Großes Ausbauprogramm: Die Pädagogische Hochschule erhält eine neue Sporthalle sowie mehrere Seminargebäude. Auch die Beamtenhochschule wird erweitert, dazu kommen zwei neue Parkhäuser nahe der S-Bahnstadtion Favoritepark. Foto: Werner Kuhnle

Fast 9000 Studenten hat Ludwigsburg inzwischen. Doch es gibt zu wenig Platz, zu wenig Wohnraum und zu wenig Parkplätze. Ein großes Bauprogramm soll Abhilfe schaffen – doch das dauert.

Ludwigsburg - Der Ludwigsburger Musterstudent ist laut dem Online-Magazin „Jobmensa“ statistisch gesehen zu 72 Prozent in einer festen Beziehung, zahlt überdurchschnittlich viel Miete, studiert Erziehungswissenschaften und wohnt zu 80 Prozent nicht mehr zu Hause. Im bundesweiten Hochschulranking des Magazins schneidet Ludwigsburg eher schlecht ab. Ziemlich unsexy also, deswegen erhält Ludwigsburg im Hochschulranking nur 49 von 100 möglichen Punkten, der Schnitt liegt bei 55. Auch weil nach dem Studium nur niedrige Einstiegsgehälter locken.

Das mag daran liegen, dass soziale und pädagogische Berufe eher niedrig entlohnt werden. Doch das Ludwigsburger Studentenleben bietet auch einige Stressfaktoren. Etwa an der Pädagogischen Hochschule: Seit dem vergangenem Dezember müssen Sportstudenten sich mühsam Schwimmhallen in der Stadt und im Umland suchen. Die Sporthalle auf dem Campus Königsallee ist einsturzgefährdet, das Dach wurde saniert. Ein Becken wird mithilfe von Gerüsten nur für die Fortbildung von Schwimmlehrern verwendet, die ebenfalls traditionell in Ludwigsburg beim Landesinstitut für Schulsport stattfindet.

Immer mehr Studenten in Ludwigsburg

Nun ist Abhilfe in Sicht: Zu Beginn des Wintersemesters sollen die Schwimmbecken wieder allen zur Verfügung stehen. Die Landesregierung will zudem Millionen investieren, um den Campus zu erweitern. Das ist auch bitter nötig. Gut 9000 Studenten kommen inzwischen nach Ludwigsburg, allein die Pädagogische Hochschule (PH) zieht 5800 junge Leute an.

„Vor zehn Jahren waren es noch 4600“, erklärt Anne Nörthemann, die Sprecherin der PH. Die Gebäude sind mehr als 50 Jahre alt und platzen aus allen Nähten, ähnlich gilt das für die benachbarte Hochschule für Verwaltung und Finanzen. Trotz der Negativschlagzeilen durch Führungskrisenund den Untersuchungsausschuss im Landtag steigen die Studentenzahlen.

Neues Sportzentrum: Baubeginn 2020

Nun soll kräftig gebaut werden. „Der erste Schritt ist der Ersatzbau für die Sport- und Schwimmhalle“, sagt Martina Schäfer, die Sprecherin der Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne). Die neue Halle soll dort entstehen, wo es sich der PH-Rektor Martin Fix gewünscht hat: Neben dem Sportplatz und der Verwaltungshochschule. So können die Sportstudenten zunächst in die wieder stabilisierte Halle zurück. Im August soll das Gerüst abgebaut werden.

In drei oder vier Jahren kann dann der Neubau bezogen werden. Im Jahr 2020 will das Ministerium die Bagger rollen lassen. Steht das funkelnagelneue Sportzentrum, wird das alte abgerissen und neue Seminargebäude entstehen. Gleichzeitig bekommt auch die Beamtenschmiede einen neuen Trakt spendiert – und an der S-Bahn werden zwei neue Parkhäuser gebaut. Alles komplett finanziert vom Land.

Zwei neue Parkhäuser mit 700 Plätzen

Auch das kommt keineswegs zur Unzeit: Die bisherigen Parkplätze sind hoffnungslos überlaufen, die Anwohner im nahen Stadtteil Eglosheim stöhnen über voll geparkte Straßen. „Beide Parkhäuser sollen jeweils 350 Plätze haben“, sagt Martin Kurt, der Chefplaner im Ludwigsburger Rathaus. Diese neuen Parkhäuser könnten die Pläne des Regionalverbandes ergänzen, an der Stelle ein P-&-R-Parkhaus für Pendler zu errichten – die neben der S-Bahn langfristig auch eine Haltestelle der Stadtbahn nutzen könnten, so die Idee.

Und blickt man ganz weit in die Zukunft, gewährt das Land der Pädagogischen Hochschule noch einen weiteren Anbau. „Wir sind sehr froh und erleichtert“, sagt die PH-Sprecherin Anne Nörthemann. Auchin Sachen Wohnraum ist Entlastung in Sicht: Das Studierendenwerk Stuttgart baut neue Wohnanlagen mit 245 Zimmern in Eglosheim und am Campus Königsallee. Das erhöht dann vermutlich den Flirtfaktor, den das Magazin „Jobmensa“ ebenfalls erfasst: Bei nur 28 Prozent studentischen Singles ist der bislang eher mau. Immerhin sind davon fast 90 Prozent Frauen.