Schön anzusehen, die Pinguine in der Wilhelma. Aber die Schaulust kommt die Besucher bald teurer zu stehen. Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Im zoologisch-botanischen Garten werden für Tickets vom März an bis zu 25 Prozent mehr kassiert. Dass seit den letzten Preisanhebungen die übliche Teuerungsrate viel niedriger war, lässt die Leitung als Gegenargument nicht gelten. Der Eigentümer Land sagt, er habe mit der Preisgestaltung nichts zu tun.

Stuttgart - Die Erhöhung der Wilhelma-Sommereintrittspreise um bis zu 25 Prozent im März 2019 schlägt Wellen. Nachdem unsere Zeitung berichtet hatte, dass die Tageskarte für junge Besucher bald zehn statt acht Euro und die für Erwachsene 19 statt 16 Euro kosten soll, stiegen am Mittwoch auch andere Medien in die Berichterstattung ein. Harald Knitter, Sprecher des zoologisch-botanischen Gartens, bemühte sich, die Steigerungsrate zu verteidigen – obwohl sie deutlich über der allgemeinen Teuerungsrate liegt.

Der Vergleich damit sei nicht stimmig, sagte Knitter. Maßgeblicher Faktor für die Preisgestaltung müsse die Entwicklung der Personalkosten sein. Die hätten viel stärker zugenommen. Seit 2013, als die Wilhelma-Jahreskarten letztmals teurer wurden, seien die Arbeitsentgelte im öffentlichen Dienst um 15 Prozent gestiegen. Seit 2015, als die Tageskarten zuletzt teurer wurden, habe das Plus im öffentlichen Dienst elf Prozent ausgemacht.

Finanzministerium will mit Preisestaltung nichts zu tun haben

Die Wilhelma-Leitung will aber nicht nur die gestiegenen Kosten für das Personal sowie für Aufwand zum Artenschutz wieder hereinholen, sondern auch Preise festsetzen, die nicht gleich wieder erhöht werden müssen. „Wir möchten die Preise mindestens zwei Jahre belassen, besser noch länger“, sagte Knitter. Bei den Tageskarten hatten sie zuletzt vier Jahre Bestand, bei den Jahreskarten sechs, wenn man bis März 2019 rechnet. Dass es nun wieder so lang währe, könne man aber nicht versprechen, sagte Knitter. Man müsse flexibel bleiben, nicht nur wegen der Tarifentwicklung. Man wisse heute auch noch nicht, wie sich die Ölkosten entwickeln, die beim hohen Wärmebedarf für die Pflanzenhäuser bedeutsam seien.

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Unklar blieb am Mittwoch, ob das Land als Eigentümer den Preisschub genehmigte. Über die Preisgestaltung stimme man sich üblicherweise mit dem Finanzministerium ab, sagte Knitter. Das sei in diesem Fall auch geschehen. Das Ministerium erklärte dagegen, Preiserhöhungen gestalte die Wilhelma eigenständig. Nach dem Wilhelma-Statut sei sie nicht verpflichtet, diese Erhöhungen dem Ministerium vorzulegen oder von diesem genehmigen zu lassen. Die Wilhelma solle aber, was sie auch tue, einen Kostendeckungsgrad von 70 Prozent erwirtschaften. Um die 30 Prozent übernimmt dann das Land, das damit die Erwartung verbindet, dass sich breite Bevölkerungsschichten den Wilhelma-Besuch leisten können. Sein Zuschuss beläuft sich auf die Größenordnung von 4,5 Millionen Euro. Für die Parkpflege, die das Wilhelma-Personal auch auf anderen Grünflächen des Landes übernimmt und die in den Gesamtkosten von rund 26 Millionen Euro enthalten ist, fließen rund 4,2 Millionen Euro. Der Aufwand für die Parkpflege und die Zahlungen des Landes speziell dafür halten sich etwa die Waage.

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Förderverein dringt auf Neuerungen

Die Zahlen in den vom Land genehmigten Wirtschaftsplänen erreicht die Wilhelma nicht immer. Dann muss sie in die Rücklagen greifen oder kürzertreten. Beispiel 2017: Da kamen aus Eintrittsgeldern, Dauerkartenerlösen, Verpachtungen, Patenschaftszahlungen und Gebühren für Geburtstagsfeiern 15,4 Millionen Euro zusammen. Laut Plan waren 16,7 Millionen angestrebt. Man sei, so Wilhelma-Sprecher Knitter, vom Besucherstrom abhängig, der wiederum mit dem Wetter zu tun habe. Und mit Attraktionen. 2017 konnte die Wilhelma wieder asiatische Löwen präsentieren und Schabrackentapire, gab allerdings ein Flusspferd im Sinne einer besseren artgerechten Haltung nach Lissabon ab.

Georg Fundel, Vorstandschef beim Wilhelma-Förderverein, dauert es mit einigen neuen Attraktionen freilich zu lang. Aus Erfahrung wisse man, dass attraktive Neuerungen den Besucherzuspruch ankurbeln und auch ohne Erhöhung der Eintrittspreise mehr Geld in die Kassen bringen, sagte er. Dass so stark mit der Gehaltstarifentwicklung argumentiert wird, wundert ihn auch. „Die Inflationsrate ist der normale Maßstab – und die ist deutlich niedriger.“

Das sind die Kosten der Wilhelma: