Eberspächer ist für Abgasanlagen bekannt. Doch das Unternehmen ist auch im Bereich Fahrzeugelektronik aktiv Foto: Eberspächer

Der Abgasspezialist Eberspächer hat in den vergangenen Jahren massiv in ausländische Standorte investiert und den Exportanteil ausgebaut. Das hat sich zunächst auch hierzulande ausgewirkt.

Esslingen - Der Autozulieferer Eberspächer ist im vergangenen Jahr in die Gewinnzone zurückgekehrt. 2015 musste das Familienunternehmen im Zusammenhang mit Preisabsprachen in der EU und in den USA Bußgelder von 86,2 Millionen Euro zahlen. Deshalb ist der Hersteller von Abgas- und Klimaanlagen tief in die Verlustzone gerutscht. Aber auch beim operativen Ergebnis ist das Unternehmen im vergangenen Jahr vorangekommen, obwohl sich dies in den Zahlen nicht widerspiegele, sagte Martin Peters, der geschäftsführende Gesellschafter, bei der Vorlage der Bilanz in Esslingen. Pensionsrückstellungen und Restrukturierungskosten hätten das Ebit – also das Ergebnis vor Zinsen und Steuern – um insgesamt 25 Millionen Euro gemindert, so Peters.

Abfindungen für den Personalabbau an den drei Standorten Esslingen, Renningen und Neunkirchen/Saar habe das Unternehmen belastet. Am Stammsitz Esslingen, dort wurde eine Heizlinie nach Polen verlagert, waren wie berichtet von dem Abbau 75 Beschäftigten betroffen, in Renningen (Klimatechnik) 20 Mitarbeiter. Massiver waren die Einschnitte in Neunkirchen (Abgastechnik), wo seit 2013 insgesamt 450 Stellen gestrichen wurden. Trotz der Maßnahmen sei das Werk im Saarland, das vor Jahren „grottenschlechte“ Zahlen erwirtschaftet hatte, noch nicht profitabel, erläuterte der geschäftsführende Gesellschafter Heinrich Baumann. Er rechnet erst 2019 mit der Rückkehr in die Gewinnzone. Erst dann würde die Vielzahl der angestoßenen Maßnahmen wirken, fügte er hinzu. Insgesamt beschäftigt Eberspächer 1500 Mitarbeiter in Neunkirchen und knapp 1400 in Esslingen.

100 Mitarbeiter in Deutschland gesucht

Trotz des Personalabbaus in den deutschen Werken ist die Zahl der Mitarbeiter weltweit im vergangenen Jahr um rund 450 gestiegen. Derzeit gebe es allein in Deutschland 100 offene Stellen, 65 davon am Standort Esslingen. Gesucht würden Entwicklungsingenieure und Vertriebsmitarbeiter. Doch es dauere etwa doppelt so lange geeignete Fachkräfte zu finden wie vor zehn Jahren, so Baumann. Immer häufiger müsse das Unternehmen Personalberater hinzuziehen. Der Fachkräftemangel wirke sich auch auf die Gehälter aus. Die Schwierigkeit, geeignete Leute zu finden ist aber offensichtlich kein deutsches Phänomen. Auch in Shanghai (China) sind Führungskräfte offensichtlich rar; sie seien mittlerweile genauso teuer wie in Deutschland, fügte Baumann hinzu.

Eberspächer hat in den vergangenen Jahren das Auslandsgeschäft deutlich ausgeweitet. Lag der Exportumsatz 2012 noch bei 60 Prozent, sind es mittlerweile 67 Prozent. 22 Prozent des Konzernumsatzes werde in Amerika erlöst; wegen des sehr schwachen Lkw-Marktes ist dort auch der Eberspächer-Umsatz eingebrochen. In den Regionen Afrika, Asien und Pazifik erzielen die Esslinger gerade sechs Prozent ihres Umsatzes. Der Auslandsanteil werde weiter steigen, so Baumann. 70 Standorte in 28 Ländern hat das Unternehmen derzeit; in den vergangenen zwei Jahren kamen Werke in Polen (250 Mitarbeiter) und Rumänien (200 Mitarbeiter) hinzu. Noch in diesem Jahr soll eine Produktion in Portugal mit zunächst 50 Mitarbeitern eröffnet werden. Mittelfristig dürften die Belegschaften in Rumänien und Portugal auf jeweils 400 steigen. Aktuell gebe es keine Pläne, weitere Fabriken zu bauen, so Baumann. Doch bereits in drei Jahren könnten Werke in Mexiko oder in den USA eröffnet werden. Das hänge davon ab, welche Aufträge das Unternehmen gewinne.

Zuversichtlich gestimmt

Für das laufende Jahr ist Peters zuversichtlich. Er erwartet ein moderates Wachstum bei Umsatz (zwei bis drei Prozent) und Ergebnis. Eberspächer hängt am Verbrennungsmotor; rund 85 Prozent des Umsatzes werden in dem Bereich erzielt. Die Esslinger sind im Oktober mit dem Kauf des kanadischen Unternehmens Vecture aber auch in den Bereich Batteriemanagement eingestiegen.

Der neue Geschäftsführer bei Eberspächer kommt vom Stuttgarter Zulieferer Mahle Behr. Jörg Schernikau wird am 1. Juni die Verantwortung für den Bereich Climate Control Systems übernehmen, dazu gehören die Fahrzeugheizungen, die elektrischen Fahrzeugheizungen sowie die Klimasysteme. Der promovierte Elektrotechniker bringe Erfahrung in dem Bereich mit, teilt Eberspächer mit. Heinrich Baumann, der geschäftsführende Gesellschafter des Familienunternehmens, war vorübergehend seit Oktober 2016 für diesen Bereich zuständig. Klaus Beetz, der von 2011 an für den Bereich Klima verantwortlich war, hat Ende 2015 auf eigenen Wunsch die Firma verlassen. Nachfolger wurde bis Oktober 2016 der Interimsmanager Joachim Tosstorff, der zuvor bereits für Eberspächer tätig war.


http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.interview-mit-eberspaecher-geschaeftsfuehrer-elektroautos-bieten-uns-chancen.ec9b8834-4501-488c-8909-c434f83bc6bb.html " title="Künftig besteht das oberste Führungsgremium wieder aus fünf Geschäftsführern – dazu gehören auch zwei Gesellschafter. Heinrich Baumann hat das Amt seit 2004 und Martin Peters seit 2001 inne. " class="system-pagebreak">