Süßungsmittel aus Stevia-Blättern süßen bis zu 300-mal so stark wie Haushaltszucker. Foto: M&S Fotodesign - Fotolia

Etwa 150 Gramm Zucker nimmt jeder Deutsche im Schnitt täglich zu sich – dreimal so viel, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt. Süßmacher wie Kokosblüten-, Birkenzucker, Stevia oder Agavendicksaft werden oft als gesündere Alternativen zu Industriezucker genannt. Was taugen die Produkte?

Stuttgart -

Stevia

Nach Lakritz schmecken Zuckerersatzstoffe aus den Blättern der Steviapflanze – das mag nicht jeder. Ihre Süßkraft ist bis zu 300-mal so stark wie die von Haushaltszucker. Als Zusatzstoff E 960 sind seit 2011 in der Europäischen Union nur die isolierten süßen Inhaltsstoffe der Stevia-Blätter (Stevioglykoside) zugelassen. Diese werden mit organischen Lösungsmitteln aus den Stevia-Blättern isoliert. E 960 hat keine Kalorien und ist nicht karieserzeugend. Dafür kostet der Ersatzstoff zwischen 10- und 40-mal so viel wie Industriezucker, wie die Verbraucherzentrale Hessen bei einer Marktstichprobe herausgefunden hat. Ein Kilogramm Haushaltszucker ist schon für etwa 65 Cent erhältlich. Dazu wächst Stevia nur im Hochland zwischen Brasilien und Paraguay – der Transport des Zuckers belastet die Umwelt.

Kokosblütenzucker

Kokosblütenzucker wird aus dem gekochten und getrockneten Blütennektar der Kokospalme hergestellt. Der karamellige Süßmacher ist damit weit weniger verarbeitet als Haushaltszucker, hat aber ähnlich viele Kalorien. Was gegen diese Art von Zucker spricht, ist vor allem sein langer Transportweg: Kokospalmen wachsen nun einmal nicht in Baden-Württemberg. Außerdem ist der Zucker mit einem Preis von etwa zwei Euro pro 100 Gramm im Vergleich sehr teuer.

Agavendicksaft

Der aus mexikanischen Agaven gewonnene Sirup ist hierzulande als Agavendicksaft im Handel. Er ist süßer als Industriezucker und erinnert im Geschmack an Karamell. Seine Süße basiert auf Glucose und Fructose, deshalb kann er bei einigen Menschen allerdings Verdauungsprobleme auslösen. Auch Äpfel, Birnen und Trauben werden durch Vakuumverfahren zu dickflüssigen Sirupen konzentriert. Wie alle unraffinierten Lebensmittel haben sie einen höheren Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen.

Xylit und Erythrit

Der Zuckeralkohol Xylit ist auch unter dem Namen Birkenzucker bekannt. Er wird in der Regel aus Stroh oder Maiskolbenresten gewonnen, Erythrit aus Kohlenhydraten. Mit Säuren oder Laugen wird Xylit hergestellt, Erythrit mittels mikrobieller Fermentation. Beide Süßmacher sind kalorienärmer als Zucker – Erythrit hat überhaupt keine Kalorien. Nach einer Studie der finnischen Universität Turku wirkt Xylit karieshemmend. Daher ist der Alkohol als Zusatzstoff E 967 oft in Kaugummis enthalten.

Fazit

Süßmacher, die als Zuckeralternative angepriesen werden, sind meist nicht natürlicher, aber durchweg teurer als Haushaltszucker, schreibt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Einen sinnvollen Ersatz für Zucker stelle keiner der erwähnten Süßmacher dar. Wer gesünder leben möchte, sollte daher seinen Zuckerkonsum generell überdenken. Denn nicht nur in Süßigkeiten, sondern auch in anderen verarbeiteten Lebensmitteln wie Brot, Wurst oder Getränken ist Zucker enthalten – oft versteckt hinter Bezeichnungen wie Dextrose und Maltose. Hier hilft der Blick auf die Zutatenliste.