Ein Flügel ist der Mittelpunkt der Wohnung von Andrew Zbik. Foto: Georg Linsenmann

Mit der Formation „Hitboutique“ will der Zuffenhäuser Musiker Andrew Zbik in einen neuen Frühling starten. Für seine neue Produktion „Deutschland Therapie“ nimmt er deutsche Klassiker ins Visier.

Zuffenhausen - Alles unter einem Dach. Leben, Wohnen, Arbeiten. Ist das nicht ein Traum? „Na ja“, zögert Andrew Zbik, „wohl schon. Ganz raus aus der Arbeit kommst du dann aber nicht.“ Will er das überhaupt? Schließlich hatte er „schon früh den Drang, diesen Überschuss an Ideen zu Papier zu bringen“. So hat er als Musikstudent nicht nur leidenschaftlich gejammt, sondern auch die eigenen Ideen ausgearbeitet und fixiert. Nicht völlig überraschend, dass nun ein Flügel Mittelpunkt der Wohnung ist. Nebst elektronischen Gerätschaften fürs finale Design.

Hier also und zwei Etagen tiefer, wo er auch nach Mitternacht noch problemlos ans Schlagzeug kann, entstehen die Hits für die Boutique. Wobei schon der Stoff für die Kollektionen nicht, um im Bild zu bleiben, aus puren Ballen Rohmaterial, sondern schon einmal fertig geschneiderten Stücken besteht. Hits, die ins Ohr gehen, die eine Geschichte haben. Nicht einmal „Atemlos“ ist davor sicher, neu unter Schere, Nadel und Faden genommen und mit neuen Materialien angereichert zu werden. Aus der Festzelt-Hymne von Helene Fischer wird eine ironisch gegen den Strich gebürstete Ballade über Helikopter-Eltern: „Atemlos, schon morgens um acht“ ist das Kind, bereit für den durchgetakteten Tag.

Für die Musik aus der eigenen Kultur schöpfen

Die Dinge mit Humor von der Seite zu nehmen, das hat „Hitboutique“ schon einmal gemacht. Mit „In Love“, einer Produktion mit englischsprachigen Hits. Nun ist deutschsprachige „Popmusik“ dran. Mit Chartbreakern von Luther, dem Wittenberger und dessen „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, über Udo Lindenberg bis zu Jan Delay. Stoff genug für eine prall gefüllte Boutique. „Und da kann noch viel kommen!“, sagt Zbik mit einem Lächeln, das nicht nur ironisch ist, sondern durchgängig mit einem inneren Leuchten gefüllt.

Erst mal reicht es für eine „Deutschland Therapie“, wie die neue Produktion heißt. „Wir wollen aus unserer eigenen Kultur schöpfen“, betont der Musiker, „ein Fenster aufmachen, uns selber auf die Schippe nehmen mit Klischees, die Spaß machen.“ Warum also nicht einmal auf einer Wolke aus Bierschaum schweben, mit einem Brezel-Kranz als Heiligenschein! Auf der Bühne episodenhaft verknüpft und angereichert mit Elementen von Musik-Comedy. Spaß-Therapie also mit einer „neuen Bibel des Glücks“, wie Zbik mit feinem Schmunzeln sagt und hinzufügt: „Unsere Sängerin Lea ist die Cheftherapeutin und die Musiker der Band sind ihre Praxishelfer.“

Musikalisch viel herumgekommen

Damit so ein Konzept trage, brauche es „musikalische Substanz“. Aber der Zuffenhäuser ist ja auch musikalisch hübsch herumgekommen. Schon den Flügel hat er aus dritter Generation. Klavierspiel also von klein auf. Zeitweilig hat er auch Posaune gespielt: „Weil mein Bruder beim Musikverein Zuffenhausen war und weil die schöne Ausflüge gemacht haben.“ Dann kam das Schlagzeug dazu, das zum Hauptinstrument wurde. Als Teenie habe er leidenschaftlich Hardrock gespielt, bereits in der elften Klasse gewusst, dass er Musik studieren wolle: „Und ich habe sehr hartnäckig daran gearbeitet!“ Obwohl er an einem Technischen Gymnasium war: „Ohne Musikunterricht!“

Jazz war dann die vorwiegend gepflegte Richtung, 2003 gab es dafür das Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg mit „Schmollmund“ als Live-Serie. Fernsehen war dran, Harald Schmidts „Hamlet“-Musical am Staatstheater. Und immer wieder der Aufbruch zu neuen Ufern: „Um nicht beliebig zu werden oder Jazz-Ikonen hinterher zu hecheln.“ Oft in einem Boot mit Stuttgarter Größen wie Udo Schöbel, der mit Punk vitalisierte, oder Hannes Orange, dem Sänger. Für die neue besetzte Hitboutique ist das Theaterhaus die Homebase: für Therapie-Touren quer durch die Republik.

Info Mit der Bühnenshow „Deutschland Therapie“ tritt „Hitboutique“ am 22. Juni, 20.15 Uhr, im Theaterhaus auf.