Züchterin Gabriele Stiepel inmitten ihrer kleinen Hengstgruppen Foto:  

Mit einer eigenen Zucht am Fuß des Württembergs hat sich die Untertürkheimerin Gabriele Stiepel einen Traum erfüllt. 35 Tiere zählen zu ihrer Herde.

Untertürkheim - S e it d er Corona-Pandemie drängt es die Menschen hinaus ins Grüne. Dass sich viele den Traum vom eigenen Freizeitgrundstück erfüllen, bekommt auch Gabriele Stiepel zu spüren: Die Nebenerwerbslandwirtin findet einfach keine Weideflächen für ihre Alpakas, die am Fuße des Württembergs auf einem Grundstück in den Aspen leben. „Es war immer schon schwer, hier in der Nähe eine Wiese oder ein Gartengrundstück zu finden, aber jetzt ist das aussichtslos.“ Vor allem, wenn man mindestens 2000 Quadratmeter benötige.

Begehrte Grünfläche

Erst jüngst erteilte ihr die Stadt Stuttgart eine Absage für die brach liegende Fläche des früheren Awo-Waldheims im Gehrenwald. Diese hätte sie gern gepachtet, da sie in unmittelbarer Nähe ihrer Hauptweide liegt und Gabriele Stiepel zudem das benachbarte Grundstück des katholischen Heimgartens nutzen darf.

Das rund 2600 Quadratmeter große Areal hat jedoch viele Begehrlichkeiten geweckt – vom Hundespielplatz bis zum Urban-Gardening-Projekt reichen die Vorschläge. Die Stadt selbst hat eigenen Angaben zufolge bislang keine Pläne für die Fläche, lässt dort nun eine Wiese wild sprießen.

Bereicherung für Untertürkheim

Kritik, eine Nutzung als eingezäunte Weidefläche wäre reine Privatsache, während die anderen Ideen einer breiten Öffentlichkeit zugute kämen, lässt Gabriele Stiepel nicht unwidersprochen: „Überall, wo meine Tiere sind, bleiben die Menschen gern stehen und schauen. Ich erhalte auch viele Anfragen von Kindergartengruppen und Schulklassen.“ Aus Zeitgründen könne sie, die hauptberuflich bei der Telekom arbeitet, allerdings keine Besichtigungstermine anbieten. Was indessen bleibt, ist der Blick über den Zaun auf die Alpakas. Und so wäre ein kleines Gehege an jener belebten Stelle im Gehrenwald ihrer Ansicht nach „eine Bereicherung für Untertürkheim“.

Nachfrage ist riesig

Die „Württemberg Alpakas“ sind inzwischen weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, vor allen deren Nachkommen. Gabriele Stiepel leiht ihre besten Deckhengste zum Beispiel an die Wilhelma aus, aber auch an andere Züchter im Land.

„Die Nachfrage nach Alpakas ist riesig“, stellt die Züchterin seit einigen Jahren einen Mega-Trend fest. Kein Wunder: „Es sind unglaublich sanftmütige Tiere, die einen allen Stress vergessen lassen“, sagt Gabriele Stiepel. Beim Blick in deren niedlichen Gesichter könne man sich schnell verlieben, weiß sie aus eigener Erfahrung. Allerdings: „Es sind keine Streicheltiere. Sie lassen sich nicht gern anfassen.“

Trekkingtouren und Spaziergänge

Mit einer eigenen Zucht zwischen Kleingärten und Streuobstwiesen hat sich Gabriele Stiepel einen Lebenstraum erfüllt. „2003 begann meine Liebe zu Alpakas, als ich sie auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest in Stuttgart entdeckte.“ Sie informierte sich ausführlich im Internet über die Tiere, die eigentlich aus den Anden stammen, und besuchte mehrere Zuchtbetriebe. Im Jahr 2005 kamen dann drei tragende Stuten nach Untertürkheim. Und aus dem Hobby wurde ein registrierter landwirtschaftlicher Familienbetrieb, zu dem neben Tochter Vanessa Schäfer auch Ehemann Falk gehören.

Zurzeit stehen, verteilt auf drei Flächen in Untertürkheim und Bad Cannstatt, 35 Alpakas und vier Lamas, mit denen sie zum Beispiel Trekkingtouren in der Gruppe und individuell gestaltete Wanderungen in den Weinbergen rund um die Grabkapelle anbietet. Weitere Tiere sind bei Kooperationspartnern untergebracht.

Fünf Fohlen geboren

Natürlich verkauft sie auch regelmäßig Alpakas. Viel größer soll die Herde nicht werden. Aber Gabriele Stiepel gibt die Tiere „nur in gute Hände“ ab, wie sie betont. Und nur in eine Gruppe mit mindestens drei Artgenossen. Denn: „Alpakas sind Herdentiere.“ Ein Weibchen bringt nach 345 bis 365 Tagen ein Fohlen zur Welt, welches dann sechs bis acht Monate gesäugt wird. Dann könnten sie theoretisch an andere Alpaka-Liebhaber verkauft werden. Die fünf Jungtiere, die in diesem Jahr geboren wurden, dürfen aber noch bis ins nächste Jahr bei ihren Müttern bleiben, sagt die Untertürkheimerin.

Wolle wird verarbeitet

W elche Fellfarbe die Tiere haben werden, das sei übrigens jedes Mal eine Überraschung. „Ursprünglich wurden Alpakas vor allem in Weiß gezüchtet“, berichtet sie. Mittlerweile haben sich 21 weitere Farbtöne – Schwarz, Braun, Grau und Beige in allen Nuancen – herausgebildet. In Südamerika werden die Nutztiere wegen der aus ihrem dichten Fell gewonnenen Wolle gehalten, in Deutschland eher zum Freizeitvergnügen. Dennoch werden auch die „Württemberg Alpakas“ einmal im Jahr geschoren. Ein Tier gibt bis zu sechs Kilogramm weiches Vlies ab. Produkte aus Alpaka-Wolle gibt es Im Hofladen der Untertürkheimer Ranch.

weitere Informationen unter www.wuerttemberg-alpakas.de