Unfallstelle bei Philadeplhia: Das Zugunglück hat acht Menschen das Leben gekostet. Foto: EPA

Das Zugunglück in Philadelphia hat eine Debatte über die veraltete Technik bei der US-Bahn ausgelöst. Zugleich entbrannte eine Diskussion über eine Mitschuld des 32 Jahre alten Lokführers, der viel zu schnell gefahren sein soll.

Philadelphia - Das schwere Zugunglück in Philadelphia mit mindestens acht Toten und mehr als 200 Verletzten hat eine Debatte über die veraltete Sicherheitstechnik bei der US-Bahn ausgelöst. Ein moderneres Zugleitsystem hätte die Entgleisung in einer scharfen Kurve nach Angaben der Behörde für Transportsicherheit (NTSB) verhindern können. „Wir müssen in Systeme und Ausrüstung des 21. Jahrhunderts investieren und aufhören, uns auf Flickwerk-Nachrüstungen für alte, rostige Eisenbahnlinien aus dem 19. Jahrhundert zu verlassen“, sagte Senator Robert Menendez.

Zugleich entbrannte eine Diskussion über eine Mitschuld des 32 Jahre alten Lokführers. Er war vor dem Unglück am Dienstag (21.21 Uhr Ortszeit) mit mehr als dem Doppelten der zulässigen Geschwindigkeit in die Kurve gerast. Philadelphias Bürgermeister Michael Nutter bezeichnete das Verhalten als fahrlässig. „Nie in der Welt hätte er so schnell in die Kurve fahren sollen“, sagte Nutter gegenüber CNN. Nichts könne sein Verhalten entschuldigen - „es sei denn, er hatte einen Herzinfarkt.“ Für diese Bemerkung entschuldigte Nutter sich später und sagte, sie sei „im Eifer des Gefechts“ gefallen.

Lokführer erinnert sich an nichts

Der Lokführer habe „absolut keine Erinnerung des Vorfalls oder etwas Ungewöhnlichem“, sagte dessen Anwalt Robert Goggin dem Sender ABC. Der aus New York stammende 32-Jährige mit vier Jahren Erfahrung als Lokführer habe den Ermittlern aber eine Blutprobe und sein Handy übergeben. Er könne sich auch nicht mehr daran erinnern, vor dem tödlichen Unfall die Notbremse betätigt zu haben.

Keiner der 243 an Bord geglaubten Menschen werde mehr vermisst, sagte Nutter. 43 von ihnen wurden am Donnerstag noch in Krankenhäusern behandelt. Die Züge fuhren in Teilen des Nordostens auch am Donnerstag nur eingeschränkt. Der Zugverkehr zwischen New York und Philadelphia fiel weiterhin komplett aus. Die Transportsicherheits-Behörde wertet den flächendeckenden Einbau des Zugleitsystems „Positive Train Control“ (PTC) als eine der dringendsten Sicherheitsfragen des Landes. Ohne die an Gleisen installierte Technik seien die Passagiere eines Zuges „nur einen menschlichen Fehler von einem Unfall entfernt“, heißt es in einer älteren NTSB-Mitteilung.

Im Dezember 2013 war ein Zug im New Yorker Stadtteil Bronx entgleist, wodurch vier Menschen ums Leben kamen und Dutzende verletzt wurden. Auch dort hätte die PTC-Technik das Unglück laut NTSB möglicherweise verhindern können. Bei Pittsburgh entgleiste am Donnerstag ein leerer Güterzug, verletzt wurde dabei aber niemand.