Aus Wittwer wird Wittwer-Thalia – die Meldung wurde am Dienstagmorgen bekannt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Einstieg von Thalia in die Stuttgarter Buchhandlung Wittwer hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Viele Händler zeigen sich nicht überrascht. Die Mitarbeiter sind besorgt, ein Konkurrent hofft.

Stuttgart - Reiner Stegmüller reagiert auf die Übernahme des Buchhauses Wittwer durch Thalia so wie viele: Der Inhaber der Buchhandlung Steinkopf, der ältesten in Stuttgart, macht große Augen. Bis zu ihm hatte sich die Nachricht noch nicht herumgesprochen. „Andererseits überrascht es mich nicht“, sagt er, „denn Kunden berichteten mir, dass der Laden leer sei.“ Damit gehe es dem Traditionshaus am Schlossplatz ebenso „wie allen im Buchhandel“. Schlecht. Allerdings hätte er erwartet, dass Wittwer länger durchhält: „Schließlich gehört denen die Immobilie.“

Für manche Mitglieder der Vereinigung Stuttgarter Traditionsgeschäfte (STG) ist das Aus kein Schock. Christoph Achenbach (Lederwaren Acker) meint: „Es geht weiter. Das ist doch gut.“ Auch Florian Henneka (Korbmayer) sieht die Sache positiv: „Es sichert den Standort Stuttgart. Zudem muss man heute offensichtlich größer werden, um erfolgreich zu bleiben.“ Ins gleiche Horn stößt Citymanagerin Bettina Fuchs: „Strategische Allianzen werden immer wichtiger. Für Stuttgart ist das eine gute Nachricht.“ Handelsverbandsgeschäftsführerin Sabine Hagmann „bedauert“ indes die Entscheidung von Wittwer.

Osiander hofft, zu profitieren

Osiander-Chef Christian Riethmüller hofft dagegen, aus der Übernahme Kapital für seinen Standort am Marktplatz zu schlagen. Er setzt auf Kunden, die „weiterhin den Service eines regionalen Traditionsgeschäftes haben wollen“. Im Gegensatz dazu verfolge der „gesichtslose Konzern Thalia“ eine andere Philosophie. Dort stünden weniger Mitarbeiter auf der Fläche. In Folge dessen hätten sich bereits Wittwer-Mitabeiter bei Osiander beworben.

Die Reaktionen bei Wittwer sind unterschiedlich. Ein Teil der Belegschaft freut sich über die „Rettung“. Andere fürchten, dass sich die Arbeitsbedingungen verschlechtern könnten. Manche hoffen, dass das Bundeskartellamt seine Zustimmung zu der Übernahme noch verweigert.