Alter Sportvorstand, neuer Sportvorstand: Michael Reschke (li.) übergibt an Thomas Hitzlsperger. Foto: Baumann

Michael Reschke ist als Sportvorstand des VfB Stuttgart Vergangenheit. Damit ist auch der Plan des Präsidenten Wolfgang Dietrich krachend gescheitert, kommentiert unser Autor Dirk Preiß.

Stuttgart - Am Montag die weitere Zusammenarbeit mit dem Trainer verkündet, am Dienstag selbst abberufen – es gibt Vorgänge, die überraschen selbst langjährige Beobachter des VfB Stuttgart noch. Der Club jedenfalls, oder besser: die VfB AG, hat sich von ihrem Sportvorstand Michael Reschke getrennt.

Der Zeitpunkt war in der Abfolge der Ereignisse ungewöhnlich, erstaunlich ist der Schritt letztlich aber nicht. In Markus Weinzierl droht derzeit der dritte Trainer unter Reschke zu scheitern, die für insgesamt rund 40 Millionen Euro verpflichteten Sommer- und Winterneuzugänge haben fast allesamt nicht überzeugt, und vermutlich wurde nun vorzeitig vollzogen, was spätestens nach dieser Saison ohnehin nicht mehr zu verhindern gewesen wäre.

Kein gutes Bild in der Öffentlichkeit

Mal angenommen, der VfB Stuttgart erhält bis dahin tatsächlich frische Millionen eines weiteren Investors – hätte man Michael Reschke tatsächlich noch einmal auf Einkaufstour schicken können? Mit dem Blick auf die Bilanz der jüngsten Investitionen ist die Antwort ein klares Nein. Die erste Anschubfinanzierung hat der Rheinländer ausgegeben, aktuell sind Platz 16, akute Abstiegsgefahr und eine Mannschaft, in der rein gar nichts zueinander passt, das Ergebnis.

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Dabei kann man dem längjährigen Kaderplaner mangelnden Einsatz nicht vorwerfen. Nahezu rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr hat er für den VfB gerackert – aber eben auch erstmals in seiner Karriere im Lichte der Öffentlichkeit. Dort – und noch mehr im kleinen Kreis – punktete Reschke zwar durchaus mit einem unendlichen Fundus an Anekdoten und großem Unterhaltungswert. Wenn es darum ging, strittige Entscheidungen des Vereins nach Außen zu vetreten, hinterließ er aber oft Kopfschütteln. Zum fragwürdigen Bild, das der VfB derzeit in der Öffentlichkeit abgibt, hat er maßgeblich dazu beigetragen – unter anderem durch seinen Umgang mit der Trennung von Ex-Trainer Tayfun Korkut.

Schwieriges Verhältnis zu den Trainern

Sein Verhältnis zu den Trainern seiner Amtszeit – Hannes Wolf, Korkut und Markus Weinzierl – war selten das von zwei Partnern auf Augenhöhe. Vielmehr sah Reschke in sich selbst den eigentlichen Fachmann. Wer daran zweifelte, der durfte von seinem besonderen Verhältnis zu Pep Guardiola erfahren.

Nun also hat der Aufsichtsrat die Reißleine gezogen – was auch bedeutet: Der Plan von Wolfgang Dietrich, gemeinsam mit Reschke den VfB der Zukunft zu bauen, ist krachend gescheitert. Erst recht, sollte das Team tatsächlich noch absteigen – dann wäre auch Dietrich, der eine vereinsseitige Ausstiegsoption vor Monaten noch aus dem Vertrag von Reschke nehmen ließ, zum Rückzug gezwungen. Wohl auch, um einen positiven Punkt in eigener Sache zu sammeln, hat der 70-Jährige, der Vorsitzender des Aufsichtsrats ist, nun die Trennung schneller als erwartet vollzogen. Sein Plus: In Thomas Hitzlsperger konnte er sofort einen Nachfolger präsentieren, der sich in seiner bisherigen Funktion als Chef des Nachwuchsleistungszentrums viele Sympathien und Anerkennung erworben hat.

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Allerdings: Im Amt des Sportvorstandes ist der Ex-Nationalspieler ein Lehrling – seine Zeit als NLZ-Chef aber lässt immerhin für die Zukunft hoffen. Damit er dann nicht den Neuaufbau in Liga zwei starten muss, sind nun Trainer und Mannschaft am Zug. Auf dem Platz stand Michael Rescke zuletzt nämlich nie.