Burt Reynolds war mal das männliche Sexsymbol schlechthin – mit durchaus ironischen Untertönen. Foto: UIP

Ein Nacktfoto hat Burt Reynolds berühmter gemacht als seine Filme. Aber der Filmstar der 70er und 80er, der nun im Alter von 82 Jahren gestorben ist, hat mit dem Machismo stets gespielt. Und die Rolle von Bond hat er mal cool abgelehnt.

Hollywood - Könnte man heute noch jemanden nach der berühmtesten Brusthaarmatte der Welt fragen? Wohl kaum, man würde befremdete Blicke ernten. In den 70er Jahren dagegen war die Antwort eindeutig: Das dunkle Gekräusel auf der Brust und auf anderen Körperstellen des Hollywood-Schauspielers Burt Reynolds war der männliche Beitrag zur sexuellen Revolution. Im April 1972 prangte Reynolds nackt, lustverheißend grinsend und mit einem Zigarillo im Mundwinkel auf den Ausklappseiten des Hochglanzmagazins „Cosmopolitan“.

Das verstand man damals nicht als Machoattacke, sondern als revolutionäre Unterordnung des Mannes unter die weibliche Schaulust. „Endlich ein nacktes männliches Centerfold“, posaunte das Titelblatt den Kioskkunden entgegen – und im Nu waren fabulöse 1,5 Millionen Exemplare des Heftes an den Mann respektive an die Frau gebracht. Gerade noch war der damals 36-jährige Reynolds ein relativ unbekannter Schauspieler gewesen, weit entfernt vom Ruhm eines Robert Redford oder Paul Newman. Nun war er ein multimediales Phänomen, ein verschmitzter Gott, herabgestiegen, um den Irdischen zu helfen, ihre Verklemmungen loszuwerden.

Mehr als ein Grinsen

Dabei galt der Publicity-Stunt dem besten Film, in dem Reynolds bis dahin mitgespielt hatte, „Deliverance – Flußfahrt“ von Regisseur John Boorman. In dieser Geschichte eines zum Alptraum werdenden Outdoor-Trips einiger Städter durch ein feindseliges Hinterland der USA traf eine neue Zeit auf eine alte, wurde der Kampf der Weltbilder heruntergebrochen auf ein archaisches Männerduell .

Burt Reynolds, der nun am 6. September im Alter von 82 Jahren gestorben ist, war eben mehr als das breite Grinsen überm Schnauzbart, das signalisierte, er werde stets der letzte noch Stehende sein, wenn alle anderen weggekippt sein würden. Er konnte einen weichen Hundeblick einschalten, in dem man die Frage lesen konnte, wann der große Junge in ihm eigentlich mal Pause von dem Mega-Macho-Spiel machen dürfe. Und er konnte eine Fratze ziehen, die sein Gesicht zum Granitblock machte, der auf das Gegenüber stürzte.

Die Orientierung verloren

Den Großteil seiner Karriere brachte er dann aber mit Filmen zu, in denen laute Motoren und jede Menge testosterontriefendes Bravado wichtiger waren als skeptische Fragen nach dem männlichen Innenleben. Filme wie die „Schlitzohr“-Reiheund „Auf dem Highway ist die Hölle los“ (1981) definierten sein Image. Sie wirkten, als wolle er sich bei Männern entschudligen, sollte sein Nacktbild zu lustknabenhaft gewirkt haben, zu subversiv am Image des harten Weltbezähmers genagt haben.

Ein wenig passt es da zu Reynolds, dass er, der es sich in den 70ern leisten konnte, die Rolle von James Bond abzulehnen, in den Neunzigern pleite ging. Da hatte einer nach und nach die Orientierung verloren. Aber heute muss man über seine alten Filme wieder lächeln. Denn so, wie er da oft ironisch übertreibt, legt er den eitlen Hahn im stolzen Adler frei.