Fritz Kuhn schreibt in das Kondolenzbuch Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Oberbürgermeister Fritz Kuhn trug sich am Montag im Rathaus als erster Stuttgarter ins Kondolenzbuch für den am Samstag gestorbenen Ehrenbürger Richard von Weizsäcker ein. Seinem Beispiel folgten auch zahlreiche Bürger.

Stuttgart - Kuhn schrieb: „Richard von Weizsäcker, in Stuttgart geboren, geschätzt in der ganzen Welt, durch die Kraft seines Wortes, begründet auf seiner moralischen Integrität. Wir trauern um unseren Ehrenbürger. Fritz Kuhn, Oberbürgermeister.“

Doch Fritz Kuhn war nicht der einzige Stuttgarter, der seine Trauer um den ehemaligen Bundespräsidenten ausdrücken wollte. Viele nahmen sich die Zeit, in Ruhe über ihre geschriebenen Worte nachzudenken und verbrachten einen Moment damit, in sich zu gehen. Heinz Müller (86) ist in Darmstadt geboren, er war die gleiche Generation wie Richard von Weizsäcker. Ihn hat vor allem seine Rede dazu bewegt, den Weg in das Rathaus zu gehen. „Seine Worte der Befreiung habe ich nie vergessen. Ein stilles Gedenken“, schrieb er.

Auch Jürgen Wenzler hatte den Weg in den kleinen Raum gefunden, sich auf den großen Stuhl gesetzt, vor den Tisch, auf dem ein Foto von Richard von Weizsäcker stand und das Buch lag. Er findet „von Weizsäcker war ein herausragendes Vorbild“. Er schrieb: „ich gedenke einem großen Menschen, einem Politiker für den Wahrhaftigkeit, Offenheit und Vertrauen selbstverständlich waren, und der den Mut hatte, auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen.“

Petra Knecht (60 Jahre) würde für ihn ein Denkmal setzen, „er war ein Politiker der Charakter hatte“. Gerda und Manfred Renz schrieben: „Wir verneigen uns vor einem mutigen Menschen und großen Stuttgarter!!“ Regina Schreibe-Meyer schrieb: „Die Welt hat einen großen Denker, Redner, einen Menschenfreund mit Format und einen ihrer größten Staatsmänner verloren. Danke für Ihr Wachrütteln (diesen Mut bräuchte es heute mehr denn je).“ Viele kamen auch nur, um sich die Texte der anderen durchzulesen. So wie der 45 Jahre alte Felix Klafszky, er hat 1986 die Mittlere Reife abgelegt, ein Thema war die Rede von Weizsäckers 1985 vor dem Bundestag über die Befreiung Deutschlands.

Auch in den nächsten Tagen können die Stuttgarter sich ins Kondolenzbuch eintragen. Das Rathaus ist von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Am Mittwoch, 11. Februar, wird Richard von Weizsäcker in Berlin beigesetzt. In Stuttgart werden die Flaggen an diesem Tag auf halbmast gesetzt.