Die Ehrenamtlichen des Stadtseniorenrats setzen sich für die Belange älterer Menschen ein. Unter anderem überprüfen sie, wie seniorenfreundlich Einkaufsläden sind. Foto: Rüdiger Ott

Der Zuschuss für den Stadtseniorenrat wurde schon lange nicht erhöht. Das könnte sich ändern. Nach Jahren, in denen die finanzielle Ausstattung stagniert hat, möchten Lokalpolitiker, dass das Seniorengremium mehr Geld bekommt.

Filder - Das Geld, das Karl Hellstern für sein Ehrenamt ausgibt, nennt er eine Spende für die Allgemeinheit. Im Jahr fallen 120 Euro an, etwa für Fahrkarten oder für Kopien. Seit etwas mehr als einem Jahr ist er Delegierter des Stuttgarter Stadtseniorenrats für Degerloch. Eine Aufwandsentschädigung bekommt Hellstern nicht, genauso wenig wie sonst jemand, der den Verein der Stuttgarter Senioren auf Bezirksebene vertritt.

Für Hellstern ist das zunächst völlig in Ordnung. „Es handelt sich ja nun mal um ein Ehrenamt“, sagt er. Dennoch, geringe Ressourcen bedingen eben auch geringe Möglichkeiten. Die Delegierten des Stadtseniorenrats können sich nicht jede Aktion leisten, die sie vielleicht für sinnvoll erachten. Denn seit 2007 hat sich der städtische Zuschuss nicht mehr erhöht, nicht einmal ein Inflationsausgleich wurde gewährt.

Seniorengremium soll mehr Geld bekommen

Dabei ist das Aufgabengebiet des Stadtseniorenrats in dieser Zeit gewachsen. Immer mehr Ehrenamtliche wollen helfen, weil der Anteil älterer Menschen immer mehr zunimmt. Bekannt ist der Verein vor allem dafür, in regelmäßigen Sprechstunden über Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten zu informieren. Helfer besuchen unter anderem auch die örtlichen Geschäfte, schauen, ob der Service, der Eingangsbereich und das Abgebot seniorenfreundlich sind, und vergeben anschließend Zertifikate.

Nach Jahren, in denen die finanzielle Ausstattung stagniert hat, möchten Lokalpolitiker, dass das Seniorengremium mehr Geld bekommt. Die CDU im Stuttgarter Gemeinderat will, dass der Stadtseniorenrat 2000 Euro mehr im Jahr bekommt. So geht es aus einem Antrag hervor, den die Fraktion im Rahmen der Haushaltsberatungen für die nächsten zwei Jahre gestellt hat.

Geld für freiwillige Tätigkeit wäre ein Widerspruch

Auch die Liberalen unterstützen die Arbeit des Vereins, verlangen aber eine deutlich höhere Aufstockung. Statt 25 000 Euro sollen künftig 35 000 Euro an den Stadtseniorenrat überwiesen werden. Der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke geht das aber noch nicht weit genug. Sie fordern sogar einen jährlichen Zuschuss von 40 000 Euro.

Für Karl Hellstern, den Degerlocher Delegierten, steht fest, dass ein höherer Zuschuss zunächst allein der Zentrale des Stuttgarter Stadtseniorenrats zugute käme. „Die Delegierten in den Stadtbezirken würden deshalb ja keine Aufwandsentschädigung bekommen“, sagt er. Davon hält Karl Hellstern allerdings ohnehin nichts. Für ihn wäre es ein Widerspruch zum Sinn des Ehrenamts, Geld für seine freiwillige Tätigkeit zu erhalten.

Zentrales Büro muss permanent besetzt sein

Hellstern kann sich auch nicht vorstellen, dass er Finanzmittel, die vom Stadtseniorenrat an ihn als Degerlocher Delegierten weitergereicht würden, überhaupt einsetzen könnte. „Das ändert ja nichts daran, dass nur Winfried Schulz und ich uns in Degerloch für den Stadtseniorenrat einsetzen“, sagt er. Er meint damit, dass neue Aktionen eben nicht nur von Geld abhängen, sondern auch vom Personal. Und der Kreis der Freiwilligen ist – zumindest in Degerloch – noch überschaubar, sagt er.

Brigitte Schumm ist die Delegierte des Stadtseniorenrats für Plieningen und Birkach. Sie hätte nichts einzuwenden gegen eine kleine Aufwandsentschädigung. Immerhin schätzt sie ihre persönlichen Kosten durch ihren freiwilligen Einsatz auf circa 100 Euro im Jahr. Wichtiger wäre ihr aber etwas anderes: Der Stadtseniorenrat soll sich besser als bisher um die Koordination der Aktivitäten in den Stuttgarter Bezirken kümmern und auch die Zusammenarbeit der Delegierten fördern.

Dazu sei es aber nötig, dass das zentrale Büro des Stadtseniorenrats an der Fritz-Elsas-Straße permanent besetzt sei, sagt Brigitte Schumm. Sie würde sich wünschen, dass ein ehrenamtlicher Mitarbeiter mit Vorwissen in Kommunikation sich im Büro des Vereins engagiert. Die Stelle sollte durch eine höhere Aufwandsentschädigung entsprechend attraktiv gemacht werden, sagt sie. Brigitte Schumm freut sich aber noch aus einem anderen Grund über die Pläne der Fraktionen im Gemeinderat: „Das ist auf jeden Fall eine Wertschätzung für unsere Arbeit.“