Der 23-Jährige kämpft um einen neuen Vertrag bei Formel-1-Team Haas, doch TV-Experte Christian Danner sieht nur noch geringe Chancen. Das sind die Gründe für das drohende Aus.
Da hatte sich Mick Schumacher gewissenhaft auf den Großen Preis der USA vorbereitet, hatte sich in Texas ein paar Tage auf der Familienranch eingestimmt und Schwester Gina mit einem speziell lackierten Helm überrascht, doch nach der Zieldurchfahrt in Austin herrschte Tristesse. Während Max Verstappen seinen 33. Grand-Prix-Sieg feierte, Red Bull den Gewinn der Konstrukteurs-WM bejubelte und Mercedes-Star Lewis Hamilton mit Rang zwei glücklich war, suchte Schumacher nach Worten für den 14. Rang in einem verkorksten Rennen. „Ich glaube, das Team weiß, was ich kann“, sagte der 23 Jahre alte Haas-Pilot.
Er muss es hoffen. Der Sohn von Rekordchampion Michael Schumacher kämpft um eine Weiterbeschäftigung, wobei der Vertrag von Kollege Kevin Magnussen bereits verlängert wurde. Das Cockpit bei Haas ist die einzige Option, die dem Deutschen bleibt. Den letzten freien Platz im Fahrerfeld 2023 besitzt Williams, aber dort kalkulieren die Bosse damit, dass Nachwuchspilot Logan Sargeant (21/USA) noch die nötigen Punkte für die Superlizenz in der Formel 2 sammelt. Haas oder Hasta la vista („auf Wiedersehen“), heißt es für Mick Schumacher.
Die Tür schließt sich mit jedem Rennen ohne vorzeigbares Resultat etwas mehr. Vor dem Grand Prix hatte sich Teameigner Gene Haas kritisch über seinen Angestellten geäußert und Punkte als Argumente für einen Folgevertrag gefordert. Dass Schumacher durch eine unglückliche Strategie zurückgespült wurde, dass er von Alfa-Fahrer Nicholas Latifi touchiert wurde, das sind Fakten, die er sich nicht anrechnen lassen muss, doch am Ende zählt das nackte Ergebnis.
Schumacher hat zwar wiederholt bewiesen, dass er reif für die Top Ten ist, jedoch holte er in 18 Läufen nur zwölf Punkte; Magnussen kommt auf 26. Die verpassten Chancen bestehen aus einer Mixtur aus Fahrfehlern, strategischen Patzern des Teams, mangelnder Zuverlässigkeit, schlechten Reifenwechseln oder ruppigen Gegnern. Christian Danner schätzt die Chancen für den 23-Jährigen auf die dritte Formel-1-Saison in Folge als gering ein. „Seine Position ist nicht zu beneiden“, sagt der 64 Jahre alte Ex-Pilot, „die Frage ist sogar, ob der Zug nicht längst abgefahren ist. Wenn man die Zwischentöne analysiert, stellt man fest, dass man ihn loswerden will.“ Mit Formel-1-Frührentner Nico Hülkenberg (35) hat Teamchef Günther Steiner schon telefoniert, der Australier Daniel Ricciardo, der McLaren verlässt, wäre ebenfalls ein Kandidat fürs Haas-Cockpit.
Danner hat die Worte des Teambesitzers im Ohr, der sich über Schumachers Unfälle echauffierte. Das sei „einfach zu teuer“ und koste „Millionen Dollar“, monierte der 69-Jährige vor dem US-Rennen: „Ich denke, Mick hat eine Menge Potenzial, aber er kostet uns ein Vermögen und hat viele Autos geschrottet. Das hat uns viel Geld gekostet, das wir nicht haben.“ Zuletzt kam Schumacher in Japan im Training von der Spur ab und knallte in einen Reifenstapel – Nase, Frontflügel, Radaufhängungen und Unterboden beschädigt. „Wieder eine halbe Million Euro Schrott“, knurrte Teamchef Steiner. Teure Schäden, wenige Punkte für die Konstrukteurs-WM, die am Saisonende in bares Geld verwandelt werden – die Kosten-Nutzen-Rechnung bei Schumacher geht für Gene Haas nicht auf. „Wenn Mick bleiben möchte, muss er zeigen, dass er ein paar mehr Punkte holen kann“, polterte der Industrielle, „darauf warten wir.“
Die nächste Chance kommt am Wochenende beim Grand Prix in Mexiko, doch Christian Danner glaubt, dass eine Trennung nicht die schlechteste Lösung wäre. „Meiner Ansicht nach ist es für Mick aufgrund der Situation, wie sie sich dieses Jahr entwickelt hat, außerordentlich kritisch, dort weiterzumachen“, bemerkt der Münchner: „Für einen Burschen wie ihn wäre ein Jahr Pause nicht so schlimm. Er ist noch so jung und könnte ohne Probleme wieder an die Formel-1-Karriere anschließen.“ Fraglich, ob das auch Mick Schumacher so sieht.