Rainer Wißler und Beate Ammann stellen die Ergebnisse ihrer Themengruppe vor. Foto: Martin Braun

Gewerbetreibende und Bürger machen sich Gedanken zur Zukunft der Nahversorgung. Es ging unter anderem um die Themen Nahverkehr, Lieferservicemöglichkeiten und Barrierefreiheit.

Weilimdorf - Sie sei gespannt, wie die Ergebnisse aufgegriffen werden, sagte die Bezirksvorsteherin Ulrike Zich zum Abschluss der Zukunftsoffensive Nahversorgung. Teilnehmer der vier Themengruppen Kaufkrafterhalt, Handel/Handwerk/Dienstleistung, Attraktivität sowie Stadtteilversorgung haben am Montag im Bezirksrathaus ihre in den vergangenen Monaten erarbeiteten Ergebnisse präsentiert. „Ich denke, es war allerhand dabei, über das man nachdenken kann“, meinte Ulrike Zich. Nicht nur den Bezirksbeiräten, sondern auch den örtlichen Gewerbetreibenden empfahl sie, sich intensiv mit den Ergebnissen auseinanderzusetzen.

Die Bedürfnisse der Senioren sollen in den Fokus rücken

In allen Themengruppen herrschte Einigkeit darüber, dass angesichts der demografischen Entwicklung ältere Menschen als Zielgruppe immer wichtiger werden. „Die Senioren werden mehr, sie sind sehr aktiv und sie sind derzeit wirtschaftlich gut aufgestellt – was sich aber leider bald ändern wird“, sagte Rainer Wißler, Sprecher der Gruppe Handel/Handwerk/Dienstleistung. Auf deren Bedürfnisse müsse künftig verstärkt eingegangen werden. Diesbezüglich wurden in den Arbeitsgruppen verschiedene Ansatzpunkte genannt, neben öffentlich zugänglichen Toiletten und mehr Sitzgelegenheiten müsste auch ein barrierearmer Zugang zu den Geschäften geschaffen werden. „Von Barrierefreiheit will ich gar nicht erst reden, das ist im Bestand eine schwierige Geschichte“, sagte Rainer Wißler.

Skepsis gegenüber einer Lieferservice-App

Immer wieder genannt wurde die Idee, einen Lieferservice im Bezirk einzurichten. Da damit allerdings hohe Kosten verbunden seien, wurde als Lösung ein zentraler Lieferdienst vorgeschlagen, der möglicherweise zusammen mit der Standortinitiative Weilimpark angeboten und auch auf das Gewerbegebiet ausgedehnt werden könne. Eine bessere Kooperation mit der Standortinitiative wurde auch im Hinblick auf deren jüngst vorgestellte App gewünscht. Einer Zusammenarbeit stehe er grundsätzlich offen gegenüber, sagte der Weilimpark-Geschäftsführer Florian Hirt. Die Kritik bezüglich der App habe ihn aber schon überrascht: „Meine Kollegen habe viele Einzelhändler angerufen und sind auf sehr viel Skepsis gestoßen.“ Wer noch mitmachen wolle, könne sich gerne melden, das sei kein geschlossenes System, so Hirt.

Auch beim Verkehr gibt es Verbesserungsmöglichkeiten

Als weiteres wichtiges Aktionsfeld erkannten die Themengruppen das Thema Verkehr. Mehrfach angesprochen wurde, dass das Parkhaus am Löwen-Markt nicht richtig angenommen werde. Man müsse das Parkhaus besser ausschildern, war ein Vorschlag, zudem solle man dessen Öffnungszeiten besser kommunizieren und eventuell die erste halbe Stunde Parkzeit gratis anbieten. Zudem gebe es beim öffentlichen Nahverkehr Optimierungsmöglichkeiten, etwa bei der Verzahnung von Bus und U-Bahn. Einen hohen Stellenwert bei der Nahversorgung habe auch die Fahrradnutzung, wie eine österreichische Studie gezeigt habe, berichtete Michael Ohle aus der Gruppe Attraktivität. Die Fahrradoffensive habe diesbezüglich schon wertvolle Arbeit geleistet, „man sollte da auf jeden Fall am Ball bleiben“, so Ohle.

Generell könne man mit der Breite und mit der Qualität des Angebots in Weilimdorf zufrieden sein, lautete ein Fazit der Zukunftsoffensive. Zwar gebe es in den Stadtteilen noch großen Bedarf, aber immerhin das Weilimdorfer Zentrum sei sehr gut versorgt, sagte Edeltraud John, Sprecherin der Gruppe Kaufkrafterhalt: „Wir haben einen guten Branchen-Mix in einem engen Umkreis.“ Sorge bereiten den Teilnehmern in erster Linie die leerstehende Ladenflächen sowie das teils unattraktive Angebot im Bezirk – vor allem Dönerläden und Casinos sind nicht gut gelitten. Allerdings sei dies nur begrenzt steuerbar, schließlich obliege es den Immobilienbesitzern, an wen sie ihre Flächen vermieten. Vor allem aber, darüber herrschte Einigkeit, werde über das Angebot mit den Füßen abgestimmt – letztlich liege es also an den Weilimdorfern selbst, die das im Bezirk Angebotene auch annehmen müssten.