Seit August wird die Einfuhr von pflanzlichen Lebensmitteln aus Nicht-EU-Ländern verstärkt kontrolliert. Allein im September hat der Zoll bisher mehr als 300 Kilogramm sichergestellt.
Goldschmuck, Zigaretten, Fleisch- und Wurstwaren sowie Käse zählen zu den Klassikern, die Zollbeamte am Flughafen Stuttgart regelmäßig aus dem Gepäck von Reisenden fischen. Seit August haben sie ihr Augenmerk auch vermehrt auf pflanzliche Lebensmittel gerichtet. Aufgrund verschärfter EU-Richtlinien darf das meiste Obst und Gemüse aus Drittländern nicht mehr eingeführt werden.
Mit der Maßnahme soll die Seuchengefahr reduziert und das Einschleppen von Schädlingen und Krankheitserregern bekämpft werden. Anfang der Woche hat es eine vierköpfige Gruppe getroffen. Großmutter, Eltern und ein Kind reisten aus der Türkei ein und hatten unter anderem Gurken, Paprikas, Honigmelonen und Bohnen dabei. „Rund 25 Kilogramm auf mehrere Koffer verteilt“, sagt Matthias Krebs, Sprecher des Hauptzollamts Stuttgart. Die Ware werde sichergestellt, in Kühltruhen gepackt und anschließend im Auftrag des Regierungspräsidiums von einer Firma abgeholt und verbrannt.
Zoll hat keinen Spielraum
„Viele Reisende kennen diese Regelungen noch nicht. Bis auf wenige Ausnahmen wie Bananen und Kokosnüsse ist alles Frische verboten“, sagt der Zollsprecher. Ebenso sei die Einfuhr von Wurzelgemüse wie Kartoffeln und Pflanzen sowie Saatgut untersagt. Anders sehe es bei verarbeiteten Produkten aus: In Salzlake eingelegte Weinblätter zum Beispiel, auch geröstete Erdnüsse und andere Lebensmittel, die behandelt worden sind, seien kein Problem.
Oft würden die Reisenden den Zollbeamten die Früchte und das Gemüse anbieten. „Probieren Sie ruhig, heißt es dann“, so Krebs. Und natürlich werde mit Engelszungen auf die Kontrolleure eingeredet. „Leider haben wir hier keinen Spielraum.“ Die Einfuhr sei für Privatpersonen de facto nicht möglich, schließlich müsse man dem Zoll ein entsprechendes Gesundheitszeugnis vorlegen.
Mehr Obst und Gemüse als Fleisch sichergestellt
Am Flughafen Stuttgart hat sich das Ferienende in der Statistik bemerkbar gemacht: Allein im September wurden neben den tierischen Produkten bisher 317 Kilogramm pflanzliche Lebensmittel aus dem Verkehr gezogen, knapp eine halbe Tonne im August. Zum Vergleich: Im vergangenen Monat entdeckten die Zöllner „nur“ 350 Kilo tierische Produkte. Ein Vorteil sei, dass man Obst und Gemüse auf den Röntgenaufnahmen gut erkennen könne. „Man sieht zum Beispiel die Rundungen und Hohlräume der Paprika sehr schön.“
Neben der Wegnahme der Lebensmittel haben die Reisenden auch die Kosten für die Entsorgung zu tragen, ansonsten haben sie nichts zu befürchten. Anders sieht es bei einem Verstoß gegen das Washingtoner Artenschutzabkommen aus. Und hier geht es nicht immer zwingend um den illegalen Handel mit exotischen Tier- und Pflanzenarten oder um Klassiker wie geschnitztes Elfenbein oder die Königskobra im Reisschnaps. Regelmäßig stellt der Zoll Blutegel sicher. „Auch sie sind geschützt“, sagt Krebs. Oft würden sie, auch zur Eigenbehandlung, als Medizinprodukt genannt. Bei einem Fall im vergangenen Frühjahr war die Sachlage jedoch eine andere. Ein Mann aus der Türkei hatte damals rund 1000 Blutegel im Gepäck. Bei der Befragung gab er an, dass die Parasiten, die er in mehreren verschlossenen PET-Flaschen in einer Styroporbox transportierte, als Geschenk für seinen Sohn gedacht waren. Dieser wollte sie als Köder zum Angeln verwenden. Die Zöllner retteten die Tiere vor dem Haken und übergaben sie an die Wilhelma.