Beschlagnahmt: Mit diesem Arsenal gefälschter Parfüms war ein Busreisender unterwegs Foto: Zoll

Warum denn in die Ferne schweifen, wenn der Fernbus fährt so nah: Auch Schmuggler und Drogenkuriere nutzen die preisgünstige Art des Reisens. Die Fahnder vom Zoll halten verstärkt nach verdächtigen Fahrgästen Ausschau.

Stuttgart - Dafür braucht ein Fahnder keine ausgeprägte Spürnase, um zu erkennen, dass hier etwas zum Himmel stinkt: „Ein Fahrgast mit vier riesigen Reisetaschen“, sagt Thomas Seemann, „da kann man schon mal genauer hinschauen.“ Tatsächlich hatten die Fahnder das richtige Näschen – und so kann der Sprecher des Hauptzollamts Stuttgart am Montag einen Ermittlungserfolg verkünden: Bei der Kontrolle von Fahrgästen am neuen Busterminal am Flughafen ist ein Schmuggler mit einem ganzen Arsenal verschiedenster Parfüms erwischt worden. 138 Packungen – von Boss bis Versace. Alles Fälschungen.

Seit Mitte Mai hat sich der neue Busbahnhof am Stuttgarter Flughafen zu einem Drehkreuz nationaler und internationaler Buslinien entwickelt. Die Haltestellen unterm Parkhaus P 14 liegen am Schnittpunkt von Bus, Schiene und Flugverkehr – mit besten Möglichkeiten um Umsteigen. Auch die Beamten des Hauptzollamts finden an dem Busterminal Gefallen: „Es ist für uns dort leichter zu kontrollieren“, sagt Sprecher Seemann, „deshalb werden wir das auch verstärken.“ In den alten Busbahnhöfen Zuffenhausen und Untertürkheim sei der Zoll vergleichsweise sporadisch aktiv gewesen.

Die Düfte sind keine Originale

Bei dem jüngsten Fang handelt es sich um einen 45-jährigen Reisenden aus Tschechien. Der Mann mit seinen vier Reisetaschen konnte nicht mehr verduften, als der Zoll anrückte. „Er behauptet, dass die Parfüms für seine Freunde und Bekannte in Freiburg bestimmt gewesen seien“, sagt Seemann. Bei 138 Packungen war das wohl ein ziemlich großer Bekanntenkreis. Die Zollbeamten allerdings beschlagnahmten die Ware, die nach ihren Erkenntnissen eher für den Weiterverkauf bestimmt war. Als Originalware hätte das Duftwasser einen Gesamtwert von mehr als 5500 Euro.

Doch um Originaldüfte dürfte es sich wohl nicht handeln. „Weil die Parfüms recht billig verpackt waren und von dem Reisenden zu seinem sehr günstigen Preis eingekauft wurden, dürfte in diesem Fall ein Markenrechtsverstoß vorliegen“, sagt Seemann. Anders gesagt: Es handelt sich um Fälschungen. Sechs betroffene Hersteller als Rechteinhaber bekommen demnächst Post vom Zoll aus Stuttgart. „Wenn da einer privat so ein Plagiat-Päckchen mitbringt, schreiten wir nicht ein“, betont Seemann, „wohl aber dann, wenn es gewerblich wird.“

Noch strenger wird so etwas in Italien gehandhabt – dort würden die Behörden gar kein Auge zudrücken. Auch nicht beim Privatkäufer. „Wer bei einem Straßenhändler eine nachgemachte Louis-Vuitton-Tasche kauft und erwischt wird, muss zusätzlich eine Strafe zahlen.“

Drogenkuriere sind gern mit dem Bus unterwegs

Bei den verstärkten Kontrollen am Busterminal und in Reisebussen haben die Zöllner nicht nur Plagiate im Visier. Vor ein paar Tagen wurden zwei Busreisende mit 850 Gramm Haschisch am Flughafen erwischt. Bei einer mobilen Kontrolle eines Fernbusses von Amsterdam nach München ging an der Autobahn 8 bei Wendlingen (Kreis Esslingen) ein Kurier mit 1,2 Kilo Heroin ins Netz. In einem anderen Fernbus aus Tübingen saß ein Mann mit 5600 Pillen synthetischer Drogen.

An den alten Zentralen Busbahnhöfen in Zuffenhausen und Untertürkheim war das noch kein Thema: „Diese Orte waren für die Drogenfahnder eher unauffällig“, sagt Thomas Geiger, Sprecher des Polizeipräsidiums Stuttgart. Nur einmal, im Herbst 2015, ein großer Fisch mit zehn Kilo Heroin ins Netz.

Und die unversteuerten Zigaretten? Die Fahnder des Zoll haben bisher zwar keine größeren Mengen am Busterminal abgefangen – aber das kann noch kommen. „Im vergangenen Jahr haben wir bei mobilen Kontrollen mehr als 65 000 Zigaretten in Reisebussen ausfindig gemacht“, sagt Zoll-Sprecher Seemann.

Vielleicht wird demnächst auch andere irreguläre Ware entdeckt: Plagiate von Nationaltrikots zur Fußball-EM beispielsweise. Zumindest auf dem Postweg wurde ein erstes Exemplar schon beschlagnahmt: ein kroatisches Trikot.