Eine der letzten Diven des alten Hollywoods ist tot. Zsa Zsa Gabor liebte das ausschweifende Leben, den Luxus und vor allem die Männer. Die Schauspielerei war nebensächlich.
Los Angeles - Sie war so etwas wie das erste It-Girl Hollywoods. Ironie der Geschichte: ausgerechnet Zsa Zsa Gabor war auch die Großtante von Paris Hilton – eines der berühmtesten It-Girls der letzten zwanzig Jahre. So wie Hilton ist auch Gabor berühmt fürs Berühmtsein gewesen. Ihre Prominenz verdankte sie hauptsächlich ihrem glamourösen, ausschweifenden, skandalösen und am Ende nur noch tragischen Privatleben. Gabor war das Musterbeispiel einer mondänen Hollywood-Diva. Sie liebte den Luxus, rote Teppiche, teure Autos, Partys, Schmuck und Champagner. Aber vor allem: Männer. In der Nachkriegszeit wurde die blonde Budapesterin in den Vereinigten Staaten als Schauspielerin, aber vor allem als Sexsymbol bekannt. Ihre bekannteren Auftritte hatte Gabor in Filmen wie „Moulin Rouge“ (1952) und „Im Zeichen des Bösen“ von Orson Welles (1958).
„Wie man einen Mann behält? Schießen Sie ihm ins Bein!“
Viel mehr interessierten sich die Menschen für ihr ausschweifendes Liebesleben. Und die Gabor plauderte nur allzu gern über intime Details. Legendär sind ihre Anekdoten, die sie frei von der Leber und mit ihrem unverwechselbaren ungarischen Akzent in die Welt posaunte. „Ich bin eine gute Haushälterin. Jedes Mal, wenn ich mich scheiden lasse, behalte ich das Haus“, sagte sie in einem Interview. Der eine Gatte machte sie reich, und dank ihres Reichtums lernte sie den nächsten kennen. „Wie man einen Mann behält? Schießen Sie ihm ins Bein!“ Auch dieser Satz kam ihr genüsslich über die Lippen. Es sollte nicht bei verbalen Hieben bleiben. Eine Ohrfeige für einen Verkehrspolizisten in Beverly Hills brachte die Diva 1989 drei Tage hinter Gitter.
In ihrer Autobiografie dokumentiert Gabor, die als Sari – Zsa Zsa war ein Familienspitzname – auf die Welt kam, eine lange Reihe von Affären. Sie schreibt, im Alter von 15 Jahren bei einer Begegnung mit Kemal Atatürk, dem Gründer der modernen Türkei, ihre Jungfräulichkeit verloren zu haben. Sean Connery habe samtene Haut gehabt, Richard Burton beim Sex gerne schmutzig geredet. Zu den Männern, die sie angeblich zurückwies, zählten John F. Kennedy, Elvis Presley und Henry Fonda. Ob das alles so stimmt, ist nicht so wichtig. Denn genau das Nebulöse, Schwammige, Unscharfe war es, aus dem sich Zsa Zsa Gabor ihre verwegen-glamouröse Aura webte. Auch ihr tatsächliches Alter ebenso wie die genaue Anzahl ihrer Ehen (waren es acht oder gar neun?) blieben stets im Unklaren.
Die Tochter Francesca, mit der sie bis ans Ende zerstritten war, blieb ihr einziges Kind.
Zu den Männern, die ihr zu Ruhm und Reichtum verhalfen, gehörten zum Beispiel Conrad Hilton, der Gründer des Hotel-Imperiums. Er öffnete Gabor 1942 das goldene Tor zur Welt der Reichen und Schönen in den USA. Als die Ehe fünf Jahre später zerbrach, war Zsa Zsa schwanger. Die Tochter Francesca, mit der sie bis ans Ende zerstritten war, blieb ihr einziges Kind. Es folgten unter anderem George Sanders, ein Schauspieler, der später Zsa Zsas Schwester Magda heiratete, der Ölmagnat Joshua Cosden, Jack Ryan, der Erfinder der Barbie sowie der Rechtsanwalt Michael O’Hara. Und schließlich ehelichte sie für die letzten 30 Jahre ihres Lebens den adoptierten Prinzen aus dem Hunsrück, Frédéric Prinz von Anhalt.
„Darling, ich weiß, dass er nichts taugt“, soll Zsa Zsa Gabor zwei Tage vor ihrer Hochzeit mit dem Klischee-behafteten Hollywood-Prinzen gesagt haben. Dem „People“-Magazin vertraute sie damals, 1986, an: „Ich habe immer schlechte Männer geheiratet. Es ist eine Schwäche, meine Schwäche.“ Von Anhalt soll entgegnet haben: „Sie ist die einzige Frau, die jemals zu mir gehalten hat, ich werde sie niemals im Stich lassen.“
Stets an ihrer Seite: Ehemann Prinz Frédéric von Anhalt.
Ob er als Ehemann wirklich ein Taugenichts war, kann man Zsa Zsa Gabor nun nicht mehr fragen. Fakt ist: er hat wie versprochen zu ihr gehalten. Bis zum letzten Tag. Seit einem Hüftbruch, den sich Gabor im Juli 2010 durch einen Sturz zuzog, hatte sie wiederholt im Krankenhaus gelegen. Im Januar 2011 musste ein großer Teil ihres rechten Beins wegen Wundbrands amputiert werden, auch ihr linkes war bedroht. Nach einem Autounfall 2002 und einem Schlaganfall 2005 war sie bereits auf einen Rollstuhl angewiesen. Stets an ihrer Seite: Ehemann Prinz Frédéric von Anhalt. Krankenpfleger, Rechtsbeistand, Hausmeister, PR-Agent – der 76-Jährige hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, sich medienwirksam um die Belange der verblassenden Hollywood-Diva zu kümmern. In einem Interview sagte er einmal: „Es ist meine Lebensaufgabe, sie zu betreuen. Wenn sie einmal sterben sollte, weiß ich nicht, was ich mache. Sie ist mein Dornröschen.“