Pfarrer Dieter Kümmel und die Kirchengemeinderatsvorsitzende Helga Klempt halten buchstäblich mit Elena Berrer (Mitte) zusammen, um deren Schwester zu helfen. Foto: Chris Lederer

Die evangelische Gemeinde startet einen Spendenaufruf, um eine Knochenmark-Transplantation zu bezahlen.

Stuttgart-Zuffenhausen - Zur DNA der Christen gehört es, zu helfen“, sagt Pfarrer Dieter Kümmel. Hilfsaktionen hat es von Seiten der evangelischen Kirchengemeinde schon viele gegeben. Doch zum ersten Mal, so der Pfarrer, rufen die Christen in Zuffenhausen zu einer großen Spendenaktion für eine Einzelperson auf.

Elena Berrer stammt aus der Ukraine, lebt seit einigen Jahren in Zuffenhausen, hat ihren Sohn in der Pauluskirche taufen lassen und nimmt am Gemeindeleben teil. Ihre Schwester Marjana hat Blutkrebs. Eine Knochenmark-Transplantation in Tübingen könnte ihr Leben retten. Die Kosten für die Operation in Deutschland übernimmt aber keine Krankenversicherung. Die Patientin muss sie aus eigener Tasche bezahlen. Dafür sammelt die Zuffenhäuser Gemeinde nun einen Teil des nötigen Geldes.

Zwei Nadeln im Heuhaufen

„Meine Schwester hat zwei gesunde Kinder, ein Mädchen mit zehn und einen Jungen mit vier Jahren. Immer war sie gesund, nie hat sie etwas gehabt“, schildert Elena Berrer die Geschichte ihrer Schwester. Im September sei sie wieder schwanger geworden, bei einer Untersuchung habe sich dann gezeigt, dass sie krank sei. Diagnose: Leukämie. „Das war für uns alle ein Schock.“ Ohne eine Knochenmarkspende werde sie nicht überleben. Eine Behandlung in der Ukraine sei nicht Erfolg versprechend, weil Stammzellen-Spender nicht zentral erfasst werden. „Ich arbeite in einem Krankenhaus in Stuttgart und habe mich erkundigt. In Tübingen könnte man meiner Schwester helfen.“ Befunde und Blutproben wurden hier hergeschickt. „Wir hatten Riesenglück: In der Deutschen Knochenmark-Spenderdatei wurden zwei mögliche Spender gefunden.“ Gleich zwei Nadeln im Heuhaufen.

Doch die Botschaft in der Ukraine schien die Hoffnungen der Familie zunichte zu machen. „Erst wollte man meiner Schwester und ihrem Mann kein Visum ausstellen“, berichtet Elena Berrer. „Bei der Botschaft hieß es, wir lassen sie nicht raus. Wenn sie stirbt, ist das Gottes Wille.“ Schließlich habe Berrer doch noch ein Visum erwirkt. „Ihr Ehemann darf sie nach Deutschland begleiten.“ Als nächste Hürde steht die Entbindung im Juni an. „Es ist eine Risikoschwangerschaft.“ Danach folge die Chemotherapie und schließlich die Transplantation an der Uniklinik Tübingen. Zwar verzichtet der Chefarzt auf sein Honorar, doch die Kosten belaufen sich auf einen Betrag zwischen 150.000 und 170.000 Euro. „Über Fernsehen, Radio und Zeitungen haben wir in der Ukraine schon rund 105.000 Euro gesammelt, aber es fehlen noch 50.000 bis 70.000 Euro“, sagt Elena Berrer. „Wir werden den Spendenaufruf im Gemeindebrief veröffentlichen, ich werde auch die anderen christlichen und islamischen Gemeinden ansprechen“, sagte Pfarrer Kümmel. „Wir unterstützen Sie, seien Sie sich gewiss“, sagte die Kirchengemeinderatsvorsitzende Helga Klempt. Und Pfarrer Kümmel ergänzte das Zitat: „Wer einen Menschen rettet, der rettet die ganze Welt.

Info:
Die Kirchengemeinde hat ein Spendenkonto unter der Nummer 400 561 000 bei der Volksbank Zuffenhausen eingerichtet. Die Bankleitzahl lautet 600 903 00.“