Zorro ist auch heute noch ab und an im Fernsehen zu Gast: in einem der Filme, in denen Antonio Banderas den maskierten Helden gespielt hat.Foto:Sat 1 Foto:  

Am 9. August vor 100 Jahren kam das erste Abenteuer mit dem Degenvirtuosen Zorro an die Kioske der USA. In kurzer Zeit wurde der Maskierte ein multimedialer Massenliebling. Batman wäre ohne ihn wohl nie entstanden. Und auch sonst hat er noch was zu sagen.

Stuttgart - Bloß dank Tricks und fremder Hilfe ein Leinwandheld zu sein, das war für Douglas Fairbanks nicht gut genug. Der größte Actionstar der Stummfilmtage legte die waghalsigsten Stunts selbst hin. Aber auch als Produzent war er ein fixer Bursche mit guter Nase. Als am 9. August vor einhundert Jahren im Groschenmagazin „All Story Weekly“ der Fortsetzungsroman „Der Fluch von Capistrano“ startete, brach in den USA ein wildes Lesefieber aus. Ein neuer Held war geboren – und Fairbanks sicherte sich die Filmrechte. Nur nutzte er 1920 für den Kinostart einen viel besseren Titel, der dem Pulp-Autor Johnston McCulley seltsamerweise nicht eingefallen war: „The Mark of Zorro“, das Zeichen des Zorro.

Starke Konkurrenz für Tarzan

Zorro, der Rächer der Geknechteten im Kalifornien des 18. Jahrhunderts, wurde Fairbanks’ erste Rolle für die Ewigkeit. Kino und Groschenhefte trieben einander von nun an das Publikum zu. Zeitweilig war der Vigilant mit dem kecken Cape, der schwarzen Augenmaske und dem flinken Degen der einzige ernsthafte Rivale des Dschungelherrschers Tarzan um den Titel des umsatzstärksten Groschenhelden.

Der erste Roman stieß unter die meistverkauften Bücher aller Zeiten vor und gebar viele Nachfolger, jede Menge Comics und jene Fortsetzungsreißer, die einst im Kino vor den Hauptfilmen liefen. 1940 lieferte der Regisseur Rouben Mamoulian mit dem Tonfilmremake „The Mark of Zorro“ mit Tyrone Power einen zeitlos eleganten Klassiker, 1957 punktete Disney mit der besten von mehreren Zorro-TV-Serien, die es auf 78 Folgen brachte. 1998 und 2005 setzte sich dann Antonio Banderas fürs Kino die schwarze Maske auf.

Batman unplugged

In den Jahren vor seinem 100. Geburtstag war es ruhiger geworden um den Tausendsassa, der seinen Feinden den Degen aus der Hand schlägt und ihnen dann mit feinchirurgischer Präzision als finale Verwarnung ein Z in die Kleidung ritzt. Aber das könnet man auch als Hereinfallen auf eine Maske deuten. Würde man Kinogängern von heute Zorro noch einmal präsentieren, würden sie den jungen Mann aus gutem Hause, der nachts verkleidet für das Gute kämpft, als Batman unplugged erkennen. Wo Gothams dunkler Ritter bombastische Spezialfahrzeuge und kniffelige Gadgets braucht, genügen Zorro ein Pferd, eine scharfe Klinge und eine geckozungengenau eingesetzte Peitsche.

Tatsächlich hat den Batman-Erfindern Bill Finger und Bob Kane 1939 Zorro als Inspiration gedient. In späteren Neufassungen der Batman-Mythologie werden die Eltern des Fledermausmannes denn auch ermordet, als sie aus dem Kino kommen – aus „The Mark of Zorro“.

Zorro gegen Donald Trump

Für konservative Amerikaner der Trump-Ära allerdings dürfte Zorro, dessen Abenteuer vom Verlag Bold Venture neu aufgelegt werden, eine unbehagliche Wiederentdeckung sein. Das Kalifornien, in dem Zorro lebt und kämpft, ist noch eine spanische Kolonie. All-Story-Käufer des Jahres 1919 mögen mit selbstzufriedenem Stolz gelesen haben, dass Zorro die Menschen vor einer korrupten Obrigkeit beschützen muss. Sie mögen den maskierten Rächer durch die patriotische Brille als Vorläufer der angloamerikanischen Machtübernahme gedeutet haben.

Heutigen Lesern aber springt ins Auge, dass Zorro für eine spanischsprachige Bevölkerung kämpft, auch für Indios und Indianer. Angelsachsen spielen noch keine Rolle, und kämen sie ins Bild, dann als Wirtschaftsflüchtlinge und zugereiste Glücksritter. Trumps aggressive Unbildung, die in der Anti-Hispanic-Hetze „Geht dahin zurück, wo ihr hergekommen seid“ gipfelt, wird so ad absurdum geführt. Eigentlich hinterlässt Zorro ein zünftiges Z auf der präsidialen Hemdbrust.