Ausgebremst: die Teckbahn Foto: Ines Rudel

Der hohe Krankenstand beim Personal bremst einige Bahn-, vereinzelt auch Buslinien im Regionalverkehr aus. Generell sei die Personaldecke nicht zu dünn, versichert eine Sprecherin der Deutschen Bahn.

Ironie des infektiösen Schicksals: Ausgerechnet die frisch sanierte und erneuerte Teckbahn haben Krankheitserreger lahmgelegt. Erst nach den Sommerferien wurde der Betrieb zwischen Kirchheim und Oberlenningen wieder aufgenommen, jetzt ruht der Schienenverkehr dort schon wieder – vorerst bis 6. November. Grund sind krankheitsbedingte Personalausfälle, teilt die Deutsche Bahn mit. Die Teckbahn ist denn auch nicht allein betroffen: Auf der Schusterbahn zwischen Untertürkheim und Kornwestheim entfallen die Regionalzüge, ebenso ist derzeit die werktags verkehrende S-Bahn-Linie 62 zwischen Weil der Stadt und Stuttgart-Zuffenhausen gecancelt. Auch die Rückkehr zum 15-Minuten-Takt auf der S 3 nach Backnang verzögere sich bis Ende dieser Woche, informiert eine Bahn-Sprecherin. „Ein reduzierter Fahrplan, der für einige Zeit gilt, ist für die Fahrgäste verlässlicher, als wenn wir jeden Tag neu disponieren und jeden Tag andere Züge ausfallen“, ergänzt sie.

Entschieden weist die Sprecherin die Behauptung zurück, die Bahn habe eine zu dünne Personaldecke: „Wir haben nicht zu wenig Leute. Ein durchschnittlicher Krankenstand ist vom Personalmanagement ebenso einkalkuliert wie Urlaub und Fortbildungen. Aber zurzeit sind die Krankmeldungen außergewöhnlich hoch. So viel Personal könnten wir gar nicht vorhalten, um das auszugleichen.“ Mit dem viel beschworenen Fachkräftemangel habe die aktuelle Lage jedenfalls nichts zu tun. Allerdings, so die Bahn-Sprecherin, „müssen wir regelmäßig Ausbildungsoffensiven starten, um den Personalstand zumindest halten zu können“. Offenbar mit Erfolg: Entgegen dem Trend sei die Zahl der Bewerbungen auf Azubi-Stellen bei der Deutschen Bahn gestiegen.

Angebotsausbau ohne Personalaufbau

Michael Terbeck vom Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) weist allerdings auf ein strukturelles Defizit in der Personalplanung hin: „Es ist leider schon in der Vergangenheit verschiedentlich nicht gelungen, parallel zum Angebotsausbau eine angemessene Personaldecke aufzubauen.“ Die klimapolitische Dringlichkeit, die öffentlichen Verkehrsmittel zu stärken, kollidiert mit dem Problem der Personalverfügbarkeit. Terbeck geht jedoch davon aus, dass die „angespannte Finanzlage bei den lokalen Aufgabenträgern“ zu einer Zurückhaltung bei der Angebotserweiterung führen werde: „Für die Verkehrsunternehmen stellt dies eine Chance dar, ihren Personalbestand den aktuellen Notwendigkeiten und künftigen Herausforderungen anzupassen.“ Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember sind allerdings Angebotsverbesserungen im S-Bahn-Netz angekündigt.

Die derzeitigen Engpässe, so Terbeck, hätten außer bei der Bahn vereinzelt auch bei Buslinien zu Fahrplanreduzierungen geführt. So weit ist es beim Städtischen Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE) noch nicht gekommen – und wird es laut Werkleiter Andreas Clemens absehbar auch nicht: „Es drohen derzeit weder Einstellungen einzelner Linien noch ein dauerhaft reduzierter Fahrplan.“ Lediglich vereinzelte Fahrtausfälle aufgrund kurzfristiger Krankmeldungen habe es bislang gegeben.

Keine Einschränkungen auf Linien der SWEG

Auch die Stuttgarter Straßenbahnen planen auf ihren Bus- und Stadtbahnlinien „derzeit keine Einschränkungen“, sagt Pressesprecher Hans-Joachim Knupfer. Allerdings muss er einräumen, dass „kurzfristige Ausfälle durch erhöhten Krankenstand nicht auszuschließen sind“. Von der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG), die in der Region unter anderem die Strecke von Stuttgart über Plochingen nach Tübingen befährt, kommt Entwarnung: „Die Verkehrsleistungen im Stuttgarter SWEG-Netz können gegenwärtig ohne personalbedingte Einschränkungen erbracht werden.“