Postsendungen über 22 Euro aus Nicht-EU-Staaten müssen versteuert werden. Foto: Bloch

Auf dem Zollamt an der Gottfried-Keller-Straße haben die Überprüfungen von privaten Post- und Paketsendungen rapide zugenommen: Beinahe 1000 Sendungen sind es im Monat, in den vergangenen drei Jahren hat sich die Anzahl verdoppelt. Eine App hilft Reisenden dabei, den Überblick zu behalten, was sie ins Land einführen dürfen und was nicht.

Zuffenhausen - Normalerweise werden im Zollamt Zuffenhausen gewerbliche Ausfuhren in und Einfuhren aus Nicht-EU-Staaten abgefertigt, in der Regel durch Kontrolle von Lastwagen auf dem weitläufigen Zollhof. Dies macht rund 95 Prozent der zu bewältigenden Aufgaben aus und spült ordentlich Geld in die Staatskasse: Im Jahr 2014 sind in dem unscheinbaren, zweistöckigen Gebäude an der Gottfried-Keller-Straße insgesamt 23 Millionen Euro Einfuhrumsatzsteuer eingenommen worden und 1,5 Millionen Euro Zoll. Darin enthalten sind die eingezogenen Summen der restlichen fünf Prozent: die Überprüfungen von privaten Post- und Paketsendungen. Doch diese haben rapide zugenommen: beinahe 1000 Sendungen im Monat, in den vergangenen drei Jahren hat sich die Anzahl verdoppelt. Schließlich kann heutzutage mit wenigen Klicks problemlos über das Internet eingekauft werden. Egal was und egal wo auf der Welt – ruckzuck ist per Kreditkarte bezahlt und wenige Tage später klingelt der Post- oder Paketbote und liefert die bestellten Dinge aus – im Idealfall.

„Manche zucken zusammen, aber keine Sorge“

Es kann aber auch sein, dass die Sendung erst einmal beim Zoll hängen bleibt. Dann wirft der Briefträger nur ein Schreiben ein, dass man sich beim zuständigen Zollamt einfinden soll und die ausgedruckte Bestellung, Bezahlbestätigungen oder weitere Dokumente mitbringen soll. „Manche zucken da zusammen, aber keine Sorge, man hat dabei ja nichts falsch gemacht“, sagt Thomas Seemann, Pressereferent beim Hauptzollamt Stuttgart. „Die Freigrenze ist 22 Euro, inklusive der Versandkosten. Geschenke dürfen maximal bis 45 Euro wert sein. Alles, was darüber ist, unterliegt den Zollgesetzen und wenn dann der Sendung von außen nicht ansehbar ist, was drinnen ist, müssen wir eben kontrollieren.“

Für die Bürger aus dem Norden Stuttgarts bis hinein in den Landkreis Ludwigsburg ist das Zollamt Zuffenhausen an der Gottfried-Keller-Straße zuständig. Der Beamte öffnet dann gemeinsam mit dem anwesenden Empfänger, so die Vorschrift, das Paket, und die Ware wird begutachtet. Fällig ist dann die Einfuhrumsatzsteuer, also im Prinzip die 7 oder 19 Prozent Mehrwertsteuer, die auch angefallen wäre, wenn man etwas in Deutschland gekauft hätte. Zusätzlich wird eventuell noch eine weitere Abgabe erhoben: eben der Zoll. „Das kommt auf die bestellte Ware an. Computerbauteile zum Beispiel sind zollfrei, Turnschuhe auf der anderen Seite kosten weitere zehn bis zwölf Prozent Gebühr vom Einkaufwert“, rechnet Seemann vor. Zudem erfolgt hierbei eine Kontrolle, ob die Einfuhr der bestellten Ware auch legal ist.

Rauschgift im Bilderrahmen und die Kobra im Glas

Seemann zählt auf, was in Zuffenhausen schon zum Vorschein trat, als man die Pakete öffnete: „Rauschgift im Bilderrahmen, gefälschte Nike-Sportschuhe, Arzneimittel, Schlangenledergürtel, Krokodillederschuhe, eine tote Kobra in Whiskey eingelegt, ein Zielfernrohr oder andere verbotene Waffenteile oder Waffen wie Schlagringe. Viele Dinge, die im Ausland legal sind, sind eben in Deutschland verboten und müssen dann beim Zoll konfisziert werden.“ Nahrungsergänzungsmittel zum Beispiel dürfen überhaupt nicht eingeführt werden und Arzneimittel nur in kleinen persönlichen Verbrauchsmengen bei der Einreise (per Flugzeug oder Schiff) nach dem Urlaub, aber keinesfalls bei der Einfuhr per Post. „Da erfüllen wir im Prinzip die Aufgaben des Verbraucherschutzes. Oft ist billige Ware aus dem Ausland ja gefälscht und bei Arzneimitteln kann das richtig gefährlich werden.“ Auch gefälschte Luxusgüter werden konfisziert. Damit schützt der Zoll die Rechteinhaber vor Marken- und Produktpiraterie. „Wenn einer im Urlaub am Strand ein T-Shirt kauft, das nicht echt ist, halten wir dem Urlauber zugute, dass er das ja nicht wissen kann“, erklärt der Zoll-Sprecher. „Aber wenn per Post eine Louis-Vuitton-Handtasche eingeführt wird, für die nur 40 Euro gezahlt wurde, die im Normalfall aber 2000 Euro kostet, dann weiß jeder, dass da was nicht stimmen kann.“

Seemann ist sich bewusst, dass der Prozess vor Ort beim Zoll oft aufwändig ist, und im Einzelfall die zu zahlenden Gebühren nicht im Verhältnis zu Zeit- und Personalaufwand stehen, und längst wird nicht jede Sendung erfasst. „Im Grunde kommt heutzutage jede dritte Ware aus Fernost und vieles rutscht durch.“