Helmut Noë ist auch im Alter von 80 Jahren noch politisch aktiv. Bei den Kommunalwahlen 2024 will er allerdings nicht mehr antreten. Foto: /Simon Granville

Der kommunalpolitisch und gesellschaftlich vielfach engagierte ehemalige Erste Bürgermeister von Leonberg, Helmut Noë, wird 80.

„Warum machen Sie das alles?“ Diese Frage hört Helmut Noë nicht nur an seinem 80. Geburtstag häufig. Auch sonst wollen die Menschen wissen, was ihm Ansporn für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Wirken gibt. „In der Gesellschaft muss man sich für die Gesellschaft engagieren“, sagt der Wahl-Höfinger. Das sei notwendig, weil der Staat nicht alles leisten könne, das würden die jüngsten Krisen zeigen. „Und es macht Spaß, denn ehrenamtlich tätig zu sein ist eine Freude und eine Genugtuung, dabei bekommt man so viel zurück – das ist der höchste Grad der Befriedigung“, sagt das Geburtstagskind.

Verpflichtung des mündigen Bürgers für das Gemeinwesen

Nach fast fünf Jahrzehnten Tätigkeit im öffentlichen Dienst sei ihm klar gewesen, dass man nicht von jetzt auf gleich von hundert auf null herunterschalten könne. Als ehemaliger Erster Bürgermeister von Leonberg wusste er von vielen „Baustellen“ , wo ehrenamtliches Mitgestalten und Helfen nötig waren. „Als mündiger Bürger ist man dem Gemeinwesen verpflichtet“, ist das Credo von Helmut Noë. Dabei halte er es mit dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch, dass Demokratie bedeute, dass man sich in seine eigenen Angelegenheiten einmischen müsse – konstruktiv und zum Wohle der Allgemeinheit.

Noë ist Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Jugendmusikschule Leonberg, er ist tätig im Vorstand des Fördervereins Krankenhaus Leonberg, im Ausschuss des Obst- und Gartenbauvereins Höfingen. Aber er schaufelt, gräbt, sägt und schwingt auch die Sense als Mitglied der Schlammbrüder, einer Umweltgruppe im Bürgerverein Eltingen, die Biotope pflegt. Noë hat sich im Hospiz engagiert, ist Mitglied im Lions-Club Leonberg und im Verein Bürger helfen Bürgern, der die Aktion „Lichtblicke“ unserer Zeitung trägt.

Schon in der Jugend ehrenamtlich aktiv

Dieses Anpacken, wo Hilfe benötigt wird, kommt nicht von ungefähr. „Ich war schon in meiner Jugend ehrenamtlich tätig, denn das entspricht auch meiner christlichen Überzeugung“, sagt Helmut Noë. Dabei hat er immer auf die Unterstützung seiner Familie zählen können. „Meine Frau Rosemarie, mit der ich vor vier Jahren die goldene Hochzeit gefeiert habe, trug und trägt es mit Fassung, aber allergrößter Unterstützung mit“, sagt der Jubilar mit einem dankbaren Blick in Richtung seiner Frau. „Na ja, ich kenne es nicht anders“, sagt die mit einem Augenzwinkern. Sie habe sich ihr Leben darum in vielen Dingen selbst gestaltet.

Die Kinder hätten immer scherzhaft gesagt, dass sie es ganz gut überlebt hätten, dass der Vater einen so vollen Terminplan hatte, erzählt Noë. Sohn Philipp, der mit seiner Familie in North Carolina in den USA wohnt und arbeitet, und Tochter Dagmar, die mit ihrer Familie in Beckenham bei London zu Hause ist, sind natürlich zum großen Geburtstagsfest eingetroffen. Und natürlich der Stolz und der Sonnenschein der Großeltern – die dreijährige Enkelin Scarlett Rose.

Im Jahr 1973 in Höfingen zum Fachbeamten für das Finanzwesen berufen

Geboren wurde Helmut Noë 1943 in Haigerloch. Sein Ausbildung begann er 1962 beim Bürgermeisteramt im Heimatort. Nach einer Tätigkeit als Regierungsinspektor beim Landratsamt Freudenstadt war Noë von 1970 bis 1972 Leiter des Steueramtes und des Standesamtes sowie stellvertretender Fachbeamter für das Finanzwesen in Baiersbronn. Seine Zeit hierzulande begann 1973, als er zum Fachbeamten für das Finanzwesen in der damals selbstständigen Gemeinde Höfingen berufen wurde.

