Manche Zocker tippen darauf, dass Donald Trump und Kim Jong-un den Friedennobelpreis bekommen. Ihre Wahl gilt aber als sehr unwahrscheinlich. Foto: AFP

Der Friedensnobelpreis ist die wichtigste politische Auszeichnung der Welt. 2018 scheint die Wahl so schwer wie lange nicht.

Stuttgart - Wer hat im vergangenen Jahr am meisten für den Frieden auf der Welt getan? Diese Frage muss die Jury für den Friedensnobelpreis am Freitag in Oslo beantworten. Anders als in den Vorjahren sehen Friedensforscher diesmal keine eindeutigen Favoriten. Die Zocker in den Wettbüros dagegen schon: Ihre Listen dominierten in der Nacht vor der Auszeichnung die beiden koreanischen Staatschefs Kim Jong-un und Moon Jae In sowie US-Präsident Donald Trump.

Nobelpreis an einen Diktator?

Experten wie der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Dan Smith, bewerten die Annäherung auf der koreanischen Halbinsel zwar als größten Durchbruch in internationalen Beziehungen in diesem Jahr. Zugleich aber bezweifeln sie, dass die Jury dem unberechenbaren Machthaber Kim einen Nobelpreis verleihen kann. Auch Trump sehe man in Norwegen eher skeptisch.

Die Liste der wirklichen Favoriten

Kurz vor der Preisvergabe wurde aber noch ein weiterer Name genannt: Die UN-Sonderbotschafterin Nadia Murad, die vom IS versklavt und vergewaltigt wurde, in Deutschland einen Neuanfang schaffte und sich seitdem für die Strafverfolgung der IS-Verbrechen einsetzt. Gemeinsam mit Murad könnte der kongolesische Arzt Denis Mukwegeausgezeichnet werden. Er gilt seit Jahren als weltweit führender Experte für die Behandlung von Verletzungen durch Gruppenvergewaltigungen und als Aktivist gegen sexuelle Gewalt.

Auch Organisationen, die Flüchtlingen im Mittelmeer helfen, werden als mögliche Preisträger genannt. Zu spät für den diesjährigen Nobelpreis könnte der Frieden zwischen Äthiopien und Eritrea gekommen sein - die Nominierungsfrist lief bereits im Frühjahr ab, die überraschende Aussöhnung der beiden afrikanischen Nachbarländer kam erst im Juli.

Übergabe am Todestag von Alfred Nobel

Insgesamt konnte die fünfköpfige norwegische Jury in diesem Jahr zwischen 216 Personen und 115 Organisationen wählen. Der Preis ist mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 860 000 Euro) dotiert. 2017 ging die hoch renommierte Auszeichnung an die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican) für ihre weltweiten Bemühungen zur Abrüstung.

Der Friedensnobelpreis wird immer am 10. Dezember - dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel - in der norwegischen Hauptstadt Oslo verliehen. Alle weiteren Nobelpreise werden am selben Tag in Stockholm überreicht. Die ersten Friedensnobelpreisträger waren 1901 der Gründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, der Schweizer Henry Dunant, und der französische Ökonom Frédéric Passy, der die Ansicht vertrat, ein freier Handel unter Nationen fördere Frieden.