So soll eine der fünf Stationen des Mahnmals aussehen: Ein Wegweiser mit leeren Schildern. Sie sollen die Entwurzelung der Zwangsarbeiter symbolisieren Foto: privat

Der Gemeinderat diskutiert kontrovers über das geplante Mahnmal zur Erinnerung an Zwangsarbeiter aus dem Zweiten Weltkrieg. Mancher Stadtrat findet das Kunstwerk nicht gelungen.

Bietigheim-Bissingen - Es gehört zur Eigenart der Kunst, dass sie herausfordert und Irritationen auslöst. „Das betreffende Kunstwerk hat das bei uns bereits geschafft“, sagte der CDU-Stadtrat Claus Stöckle im Bietigheim-Bissinger Gemeinderat am Dienstagabend mit Blick auf das geplante Mahnmal zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter, die während des Zweiten Weltkriegs durch das Durchgangslager in Bietigheim geschleust worden waren. Er legte dabei Wert darauf, dass es bei der Bewertung der historischen Dimension des Mahnmals keine Meinungsunterschiede gebe. „Alle sehen die Notwendigkeit klar und deutlich ein.“

Jedoch gebe es in seiner Fraktion Kritik an der künstlerischen Dimension des Mahnmals – die er jedoch nicht weiter ausführte. Die CDU-Fraktion werde daher uneinheitlich abstimmen. Auch bei den Stadträten der Freien Wähler sei das Kunstwerk der Ludwigsburgerin Sara F. Levin „bei Einzelnen umstritten“, wie die Fraktionschefin Ute Epple darlegte.

Die FDP fordert ein Mahnmal an nur einem Standort

Die SPD hingegen halte das Werk für „gelungen“, sagte Thomas Reusch-Frey. Das Mahnmal sei kein „08/15-Produkt von der Stange“, sondern ermögliche durch seine fünf verschiedenen Bestandteile unterschiedliche Zugänge zu dem Thema. Er warnte davor, die Entscheidung für das Mahnmal aufzuschieben: „Mit jedem Jahr warten rücken die Geschehnisse weiter in die Vergangenheit.“

Georg Mehrle von der FDP sah das anders: „Wir unterliegen keinem Zeitdruck“, sagte er und stellte den Änderungsantrag, dass statt mehrerer Teile nur ein Mahnmal in der Nähe des Bahnhofs errichtet werden solle. Dieser wurde jedoch von der Mehrheit der Stadträte abgelehnt.

Sieben Gegenstimmen, drei Enthaltungen

Axel Armbruster von der Grünen Alternativen Liste (GAL) lobte den Entwurf der Künstlerin: „Das Mahnmal wird zu Diskussionen führen, hier wird jeder zu einer Meinung gedrängt.“ Der Bahnhof, der damals „Tor zu menschenunwürdiger Behandlung, Sklaverei und oft auch Tod“, gewesen sei, sei der richtige Standort.

Am Ende der Diskussion stimmten die Stadträte bei sieben Gegenstimmen und drei Enthaltungen für das Mahnmal, wie es von der Künstlerin vorgeschlagen ist.