Der Jäger an der Fassade der Markthalle wartet auf den Restaurator. Foto: Leif Piechowski

Es heißt zwar, dass Geburtstagsgeschenke mit zunehmendem Alter unwichtiger werden. Trifft das Geschenk aber genau ins Schwarze, freut sich auch eine Hundertjährige – wie die Markthalle. Zu ihrem Jubiläum sollen die Gemälde an der Fassade restauriert werden.

Stuttgart - Es ist zwar noch eine Weile hin bis zum 100. Geburtstag im kommenden Jahr. Doch die Gratulanten machen sich bereits seit längerem Gedanken, womit sie der Markthalle in der Innenstadt eine Freude zum Jubiläum machen können. Als sich bei einer Untersuchung der Wandmalereien herausstellte, dass die Farbe abblättert und es Risse und feuchte Stellen gibt, musste der Förderverein Alt Stuttgart nicht mehr lange nachdenken. „Es war klar, dass wir da etwas tun müssen“, sagt Claus Endmann, Vorstandsvorsitzender des Vereins. Der Förderverein hat die Markthalle bereits zum 95. Geburtstag großzügig bedacht. Das Geschenk damals war eine Nachbildung des zerstörten Ceres-Brunnens. Der plätschert seither wieder in der Halle.

Die Gemälde in der oberen Hälfte an der Hauptfassade der Markthalle wurden um 1914 von den Malern Wilhelm Nida-Rümelin (1876 bis 1945) und Franz Heinrich Gref (1872 bis 1957) geschaffen. Sie zeigen unter anderem im Lauf der Jahre blass gewordene Marktfrauen, Bauern, Wengerter, Jäger und den heiligen Christophorus, den Schutzheiligen der Stadt Stuttgart.

Weil die Restaurierung mit rund 65 000 Euro ein recht teures Geschenk ist, hat der Förderverein noch andere Spender mit ins Boot geholt. Der Verein selbst trägt mit 35 000 Euro den Löwenanteil. Die Märkte Stuttgart GmbH will sich als Eigentümerin der Markthalle mit etwa 10 000 Euro beteiligen, und die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ist mit ebenfalls 10 000 Euro im Boot. Sie fördert pro Jahr mit zwei Millionen Euro rund 40 Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Im vergangenen Jahr hat sie zur Restaurierung der Oberlichter in der Markthalle 30 000 Euro zu den Gesamtkosten von 130 000 Euro zugeschossen. Auch die Sanierung des Hoppenlaufriedhofs wird von der Denkmalstiftung mitfinanziert. Die restlichen 10 000 Euro soll die staatliche Denkmalpflege beisteuern.

Exakte naturwissenschaftliche Analyse über Zustand nötig

„Wir hoffen, dass die Restaurierung bis zum Jubiläum im kommenden Sommer abgeschlossen ist“, sagt Endmann. Gern hätte er noch die Restaurierung der Steinfiguren an der Markthalle zum Jubiläum in Angriff genommen. Aber das wäre dann doch zu kostspielig – und die Markthalle wird ja noch viele Geburtstage feiern.

Bevor die Wandmalereien restauriert werden, muss laut Landesdenkmalpflege eine exakte naturwissenschaftliche Analyse über deren Zustand gemacht werden. „Das ist notwendig, damit nicht falsch gearbeitet wird und der Schaden hinterher größer als vorher ist“, sagt Landesdenkmalpflegerin Angelika Reiff und betont, dass es bei der Restaurierung nicht um die Rekonstruktion von fehlenden Stellen geht, sondern um den Erhalt des Vorhandenen. Was genau gemacht wird, muss für spätere Restaurierungen in Wort und Bild festgehalten werden.

Das alles kostet Zeit. Wie viel Zeit, kann im Moment noch niemand sagen. Auch wann es mit der Restaurierung losgeht, ist ungewiss. Deshalb will sich Axel Heger, Chef der Märkte Stuttgart GmbH, noch nicht festlegen, wann genau das zweitägige Jubiläumsfest gefeiert wird. „Wir richten uns nach dem Zeitplan der Denkmalpfleger“ sagt er.

Zum Jubiläum ebenfalls neu gemacht werden soll die marode Giebelwand hinter dem Fischstand. Die Kosten dafür liegen bei rund 70 000 Euro.