ZF-Chef Stefan Sommer will im kommenden Jahr den Kauf vom US-Konkurrenten TRW abschließen. Foto: dpa

Das Friedrichshafener Stiftungsunternehmen ZF ist vollauf damit beschäftigt, die Übernahme vom Konkurrenten TRW in trockene Tücher zu bringen. Jetzt droht ein Großauftrag flöten zu gehen.

Stuttgart/Friedrichshafen - Trotz einiger schwacher Märkte in Schwellenländern, Belastungen durch die Ukraine-Krise und des drohenden Absprungs eines Großkunden sieht sich Deutschlands drittgrößter Autozulieferer ZF Friedrichshafen auf Kurs.

Für 2014 gehe man von „mehr als 18 Milliarden Euro Umsatz“ aus, sagte Stefan Sommer, Chef des Stiftungskonzerns, am Donnerstag in Stuttgart. Ein Plus von knapp sieben Prozent gegenüber 2013. Für 2015 rechnet Sommer mit einem Umsatzwachstum „auf ähnlichem Niveau“. Die Umsatzrendite soll steigen und sich im kommenden Jahr „auf sechs Prozent hinentwickeln“

Die angekündigte Milliarden-Übernahme des im US-Staat Michigan ansässigen Elektronik-Spezialisten TRW will ZF im Laufe des ersten Halbjahrs 2015 abschließen. Man erwarte, dass bis dahin alle kartellrechtlichen Genehmigungen erteilt seien, sagte Sommer. Danach werde ZF schrittweise TRW-Anteile aufkaufen, das Unternehmen dann von der Börse nehmen und als 100-Prozent-Tochter in den Friedrichshafener Stiftungskonzern integrieren. Die nötigen Finanzmittel bringe ZF je zur Hälfte aus Bankkrediten sowie aus Anleihen auf, die in den kommenden Monaten platziert werden sollen. Zusätzliche Beiträge – sowohl von ZF als auch TRW – sind laut Sommer nicht nötig, „sofern sich die Märkte entwickeln wie erwartet“.

Um die Integration des 13-Milliarden-Zulieferers TRW zu stemmen, erweitert ZF seinen Vorstand – er wächst von sechs auf acht Mitglieder an. Der Finanzfachmann und langjährige ZF-Manager Franz Kleiner (55) soll ab Jahreswechsel das Nordamerikageschäft des Zulieferers verantworten. Mit dem 58-jährigen Peter Lake holt sich ZF-Chef Sommer ab Oktober 2015 einen altgedienten TRW-Mann ins Boot. Lake, bislang Vertriebschef in Michigan, soll im neu entstehenden Gesamtkonzern als Marktvorstand sowohl die Integration der einzelnen Geschäftsteile voranbringen als auch den Vertrieb ankurbeln.

Global kämpfte ZF 2014 vor allem mit sehr unterschiedlichen Entwicklungen. Während das US- und Asiengeschäft mit Zuwächsen von jeweils rund 20 Prozent boomte und in Europa immerhin noch etwa fünf Prozent mehr als im Vorjahr erwirtschaftet wurde, brachen wichtige Märkte in Südamerika und Osteuropa ein. In der Ukraine und in Russland leidet vor allem das Geschäft mit Bauteilen für Landmaschinen.

Auf das Stammwerk in Friedrichshafen am Bodensee könnte in den kommenden Monaten ebenfalls Ungemach zukommen. Der Lkw-Bauer MAN plant, seine schweren Trucks in Zukunft nicht mehr mit ZF-Getrieben auszustatten. „Wir sind in Gesprächen mit MAN, damit der Übergang keine gravierenden Auswirkungen auf die Fertigung in Friedrichshafen hat“, sagte Sommer. Etwa 40 Prozent der in Friedrichshafen gebauten Nutzfahrzeuggetriebe werden derzeit an MAN geliefert. Rund 3000 Beschäftigten arbeiten am Standort in der Getriebeproduktion.

Abgänge durch Unternehmensverkäufe einbezogen, beschäftigte ZF im Jahr 2014 rund 71 600 Menschen – das sind etwa 1000 mehr als vor einem Jahr.

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