Der heutige Leonberger Teilort ist auch zur Heimat der Familie geworden. Mit der Eingemeindung von Höfingen im Jahr 1975 wurde Noë zum Ortsvorsteher gewählt. Im Jahr 1993 folgte die Wahl zum Sozial- und Finanzbürgermeister in Leonberg. Von 2001 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2009 führte Helmut Noë die Geschäfte als Erster Bürgermeister von Leonberg. Für seine Verdienste wurde ihm 2009 die Bürgermedaille der Stadt verliehen.

Der Christdemokrat ist im Böblinger Kreistag und im Verband Region Stuttgart aktuell am Entscheidungsprozess zweier wegweisender Baustellen beteiligt. Im Kreistag geht es um die Auswirkungen der geplanten Krankenhausreform der Bundesregierung und im Regionalverband um das 49-Euro-Ticket. Dem Kreistag gehört Helmut Noë ununterbrochen seit 1988 an.

Seit mehr als 30 Jahren steht er an der Spitze der CDU-Kreistagsfraktion. Hier ist er unter anderem Aufsichtsratsmitglied im Klinikverbund Südwest sowie Mitglied in den Aufsichtsräten der Kreiskliniken. Da hat Noë eine klare Position, die sich gegen die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Konzentrierung der Krankenhauslandschaft richtet. „Die Leute brauchen und wollen ihre Krankenhäuser vor Ort, das hat die Pandemie deutlich gezeigt“, weiß Noë. „Deshalb bekennen wir uns hier auch alle zu den kleineren Häusern im Landkreis zusätzlich zur Flugfeldklinik.“

Die neue Reform werde die Krankenhauslandschaft bundesweit rund 20 Prozent der Betten kosten. „Die kann nicht gut sein, wenn schon das renommierte Bosch-Krankenhaus um seinen Bestand fürchten muss“, sagt der erfahrene Kommunalpolitiker.

Kritik an der Verlegung des Rettungshubschraubers Christoph 41

„Als Mitglied im Aufsichtsrat des Klinikverbunds Südwest sowie der Kreiskliniken kann ich auch die geplante Verlegung des Rettungshubschraubers Christoph 41 nach Tübingen nicht gutheißen“, sagt der Jubilar.

Das schwäche den Krankenhausstandort und beeinträchtige massiv die Gewinnung von Ärzten und Pflegekräften. „Viele haben gesagt, ich gehe dahin wegen des Hubschraubers“, weiß Noë. Und in Richtung seiner Parteigenossen im baden-württembergischen Innenministerium sagt Noë: „Der Beweis, dass durch diese Umstrukturierung die Luftrettung hier bei uns gewährleistet ist, ist noch nicht erbracht.“

Seit 1999 hat Helmut Noë auch Sitz und Stimme im Verband Region Stuttgart. Als Mitglied des Verkehrsausschusses hat er hier aktuell verstärkt mit dem Thema 49-Euro-Ticket zu tun. „Alle Angebote müssen neu ausgerichtet werden, denn alle VVS-Abos sind teurer als das Ticket“, sagt Noë. Das Ticket dürfe auch nicht nur auf das Smartphone beschränkt werden. „Es muss auch eine Papierform geben, denn nicht alle haben und können ein Smartphone auch bedienen.“ Doch auch Probleme mit der Infrastruktur, der Technik, dem mangelnden Personal gelte es zu lösen und den öffentlichen Nahverkehr auszubauen.

„Die Menschen werden immer älter, dann ist es hilfreich, wenn sich auch Vertreter der älteren Generation für ihre Belange einsetzen und ihre Erfahrung, ihr Können und Wissen in den Dienst der Allgemeinheit stellen“, sagt das Geburtstagskind. Aber für ihn ist nach dieser Legislaturperiode Schluss. Und so sagt Helmut Noë an seinem 80. Geburtstag: „Bei den Kommunalwahlen 2024 werde ich nicht mehr antreten, den anderen Ehrenämtern bleibe ich treu, natürlich verbunden mit der Hoffnung, dass ich gesund bleibe.“

Auch der Landrat gratuliert

Glückwünsche
Für Landrat Roland Bernhard ist der Geburtstag Grund genug, in Leonberg vorbeizuschauen und persönliche Glückwünsche auszusprechen. „Ich gratuliere Helmut Noë herzlich; er ist im Kreistag vermutlich das Mitglied mit der größten Erfahrung und nicht umsonst der zweite stellvertretende Vorsitzende“, so Landrat Bernhard. „Seit mittlerweile 35 Jahren bereichert er das Gremium mit seiner Erfahrung.“ Sein Engagement diene nicht ausschließlich der Lokalpolitik, sondern richte sich insgesamt darauf, mit seinem Wirken etwas auch für kommende Generationen zu bewirken.