Sie prägten Daimler über Jahre: Hilmar Kopper, Jürgen Schrempp und Edzard Reuter. Foto: dpa/picture-alliance

Hilmar Kopper hat die Deutsche Bank in schwierigen Zeiten übernommen. Nun ist der langjährige Chef des Daimler-Aufsichtsrats im Alter von 86 Jahren gestorben.

Frankfurt - Es war eine schwere Last, die auf ihm lag. Damals, im November 1989, musste Hilmar Kopper eher unfreiwillig in die erste Reihe. Und das aus tragischem Anlass, denn der damalige Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, war von Terroristen ermordet worden. Kopper musste die Führung des größten deutschen Geldhauses in dieser Zeit übernehmen. Nach wie vor war die Bank im Mittelpunkt der Kritik der Kapitalismusgegner.

Die „Peanuts“ begleiteten ihn für den Rest seiner Karriere

Einer wie Kopper, der damals schon dem Vorstand der Bank angehörte, hatte das Zeug dazu – auch wenn mit dem Wechsel gleichzeitig ein gewisser Kulturwechsel einherging. Anders als der aristokratisch auftretende Herrhausen, der die Deutsche Bank mit zu einer politischen Institution in Deutschland geformt hatte, war der Sohn eines Landwirts aus dem westpreußischen Oslanin eher hemdsärmelig. Er liebte das offene Wort und die klare Sprache – manchmal etwas zu offen und zu klar, so wie im Jahre 1994, als er im Verlauf einer mehr als zweistündigen Pressekonferenz die offenen Handwerkerrechnungen des zwielichtigen Baulöwen Schneider als „Peanuts“ bezeichnete. Eine zweistellige Millionensumme, offene Rechnungen, die für zahlreiche Handwerker die Insolvenz bedeuteten – ein Missgriff in der Wortwahl, der Hilmar Kopper in seiner ganzen weiteren Karriere begleiten sollte, sie aber nicht bremsen würde.

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Kopper, Banker von klein auf, der das Handwerk in der Rheinisch-Westfälischen Bank in Köln-Mülheim gelernt hatte, war immer zielstrebig. Von Köln ging es nach New York, danach Schritt für Schritt bis in den Vorstand, dem er von 1977 an angehörte.

Als Vorstandschef schließlich setzte er die von Herrhausen angestoßene Internationalisierung der Bank in die Praxis um – ein entscheidender Schritt für Deutschlands führendes Geldhaus. Nach acht Jahren übergab Kopper den Chefposten im Mai 1997 an Rolf Breuer und wechselte an die Spitze des Aufsichtsrates, den er fünf Jahre lang lenkte. In dieser Zeit musste er oft vermittelnd eingreifen, denn in der Bank tobte der Wettstreit zwischen den Investmentbankern – die den größten Teil des Gewinns erwirtschafteten – und den Traditionalisten, die das klassische Bankgeschäft nicht vernachlässigen wollten. Kopper verstand beide Seiten – das war wahrscheinlich Teil seines Erfolgs. Der groß gewachsene Mann packte viele Probleme an, zum Teil auch gleichzeitig, sie schienen ihm nie zu schwer.

Das Scheitern der Welt AG von Jürgen Schrempp nahm Kopper gelassen

Auch als Oberaufseher von Daimler hatte Kopper keine leichte Zeit. Jürgen Schrempp, der ähnlich hemdsärmelige Daimler-Chef in den 1990er Jahren, unterbreitete ihm seine Idee von der Hochzeit im Himmel, der Fusion von Daimler-Benz und Chrysler bei einer guten Flasche 1975er Château Lafite, sagt man. Das spätere Scheitern der Welt-AG von Jürgen Schrempp nahm Kopper dann gelassen – er war immer dafür, etwas zu versuchen, auch wenn es nicht immer von Erfolg gekrönt war.

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Vergleichbar verlief sein Engagement bei der kriselnden Landesbank HSH, die ihm 2009 den Vorsitz des Aufsichtsrates angetragen hatte. Er wollte die damalige HSH Nordbank „wieder zu einem funktionierenden Kreditinstitut“ machen. Bei einer Bank ohne Zukunft hätte er nie angeheuert, betonte er: „Niemand braucht die WestLB“ – wieder eines dieser deutlichen Kopper-Worte.

Nun ist Hilmar Kopper im Alter von 86 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben, wie die Bank mitteilt. Er hinterlässt eine Tochter und zwei Söhne aus seiner ersten Ehe. In zweiter Ehe war er seit 2003 mit Brigitte Seebacher-Brandt verheiratet, der Witwe des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD).