Rolf Kurz strahlte stets eine knitze Gemütlichkeit aus. Foto: Sascha Sauer

Der langjährige CDU-Stadtrat und Fraktionschef, Landtagsabgeordnete, Unternehmer, Präsident des Bunds der Selbstständigen und ungarische Honorarkonsul Rolf Kurz aus Schmiden ist am Dienstag im Alter von 83 Jahren verstorben.

Fellbach - Sich in seiner Gegenwart unwohl zu fühlen, das war eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Stets gab es eine angenehme Gesprächskultur, stets strahlte er dabei eine knitze Gemütlichkeit aus. In der Öffentlichkeit hat man ihn nie mal aufbrausend erlebt. „Nach außen hin wirke ich immer sehr ruhig“, bekannte er einmal, „doch innerlich brodelt es durchaus mal in mir – ich muss immer etwas bewegen.“

Ruhestand, das war etwas für andere: Er habe so viele Ideen und so viele Projekte im Kopf, er wisse gar nicht, wie er das alles noch umsetzen solle, erzählte er noch vor wenigen Jahren. Man hatte das Gefühl, diesen gestandenen Mann kann nichts aus der Bahn werfen. Am Dienstag ist Rolf Kurz gestorben, im Alter von 83 Jahren.

Was Rolf Kurz anpackte, das hatte Hand und Fuß

Der Schmidener hat Fellbach geprägt wie nur wenige andere. Was er anpackte, hatte Hand und Fuß, auf politischer Ebene wie in seinen vielen beruflichen Weiterentwicklungen. Rolf Kurz war Gemeinderat, erst im noch selbstständigen Schmiden und später in Fellbach und natürlich auch Vorsitzender seiner Fraktion. Dabei hatte er, wie Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull in einer Würdigung erläutert, maßgeblichen Anteil an der gelungenen Integration Schmidens und Oeffingens in die Gesamtstadt.

Doch auch weit über Fellbach hinaus wirkte Kurz – nicht nur im politischen Spektrum. Von 1984 bis 2006 gehörte er, als stets direkt gewählter Abgeordneter, für den Wahlkreis Waiblingen dem Landtag von Baden-Württemberg an. Nach seiner politischen Laufbahn wurde er von der Republik Ungarn zum Honorarkonsul berufen und wirkte mit viel Herzblut als Brückenbauer zwischen Baden-Württemberg und Ungarn. Dazu passt auch Rolf Kurz’ ungarisches Menü als Rezeptbeitrag zum Buch-Weihnachtspräsent des Waiblinger Landratsamts im Dezember 2007: Bohnensuppe nach Jókai-Art, Gänsebraten mit Pflaumenwein-Soße und als Dessert Vogelmilch mit Schneeballen.

Als Unternehmer setzte er ausgeprägte Akzente

Doch ebenso ausgeprägte Akzente setzte er als Unternehmer, einst mit seiner Spedition und zuletzt mit der Kurz Aviation Service GmbH auf dem Echterdinger Flughafen. Sein Nachfolger als CDU-Kreisvorsitzender, der Urbacher Joachim Pfeiffer, bezeichnete ihn einmal als „unternehmerischen Überflieger“. Viele Jahre war Kurz Präsident des Bundes der Selbstständigen in Deutschland, setzte sich dabei insbesondere für den Mittelstand ein.

Legendär waren die Feste zu seinen runden Geburtstagen, zum 70. etwa in der Schwabenlandhalle und zum 80. in der Alten Kelter am Fuße des Kappelbergs. Dabei strömte alles, was Rang und Namen hat im deutschen Südwesten, nach Fellbach – an der Spitze amtierende oder ehemalige Ministerpräsidenten wie Lothar Späth, Erwin Teufel und Günther Oettinger. „Rolf Kurz ist nicht stromlinienförmig, er hat Ecken und Kanten – aber das vorherrschende Merkmal ist sein ansteckender Optimismus“, würdigte Teufel ihn im Januar 2005. Zehn Jahre später lobte Oettinger ihn als „liberalen Remstäler“. Der damalige Oberbürgermeister Christoph Palm betonte, Kurz’ Vertrauens- und Glaubwürdigkeit sowie sein Durchsetzungsvermögen seien auch von politisch Andersdenkenden anerkannt und geschätzt worden.

Der Grüne Rezzo Schlauch würdigte ihn als „Mann der leisen Töne“

Dazu passt auch, was der Grüne Rezzo Schlauch vor zwei Jahren anlässlich der Auszeichnung des Otto-Schlecht-Preises für den deutsch-ungarischen Dialog betonte: „Rolf Kurz war ein Mann der leisen Töne, er ist nie schrill und laut gewesen. Er hatte immer einen ausgleichenden Charakter und beherrschte die Tugenden der Diplomatie aus dem Effeff.“ Rolf Kurz’ Wirken zeichnete sich durch Mitmenschlichkeit und Herzlichkeit aus. Er war, so Oberbürgermeisterin Gabriele Zull in ihrer Würdigung, „ein feiner, herzensguter Mensch und eine beeindruckende Persönlichkeit“.