Um die genaue Belastung auf dem Friedhof zu ermitteln, werden aktuell sechs bis zu 20 Meter tiefe Löcher gebohrt. Foto: Marta Popowska

Auf einer Grünfläche auf dem Zuffenhäuser Friedhof wird der Boden auf Umweltgifte untersucht. Rückstände von chlorierten Kohlenwasserstoffen konnten bereits nachgewiesen werden. Einst befand sich auf dem Gelände eine chemische Reinigung.

Zuffenhausen - Ganz so still wie gewohnt, ist es auf dem Zuffenhäuser Friedhof derzeit nicht. Seit man Ende April mit schwerem Gerät auf der Grünfläche im östlichen Bereich nahe dem Parkplatz an der Zazenhäuser Straße angerückt ist, scheppert und dröhnt ein Bohrer im Auftrag des Amtes für Umweltschutz. Grund ist eine Untersuchung des Bodens auf Altlasten, denn auf dem einstigen Gaswerksstandort befand sich vor der Friedhofserweiterung 1973 unter anderem eine chemische Reinigung.

„Bisherige Bodenuntersuchungen zeigen, dass beim Betrieb der früheren chemischen Reinigung erhebliche Mengen von chlorierten Kohlenwasserstoffen in den Boden eingetragen wurden“, teilt der Leiter des Amtes für Umweltschutz, Hans-Wolf Zirkwitz, auf Nachfrage mit. Der Sammelbegriff der chlorierten Kohlenwasserstoffe (CKW) steht für eine Gruppe organisch-chemischer Verbindungen, in der besonders gefährliche Umweltschadstoffe vertreten sind. Der breite Anwendungsbereich von CKW als Pflanzenschutz-, Holzschutz-, Reinigungs- und Lösungsmittel, Weichmacher in Farben und Kunststoffen sowie zur Kunststoffherstellung und ihre Persistenz haben zu erheblichen Umweltbelastungen geführt. Einige sind heute in Deutschland verboten. In die Kanalisation geleitet werden, wie in den 1970er Jahren noch üblich, dürfen die Stoffe auch nicht mehr.

Kosten trägt das Land

Um die genaue Belastung auf dem Friedhof zu ermitteln, werden aktuell sechs bis zu 20 Meter tiefe Löcher, sogenannte Bodenluftabsaugstellen, gebohrt. Betreut wird das Projekt durch das Stuttgarter Ingenieurbüro Arcadis, die Bohrarbeiten selbst führt die Firma Terrasond aus Ostfildern durch. Nach aktuellem Stand werden die Bohrungen Ende der Woche abgeschlossen sein. Die anschließende Bodenluftuntersuchung wird etwa bis zum Sommerende dauern und von der Firma Züblin Umwelttechnik durchgeführt. „Die Kosten von circa 210 000 Euro werden aus dem Altlastenfonds des Landes Baden-Württemberg gefördert“, erklärt Zirkwitz.

Weshalb die Untersuchungen nach so vielen Jahren und gerade jetzt erfolgen, erklärt Manfred Bärlin von der Abteilung für Kommunale Altlasten beim Amt für Umweltschutz mit der Tatsache, dass es in Stuttgart zahlreiche Altlastenflächen gibt. „Wir können nicht alles auf einmal machen und gehen daher sukzessive vor“, sagt er. Darüber hinaus sei es auch eine Frage des Geldes. Seit einigen Jahren unterstützt das Land Baden-Württemberg Kommunen finanziell bei der Abwasserbeseitigung als auch bei der Untersuchung und Sanierung von Altlasten im Boden.

Vorläufiges Ergebnis wird Ende des Jahres erwartet

Dass auch der Bereich, um den der Friedhof 1973 erweitert wurde, untersucht wird, liegt daran, dass das Gelände einst gewerblich genutzt wurde. Zwischen 1908 und 1931 befand sich hier das Gaswerk Zuffenhausen. Später wurden einzelne Gebäude gewerblich genutzt, unter anderem auch durch eine chemische Reinigung, wie das Amt für Umweltschutz mitteilt. Seit der Friedhofserweiterung wurde der Bereich lediglich als Grünfläche genutzt. Dies soll auch künftig so bleiben. „Eine Friedhofsnutzung ist derzeit nicht geplant, und die Arbeiten haben auch keine Konsequenzen für den Friedhof“, betont Bärlin.

Ein vorläufiges Ergebnis der Untersuchungen soll es Ende des Jahres geben. Die Beseitigung der Schadstoffe wird laut Bärlin wohl ein aufwändigeres Verfahren, das in den nächsten drei Jahren erfolgen soll.