Matthias Ostertag bei einer Session im Pavillon. Der 65-Jährige ist Multiinstrumentalist und beherrscht unter anderem Gitarre, Keyboard, Schlagzeug und Trompete. Foto: Archiv/Thomas Bischof

Seit 2013 gibt es die monatlichen „Wednesday Sessions“ im Pavillon in Sindelfingen. Doch nun hört der Organisator und musikalische Leiter Matthias Ostertag auf.

Seit mehr als zehn Jahren ist der Pavillon in der Calwer Straße einmal im Monat Treffpunkt für Profi- und Amateurmusiker. Die „Wednesday Sessions“ haben über den Landkreis Böblingen hinaus einen ausgezeichneten Ruf, dem die Musiker gerne folgen. Eintritt zu den Mittwochsveranstaltungen wird nicht erhoben und auch die Akteure treffen sich aus Spaß an der Freude zu diesen Gelegenheiten.

 

Der Reutlinger Multiinstrumentalist und Vollblutmusiker Matthias Ostertag hatte von Anfang an die Fäden in der Hand. Doch nun gibt der 65-Jährige die Leitung ab – wie es mit den Sessions weitergeht, ist derzeit noch offen.

Gute Kontakte zur Profimusikszene

Wie IG-Kultur-Vorstand Ingo Liedtke arbeitet Matthias Ostertag bei einem Dienstleister für Informations- und Kommunikationstechnologie. So kamen die beiden zusammen, und die „Wednesday Sessions“ konnten 2013 aus der Taufe gehoben werden. Nach zwei bis drei Jahren wurden sie zum Selbstläufer, nicht zuletzt auch weil sich die ambitionierten Hobbymusiker zusammen mit den Profis einem größeren Publikum präsentieren konnten.

Ostertag pflegt seit vielen Jahren gute Kontakte zur Profimusikszene. So hat er zum Beispiel jahrelang mit seinem alten Freund und Gitarristen Werner Acker in der Rock- und Partyband Shakin Daddes musiziert, genauso immer wieder mit anderen namhaften Jazz- und Rockmusikern. Einige von ihnen erschienen zur professionellen Unterstützung denn auch zu den Sessions im Pavillon.

Als Elfjähriger hatte Matthias Ostertag seinen ersten Auftritt am Schlagzeug

Ostertag ist Allroundmusiker und spielt unter anderem Gitarre, Bass, Keyboard, Schlagzeug und Trompete. Beste Voraussetzungen also, um den musikalischen Spielkameraden Steilpässe zuzuspielen. „Im Vordergrund stand für mich immer der Wunsch, Leute zusammenzubringen“, sagt Ostertag.

Das Session-Format mit dem Motto „Profis treffen Amateure“ sollte als Sprungbrett für Musiker dienen, betont der 65-Jährige, den die Kraft der Musik schon in früher Kindheit erfasste. Bereits als Elfjähriger hatte er am Schlagzeug seinen ersten Auftritt, in den Folgejahren erlernte er verschiedene Instrumente autodidaktisch.

Nun ereilte den Musikenthusiasten vor einem Jahr ein harter Schicksalsschlag, der alle musikalischen Aktivitäten ausbremste. Die Diagnose lautete: Schlaganfall. Nicht leicht für einen Macher. Ostertag aber ist ein Stehaufmännchen und zuversichtlich, dass er sich wieder ganz berappeln werde. Die Koordination macht Fortschritte, jedoch ist gemeinsames Musizieren immer noch tagesformabhängig. Der Uracher will zumindest dem Jazzclub Reutlingen treu bleiben. Auch dort leitet er viermal im Jahr Sessions und möchte gerne auch selbst noch mitspielen „wenn‘s passt“, wie er sagt. „Die 140 Kilometer lange Fahrt nach Sindelfingen und zurück ist jedes Mal aufwendig, ich bin nicht mehr voll einsatzfähig, und zudem gehen auch noch die Besucherzahlen zurück“, konstatiert Ostertag. Das sei wohl der Tatsache geschuldet, dass die Leute immer weniger Geld hätten und die Fördergelder der Kommunen ebenfalls rückläufig seien, glaubt er. „Bei leeren Kassen wird an der Kultur halt zuerst gespart“.

Matthias Ostertag hofft, dass die Sessions nicht ersatzlos enden

Natürlich blicke er auch mit einem weinenden Auge auf den 19. Februar, wo man es noch mal so richtig krachen lassen will. Jan Sinapius, ein 25-jähriger „Shooting Star“ an Gesang und Gitarre, hat bereits zugesagt. „Und viele andere gute Leute“, freut sich Ostertag.

Seine Hoffnung ist, dass es künftig weiterhin einen Abend für Amateurmusiker der Region geben wird, worüber sich die Verantwortlichen bereits Gedanken machen. Ein jähes, ersatzloses Ende der „Wednesday Sessions“ wäre auch nicht im Sinne des Mannes, dem die Musik mehr bedeutet, als irgendwelche Titel vom Notenblatt zu spielen.

Die vorerst letzte „Wednesday Session“ findet am Mittwoch, 19. Februar, ab 20 Uhr im Pavillon (Calwer Straße 36) in Sindelfingen statt. Der Eintritt ist frei.

Neuer Vorsitzender der IG Kultur

Wechsel an der Spitze
 Die IG Kultur in Sindelfingen geht mit einer neuen Führung an den Start, teilt der Verein mit. Der neue Vorsitzende heißt Thilo Münz, ist 27 Jahre alt und wurde einstimmig gewählt. Der bisherige Vorsitzende Ingo Liedtke (60) steht als sein Stellvertreter dem Verein weiterhin zur Verfügung.

Mitgliederversammlung
 Jüngst fand die alljährliche Mitgliederversammlung der IG Kultur statt. Über 80 Kulturveranstaltungen aus unterschiedlichen Genres und Musikstilen im letzten Jahr hätten zu der engagierten Arbeit beigetragen. Thilo Münz war es dann auch, der den Mitgliedern das Programm „Zukunft IG Kultur“ vorstellte, mit dem sich der Verein für die kommenden Herausforderungen in der Kulturlandschaft Sindelfingens und darüber hinaus rüsten will.