Der Stadtdekan Christian Hermes möchte eine gemeinsame Verwaltung der Gemeinden St. Antonius in Zuffenhausen, Zum Guten Hirten in Stammheim und Zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Rot. Foto: Leonie Hemminger

St. Antonius, Zum Guten Hirten und Zur Heiligsten Dreifaltigkeit sollen eine Einheit bilden.

Zuffenhausen/Stammheim/Rot - Mit dem Projekt „Aufbrechen – Katholische Kirche in Stuttgart“ möchte der Stadtdekan Christian Hermes die Gemeinden der Landeshauptstadt zukunftsfähig machen. Er plant, die 46 Kirchengemeinden auf zwölf oder 14 Großgemeinden zu reduzieren. Hintergrund ist die abnehmende Mitgliederzahl, der damit verbundene Rückgang an Kirchensteuereinnahmen sowie die anstehenden Kosten, um baufällige Kirchen, Pfarr- und Gemeindehäuser zu renovieren.

Laut den Plänen des Stadtdekans sollen demnach die Gemeinden von St. Antonius in Zuffenhausen, Zum Guten Hirten in Stammheim sowie Zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Rot eine gemeinsame Verwaltungseinheit bilden. Zusammen zählen sie 11 700 Mitglieder. Für alle drei Gemeinden soll ein gemeinsamer Kirchengemeinderat zuständig sein. Welche Immobilien erhalten bleiben, ist noch offen. Laut Hermes werden bis Ende des Jahres alle Kirchen, Gemeinde- und Pfarrhäuser überprüft.

Franz Vanicek, der Diakon der Seelsorgeeinheit Zuffenhausen und Stammheim, hält das Vorhaben für ein „Projekt der Notwendigkeit“. „Wir können gar nicht anders“, sagt der Katholik. Schließlich sei die personelle Zukunft – sowohl der Mitglieder als auch der Pfarrer – ungewiss. Dass die Seelsorgeeinheit derzeit ohne Pfarrer ist und der Nachfolger erst Ende Oktober eingeführt wird, erschwere das Zusammenführen allerdings. Unter den Gemeindemitgliedern sind laut Vanicek nicht nur Befürworter des Projekts. „Veränderungen tun weh, und für viele ist die Gemeinde, so wie sie ist, Heimat“, sagt der Diakon. Die Zusammenarbeit der Seelsorgeeinheit Zuffenhausen und Stammheim sei sehr gut. Mit Rot habe man bisher wenig Kontakt. „Es bedarf großer Anstrengung und einer Portion guten Willens, dass da Gemeinsamkeit entsteht“, sagt Vanicek und ergänzt: „Ich halte es aber für möglich.“

„Es ist allen klar, dass es so nicht weitergehen kann“

Die Kirchengemeinderäte von St. Antonius machen sich laut Bianka Dangel, stellvertretende zweite Vorsitzende, auf den Weg, das Projekt anzugehen. „Wir sind nicht begeistert, sehen aber die Notwendigkeit“, sagt sie. „Es ist allen klar, dass es so nicht weitergehen kann.“ Trotzdem seien unter den Mitgliedern Ängste da, wie das Gemeindeleben in Zukunft aussehen wird. Mit der Gemeinde Zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Rot möchte der Kirchengemeinderat in nächster Zeit Kontakt aufnehmen und auf die Mitglieder zugehen.

Im Kirchengemeinderat Zum Guten Hirten geht die Meinung über das Vorhaben auseinander. „Die Einsicht ist da, dass sich was ändern muss. Aber die Leute sind skeptisch, ob das Konzept erfüllt, was es verspricht“, sagt die stellvertretende zweite Vorsitzende Dorothee Dicenta. Vor allem ältere Mitglieder seien dagegen, weil sie fürchteten, dass der Bezug zur eigenen Gemeinde verloren gehe. „Klar ist aber auch, dass wir nicht mehr Geld ausgeben können, als wir haben.“

Wilhelm Hiller, Pfarrer der Gemeinde Zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Rot, ist weder ein Befürworter noch ein Gegner des Vorhabens. „Die Notwendigkeit ist da, und ich bin offen, sehe aber sowohl Vorteile als auch Nachteile“, sagt er. Die Kirchengemeinderäte befürworten laut dem zweiten Vorsitzenden Ernst Grund mehrheitlich das Konzept, größere Verwaltungseinheiten zu bilden. Ob künftig mit den Gemeinden in Zuffenhausen und Stammheim kooperiert werden soll oder mit St. Laurentius in Freiberg und St. Johannes Maria Vianney in Mönchfeld, mit denen bereits eine Seelsorgeeinheit besteht, werde derzeit beraten. „Wichtig ist uns, dass das kirchliche Leben weiter vor Ort stattfindet“, sagt Grund. In einer gemeinsamen Verwaltung sieht er einen großen Vorteil: „Dann werden Kräfte frei für das Wesentliche: für pastorale Aufgaben.“