Tobias Siewert im Essbereich seiner Drei-Zimmer-Wohnung im Bohnenviertel. Der Raum ist einer voller Antiquitäten. Foto: StN

"Es gibt nichts Schöneres als altes Geschirr und Kristallgläser": Der Stuttgarter Modedesigner Tobias Siewert widmet Antiquitäten gleich einen ganzen Raum in seiner Wohnung im Bohnenviertel.

Stuttgart - Bei Tobias Siewert muss dieses bestimmte Gefühl aufkommen, wenn er eine Wohnung betritt. Das Gefühl, sofort zu wissen, wo später welches Möbelstück steht. "Kann ich im Kopf schon alle Zimmer einrichten und fühle ich mich auf Anhieb wohl, dann passt die Wohnung." Wie es bei den drei Zimmern im Bohnenviertel in der Wagnerstraße der Fall war. Vor drei Jahren ist der Stuttgarter Modedesigner dort eingezogen. Dank dem guten Verhältnis zur Vermieterin, der auch das Hinterhaus gehört. In dem Siewert zuvor vier Jahre lang wohnte. "Beruflich wie privat bin ich meistens durch Empfehlungen weitergekommen." Der Modedesigner glaubt, dass sein Name, seine Bühnenkostüme für Frl. Wommy Wonder, Lilo Wanders, die Füenf oder das im Jahr 2011 gegründete Label "einelinie" dazu ein Stück weit beitragen.

Zugunsten der hellen 70 Quadratmeter großen Wohnung in zentraler und doch ruhiger Lage verzichtet Siewert auf einen Balkon. Braucht er auch gar nicht, sagt der Modedesigner. "Ich bin in wenigen Minuten im Stadtpark, und mit der Straßenbahn schnell im Wald." Der 40-Jährige erinnert sich beim Thema Balkon ohnehin oft an die Badewanne, die er immer unbedingt haben wollte. "Als ich sie dann in einer Wohnung hatte, habe ich nie gebadet."

Mit Antiquitäten aufgewachsen

Als Modedesigner erlebt Siewert täglich die Schnelllebigkeit der Modewelt. "In meinem Beruf will man ständig etwas Neues haben. Was ich heute entwerfe, ist morgen schon alt." Umso mehr legt Siewert privat Wert auf Beständigkeit. Viele seiner Möbel besitzt er schon sehr lange. "Beim Kauf von Möbel und Accessoires denke ich langfristig." Alte Gegenstände, erklärt Siewert, holten ihn runter auf den Teppich, gäben ihm Erdung. "Eine supermodern eingerichtete Wohnung ist toll zum Anschauen, aber ich persönlich würde darin den Haltepunkt vermissen."

Es ist nicht nur der Wunsch nach Beständigkeit, weshalb Siewert Antiquitäten liebt und sammelt. Seine Mutter hatte einmal einen Antiquitätenladen. Das Zuhause richtete sie entsprechend damit ein. Das hat Siewert seit seiner Kindheit geprägt. Und dann war da noch das Antiquitätengeschäft in der Wagnerstraße bei seiner Wohnung, das inzwischen geschlossen ist. "Es gibt nichts Schöneres als altes Geschirr und Kristallgläser", schwärmt Siewert, der in seinem Esszimmer die Leidenschaft für Antiquitäten auslebt. Sie bloß anzuschauen, davon hält der Modedesigner allerdings nichts. "Ich bin so aufgewachsen, dass man altes Geschirr benutzt oder sich auf die Stühle setzt."

Grüner Daumen fehlt

Antiquitäten, aber auch Bücher und CDs besitzt Siewert reichlich. Die Menge der Blumen können Besucher sich dafür an einer Hand abzählen. Der grüne Daumen fehlt. "Pflanzen gehen bei mir meistens ein", bedauert Siewert. Lediglich der Basilikum in der Küche und der Kaktus im Wohnzimmer blühen prächtig. Warum die? Siewert zuckt die Achseln. Und sagt: "Frische Blumen stelle ich dafür oft auf den Tisch. Die verblühen von Natur aus schnell."

Was in seiner Wohnung auf der Stelle verbannt wird, sind Krümel. Schmutz kann der 40-Jährige gar nicht gebrauchen. "Das war schon als Kind so. Ich habe zum Beispiel meine Kleidung grundsätzlich nach einem Tag in die Wäsche gelegt." Die Begeisterung im Gesicht seiner Mutter sieht er bis heute vor sich. Siewert grinst.

Penibel aufgeräumt ist die Wohnung allerdings nicht. Zu ein bisschen Chaos in seiner Wohnung bekennt Siewert sich gerne. Ein "aufgeräumtes Chaos", sagt der Modedesigner, erwartet die Besucher für gewöhnlich. So stört es ihn nicht, dass die Familienfotos in der rechten Ecke im Wohnzimmer schief hängen. Mal eine Verpackung unterm Tisch liegt - "meine Krustelecken". Oder eine Rolle Stoff herumsteht. Immer mal wieder arbeitet Siewert in seiner Wohnung statt im Atelier. "Man muss die Stoffe fühlen können", findet er. Und fügt hinzu: Chaos ist ja etwas Anderes als Schmutz."

In unserer Fotostrecke sehen Sie, wie Tobias Siewert seine Wohnung eingerichtet hat.

Mehr zum Thema Wohnen in unserem Special Wohn-Wahnsinn.

In unserer Serie bereits erschienen: Zu Besuch bei Ben Streubel, Zu Besuch bei Lissi und Lothar Fritzenschaft und Zu Besuch bei Matze Weinmann.