Im Kreis Göppingen landen Küchenabfälle viel zu häufig in der Restmülltonne. Foto: dpa-Zentralbild

Im vergangenen Jahr wurden im Kreis Göppingen pro Einwohner nur durchschnittlich sechs Kilo Biomüll gesammelt, 25 sollten es sein. Das Landratsamt denkt jetzt darüber nach, die Dauerpleite mit Kontrollen und Mini-Tonnen zu beheben.

Göppingen - Auch im vergangenen Jahr hat der Kreis Göppingen beim Restmüllaufkommen im Land wieder einen der hinteren Plätze belegt. Einer der Hauptgründe dafür, dass die Bürger im Schnitt viel mehr Restmüll produzieren als anderswo ist, dass viele Stoffe in der grauen Tonne landen, die dort eigentlich nichts verloren haben, zum Beispiel Biomüll. Eigentlich sollte jeder Bürger durchschnittlich 25 Kilo Biomüll pro Jahr per Biobeutel der Wiederverwertung zuführen, tatsächlich waren es im vergangenen Jahr nur sechs Kilo.

Jetzt hat der Umweltausschuss im Vorgriff auf eine Klausurtagung zum Thema Müllentsorgung im Juni darüber debattiert, wie sich die Dauerpleite mit dem im Sommer 2015 eingeführten Biobeutel beheben lässt. Denn das es so nicht weitergehen kann und die Akzeptanz des Biobeutels dringend erhöht werden muss, darin sind sich alle Fraktionen und die Kreisverwaltung einig – zumal der Gesetzgeber zwingend vorschreibt, Abfälle getrennt zu sammeln und wenn möglich wiederzuverwerten. Der Weg dahin ist allerdings umstritten.

Biobeutel sollen kostenlos verteilt werden

Der Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs AWB, Dirk Hausmann, schlägt im wesentlichen drei Punkte vor, mit denen er dem Biobeutel auf die Sprünge helfen will: Die Abfallgebühren sollen so gestaltet werden, dass es sich für die Bürger künftig lohnt, den Müll zu trennen. Dazu, sagt Hausmann, müsse der Restmüll deutlich teurer werden als der Biomüll. In anderen Kreisen sind beispielsweise längst kleinere Tonen üblich, im Ostalbkreis etwa die nur halb so großen 60-Liter-Tonnen. Wer seinen Müll halbwegs vernünftig trenne, komme damit auch bei einer vierwöchentlichen Leerung gut zurecht, sagte Hausmann.

Die Biobeutel sollten – das hatten die FDP und die CDU beantragt – kostenlos an die Bürger verteilt werden. Die Finanzierung könnte Hausmann zufolge über die Müllgebühren erfolgen. Damit hätten die Bürger die Beutel bereits an der Hand und müssten erst gar nicht darüber nachdenken, ob sie das Geld dafür ausgeben wollten, wie es bisher der Fall ist.

Grüne hätten gerne die andernorts übliche Biotonne statt des Beutels

Außerdem sollten die Mitarbeiter des AWB bei den Leerungen künftig stärker kontrollieren, was sich in den Tonnen befinde. Wer seinen Müll nicht ordnungsgemäß trenne, könnte beispielsweise eine Verwarnung in Form eines Hinweiszettels bekommen. Falls der Betreffende sein Verhalten nicht ändere, könnte die Tonne dann auch mal stehen gelassen werden.

Dem Vorstoß der Grünen, ob es möglich sei, komplett aus dem System auszusteigen und stattdessen die andernorts übliche Biotonne einzuführen, gab Hausmann wenig Chancen. Aus rechtlichen Gründen sei es nicht möglich, vorzeitig aus dem Vertrag mit den Entsorgern auszusteigen. Falls man dies wolle, müsse man mit diesen über eine Abfindung verhandeln. „Ich glaube aber, wenn wir alle Vorschläge umsetzen, haben wir gute Chancen, das Biomüllaufkommen zu steigern“, sagte Hausmann.

Mehrheit will von Kontrollen nichts wissen

Das sahen die Fraktionen im wesentlichen ähnlich. An einem Punkt allerdings schieden sich die Geister: Von Müllkontrollen wollte die Mehrheit nichts wissen. „Wir sollten der Bevölkerung nicht hinterherschnüffeln. Der Biobeutel muss sich künftig finanziell eben mehr für die Leute lohnen“, sagte etwa der CDU-Kreisrat Gerhard Ueding. „Wir wünschen uns keine Müllpolizei“, pflichtete ihm der Freie-Wähler-Chef Werner Stöckle bei. Und der FDP-Kreisrat Martin Kaess meinte: „Eine Müllpolizei, das gefällt mir nicht.“

Die Grünen wollten sich von dem Gedanken, auf die Biotonne umzusteigen, noch nicht ganz verabschieden. Die Fraktionschefin Gabriele Zeller-Mühleis wollte deshalb wissen, wie hoch der Schadenersatz denn sei, falls der Kreis vorzeitig aussteige. Diese Frage konnte Hausmann nicht beantworten, weil darüber noch keine Gespräche geführt worden seien.