichtig, auch das gute Gewissen. Wer aber beides will, Karma-Punkte sammeln und an der Ampel abgehen wie Schmidts Katze, sollte mit einem E-Mobil durch den Kessel fahren. Fühlt sich gut an. Gesteigert wird das Hochgefühl beim Parken. Null Cent Kosten, mitten in der Stadt. Wo gibt’s das schon? Nehmen wir Reutlingen als Negativ-Beispiel. Wer beim Ordnungsamt nachfragt, ob man mit einem E-Auto kostenlos parken dürfe, bekommt ein empörtes „natürlich nicht“ zur Antwort. Nebenbei: Dort gibt es nur zwei öffentliche Ladestationen, beide in Tiefgaragen versteckt. In Stuttgart kann der E-Mobilist dagegen seinen Stecker an rund 200 Ladepunkten andocken. Es sei denn, er ist zur falschen Zeit am falschen Ort. Zum Beispiel an der Theo vor dem Polizeirevier. Da kann es vorkommen, dass ein Dienst-Diesel den Platz vor der Ladesäule besetzt. Aber geschenkt. Polizisten sind auch nur Menschen.