Das Nähen ist Teamarbeit: Tanja Karamik bedient die Nähmaschine, während Simona Schulze Foto: Werner Kuhnle

Affalterbach - Die Corona-Pandemie zieht ihre Kreise und beeinflusst die Gesellschaft auf verschiedene Weise. Auf der einen Seite sind da die Schlagzeilen über Kranken- und Altenpfleger, die über keine Schutzkleidung verfügen. Auf der anderen Seite ist da etwa der Kreativtreff in Affalterbach, der sich nicht treffen kann, aber Talent und Spaß am Werkeln hat. Moment, passt das nicht hervorragend zusammen? Das dachte sich auch Tanja Karamik und machte Nägel mit Köpfen, indem sie die Initiative „Affalterbach näht Behelfsmasken“ ins Leben rief.

„Ich war auf Facebook unterwegs und bin dort auf eine Gruppe gestoßen, die landesweit die Verteilung ihrer selbst genähten Masken organisiert“, erinnert sich Karamik zurück. Eine Idee, die bei ihr auf fruchtbaren Boden fiel – wenn auch in kleinerem Maßstab: „Mein Gedanke war, dass auch Affalterbach ordentlich Potenzial bietet.“ Kurzum kontaktierte sie ihre Bekannten aus dem Kreativtreff und auch die Gemeinde selbst, um ihre Idee mit anderen zu teilen. Das ist nun etwa 14  Tage her, und der Gedanke verbreitete sich wie ein Lauffeuer: 26 Näher haben in den beiden Wochen nun bereits mehr als 600  Behelfsmasken angefertigt.

Was sich nach einer beeindruckenden Zahl anhört, ist in der aktuellen Situation aber fast nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, weiß Tanja Karamik. Denn neben Mitstreitern hat sie auch verschiedene Einrichtungen im medizinischen wie im sozialen Bereich kontaktiert, um zu fragen, wie viel Bedarf denn überhaupt an den selbst genähten Masken da sei. Die Resonanz sei im wahrsten Sinne des Wortes überwältigend gewesen: „Schon alleine die Kleeblatt-Pflegeheime in der Region bräuchten gut 1500 Masken.“ Sicher, die Behelfsmasken seien keine medizinische Schutzkleidung, „aber es ist besser als gar nichts, zumal die wenigen Schutzmasken für Ernstfälle aufgehoben werden sollen“. Um ihre Senioren ein Stück weit zu schützen, setzen die Pfleger auf „handgemacht“.

Schnittmuster gibt es im Netz viele, die Näherinnen in Affalterbach nutzen für ihre Behelfsmasken derzeit das Schnittmuster der Stadt Essen und eines mit Gummibändern. „Aber wenn jemand eh schon zu Hause näht und ein anderes Muster nutzt, geht das auch in Ordnung“, so Tanja Karamik. Denn die Initiative sucht dringend noch weitere helfende Hände. Dabei sind nicht nur die Affalterbacher gefragt, auch Kreative aus anderen Gemeinden seien ihnen herzlich willkommen.

Es gehe in erster Linie um die Vernetzung der Menschen in dieser Zeit: „Wenn in vielen Haushalten genäht wird, kommt schnell auch eine größere Stückzahl zusammen.“ Die fertigen Masken sammelt Karamik dann ein und lagert sie bei sich zu Hause zwischen. Jeden Abend kommen dann die Boten aus den Einrichtungen zu ihr und holen dort die Produktion des Tages ab: „Wir kommen eigentlich kaum noch hinterher.“

Stress ist aber trotzdem ein Tabu bei den Ehrenamtlichen, betont Karamik: „Jeder näht so viel wie er möchte.“ Um das Material muss man sich nicht selbst bemühen. Die Kleeblatt-Heime stellen dieses für ihre Masken bereit. Zudem gibt es fertige Materialpäckchen. Die müssen aber erst gepackt werden, weshalb auch Helfer ohne Nähkenntnisse gefragt sind. „Wir haben für jeden eine Aufgabe“, betont Karamik. Sei es nun das Zuschneiden oder das Bügeln. Auch Kinder können mithelfen, wenn eine Familie gemeinsam dabei sein möchte. Spenden von Baumwollstoff, Garn, Vlies und Nadeln gehen auch.

Gewinngedanken gibt es keine, alles läuft ehrenamtlich ab. „Wer will, kann spenden, aber wir erheben an sich keinen Preis“, so Tanja Karamik. Die Behelfsmasken werden aber vorrangig an systemrelevante Berufsgruppe sowie kranke und vorbelastete Menschen verteilt. Neben deren Dank gebe die Arbeit ihr viel zurück, verrät die Initiatorin: „Ich muss nicht tatenlos herumsitzen.“

Wer die Initiative „Affalterbach näht Behelfsmasken“ unterstützen oder sich vernetzen möchte, kann sich an Tanja Karamik unter 07144/327070 oder 0172/7302611 wenden. Das gilt auch für Menschen, die dringend Masken benötigen.