Der Flughafen, ist Drehscheibe für die Wirtschaft der Region. In Zukunft wird sich das noch verstärken. Foto: Archiv Manfred Storck

Wie geht es weiter mit der Filderebene? Vertreter der Wirtschaft wünschen sich Wachstum, vieles geht ihnen zu langsam, und vieles sei zu unkonkret. Bei einer Podiumsdiskussion fiel auf: Es fehlten Vertreter der Landeshauptstadt.

Filder - Die wirtschaftliche Zukunft der Filder steht vor großen Herausforderungen. Im Berufsverkehr stehen die Straßen regelmäßig vor dem Kollaps, gleichzeitig muss ein verträgliches Nebeneinander von Verkehrsinfrastruktur, Wohnraum, neuen Firmenkomplexen, geschützter Landschaft und Landwirtschaft erreicht werden. Für Letzteres hat die Filderstudie, die in den Kommunalparlamenten der Filderkommunen beraten wird (wir berichteten), Vorschläge unterbreitet. Die Wirtschafts- und Industrievereinigung Stuttgart (WIV) und die Industrie und Wirtschaftsvereinigung Leinfelden-Echterdingen (IWV) versuchen seit Langem, die Politik vor sich herzutreiben. Eine Podiumsdiskussion im Deutschen Sparkassenverlag über die „Weiterentwicklung der Räumlichen Wachstunspotenziale im Filderraum“ am Freitag war in dieser Hinsicht der jüngste Versuch.

Kritik an der Kommunikation mit der Landeshauptstadt

„Es ist schon lange mein Wunsch, dass die Wirtschaft ihre Stimme erhebt, denn es geht um die wirtschaftliche Zukunft unserer Region“, sagte Leinfelden-Echterdingens OB Roland Klenk. Angesichts der vielen Jahre, die von der Planung bis zur Verwirklichung öffentlicher Projekte vergehen würden, sei es nötig, der Politik Dampf zu machen. Er vermisse auf dem Podium einen Vertreter der Landeshauptstadt Stuttgart. Sie habe 40 Prozent Flächenanteil an den Fildern und stelle die Hälfte der Bewohner. „Die Kommunikation mit der Landeshauptstadt ist verbesserungsfähig. Wenn wir nicht zusammenarbeiten, kommen wir keinen Schritt weiter.“

Die Regionalrätin Ingrid Grischtschenko (Grüne), die sich in der Vergangenheit immer gegen den Flächenverbrauch ausgesprochen hatte, stimmte Klenk im Grundsatz zu. Die Wirtschafts- und Industrievereinigung Stuttgart und die Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Leinfelden-Echterdingen gingen mit gutem Beispiel voran. Es gebe viele Netze – auch für die Belange der Landwirtschaft. Die Flächenkonkurrenz werde immer größer. Es sei auffallend, dass man immer nur den Autoverkehr in den Stoßzeiten im Auge habe, aber der Freizeitverkehr nehme ebenfalls einen großen Raum ein. „Wir müssen das alles zusammendenken, und dazu sind wir alle da.“

Verkehrsdrehscheibe Flughafen als Chance für die Region

Christoph Nold, Geschäftsführer der Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen in der Industrie- und Handelskammer, sagte deutlich: „Für uns ist das Thema interkommunale Zusammenarbeit zentral. Dabei ist noch zu wenig passiert.“ Die Staus in den Stoßzeiten des Verkehrs seien ein wichtiges Thema. Möglicherweise könne mobiles Arbeiten, auch Homeoffice, dazu beitragen, den Verkehr von der Straße zu bringen. Wenn man die Kapazitäten der Park-and-Ride-Parkhäuser verdoppele, dann sei dies „auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein“. Er bemängelte, dass sich die Firmen fürs betriebliche Verkehrsmanagement zu wenig vernetzt hätten, begrüßte aber, dass damit im Synergiepark begonnen werde.

Walter Schoefer, der Sprecher der Geschäftsleitung des Stuttgarter Flughafens, betonte, dass die Verkehrsdrehscheibe am Flughafen „große Chancen und Perspektiven“ berge. Früher habe es nur den Flughafen und die Autobahn gegeben, dann seien die S-Bahn und das Airport-Busterminal dazugekommen. Die Airport-City sei in den Anfängen, die Stadtbahn U 6 sei im Bau, und das Bahnprojekt Stuttgart 21 komme in ein realisierungsnäheres Stadium. „Dies erfordert einen großen planerischen Diskurs, bei dem es darum geht, was die Region daraus machen will.“

Die Diskussionen darüber, wo man bauen werde und wo Landschaft und Landwirtschaft erhalten werden müssten, sagte Schoefer, würden „schmerzhaft“ verlaufen, weil „bisherige Schützengräben“ aufgegeben werden müssten.

Vermeidung von Verkehr durch Konzentration auf einen Standort

Hugo Daiber, der Managing Director der Daimler Real Estate GmbH, die weltweit für die Bürobauten des Auto-Konzerns, also auch fürs künftige Office 5 im Synergiepark, zuständig ist, sagte: „Wir haben versucht, mit dem Neubau auf den Fildern mehrere Standorte in einem zu konzentrieren, um Mobilitätsbewegungen zu vermeiden.“ Der Konzern begrüße zwar die Entwicklungen, die es auf den Fildern gebe, aber „manche Dinge gehen zu langsam“. Mit Bürobauten sei Daimler immer in Flughafennähe, auch im südostasiatischen Stadtstaat Singapur. Dort baue man in die Höhe, statt immer mehr Flächen zu verbrauchen: „Die Logistik muss dort in einem mindestens vierstöckigen Komplex untergebracht werden.“