Bei einem Zugunglück in der Nähe von Bad Aibling (Landkreis Rosenheim) sind am Dienstagmorgen mehrere Menschen ums Leben gekommen. Auch aus Österreich kam Unterstützung durch Rettungskräfte. Foto: dpa

Es traf die Pendler im morgendlichen Berufsverkehr: Bei einem Zugunglück in Oberbayern sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen, rund 80 wurden verletzt. Dass es nicht noch mehr Opfer gab, liegt auch an den Schulferien.

Bad Aibling - Nach dem schweren Zugunglück in Oberbayern hat die Polizei die Zahl der Opfer gegen Mittag aktualisiert: Bei dem Zusammenstoß zweier Nahverkehrszüge in der Nähe von Bad Aibling sind am Dienstagmorgen zehn Menschen ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern sind wahrscheinlich auch die beiden Lokführer.

Zehn weitere Menschen wurden schwer, acht mittelschwer und 63 leicht verletzt. Eine Person werde noch vermisst, sagte ein Polizeisprecher. Die Vermutung liege nahe, dass sie sich noch in den Zugwracks befänden.

Gegen 6.50 Uhr waren zwei Züge des privaten „Meridian“, der von der zur Transdev gehörenden Bayerische Oberlandbahn betrieben wird, auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim frontal zusammengestoßen. Dabei verkeilten sich die Triebwagen der beiden Züge. Ein Zug entgleiste, mehrere Waggons stürzten um. Es dürfte sich um das schlimmste Zugunglück in Bayern seit 1975 handeln.

„Alles, was Räder hat, ist vor Ort“

Um den Opfern zu helfen, hatte das Bayerische Rote Kreuz alle verfügbaren haupt- und ehrenamtlichen Kräfte in der Region zusammengezogen. „Alles, was Räder hat, ist vor Ort“, sagte der Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes Rosenheim am Dienstagmorgen. Auch das österreichische Bundesland Tirol stellte Bayern zur Bewältigung des schweren Zugunglücks Rettungskräfte und Notarzthubschrauber zur Verfügung.

In den Zügen sitzen um diese Uhrzeit üblicherweise zahlreiche Pendler, von denen viele nach München fahren. Zum Glück seien am Unglückstag keine Schüler in den Zügen gewesen, sagte ein Polizeisprecher - in Bayern sind derzeit Faschingsferien. Hubschrauber brachten die Schwerverletzten in Krankenhäuser, während die zahlreichen Leichtverletzten zunächst in einer Sammelstelle versorgt wurden.

Dabei half auch die Wasserwacht, die die Verletzten von der direkt an dem Flüsschen Mangfall gelegenen Unfallstelle an das gegenüberliegende Ufer brachte. Zum Teil wurden die Opfer auch in Bergungssäcken von den Hubschraubern hochgezogen und an das andere Ufer geflogen.

Blutspendedienst München ruft Bürger zu Spenden auf

Der Blutspendedienst München rief Bürger auf, einen Spendetermin wahrzunehmen, weil es einen erhöhten Bedarf an Konserven gebe. Die Bahnstrecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim wurde gesperrt. Sie ist eingleisig, elektrifiziert und mit einer Punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB) ausgestattet. Damit werden Züge automatisch abgebremst, wenn sie ein rotes Signal überfahren.

Nach Angaben der Streckenbetreiberin Deutsche Bahn liegt die zugelassene Höchstgeschwindigkeit bei 100 Kilometern in der Stunde. Die Unfallstelle ist sehr schwer zugänglich und liegt an einer Hangkante, die zur Mangfall abfällt. „Der Unfall ist ein Riesenschock für uns“, sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Oberlandbahn (BOB), Bernd Rosenbusch. „Wir tun alles, um den Reisenden, Angehörigen und Mitarbeitern zu helfen.“

Die BOB betreibt die Züge auf der Unfallstrecke. Die Züge waren in einer Kurve zwischen den Bahnhöfen Kolbermoor und Bad Aibling-Kurpark in der Nähe des Klärwerks von Bad Aibling zusammengestoßen. Der Bahnbetreiber richtete mindestens für den kompletten Dienstag einen Ersatzverkehr mit Bussen ein.

Ursache ist noch unklar

Wie genau es zu dem schweren Unglück gekommen ist, war zunächst unklar. Bislang habe es auf der Strecke keine Störungen gegeben, erläuterte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Zudem habe es in den vergangenen Jahrzehnten „massive Verbesserungen in der Zugsicherungstechnik“ gegeben, so dass mit Blick auf die Technik und die geltenden Vorschriften „ein solches Unglück, wo sich zwei gegenläufige Züge auf dem gleichen Gleis befinden, eigentlich nicht mehr vorkommen kann“.

Es ist das schlimmste Zugunglück in Deutschland seit Januar 2011. Damals starben zehn Menschen, als ein Nahverkehrszug bei Oschersleben in Sachsen-Anhalt mit einem Güterzug zusammenstieß. In Bayern liegt ein schlimmeres Unglück bis 1975 zurück, als bei Warngau zwei Eilzüge frontal zusammenstießen und 41 Menschen starben.