Die Kinder lernen ganz verschiedene Kunststücke. Foto: Eibner-Pressefoto/Michael Memmler

Im Zirkus Bambi wurden Kinder und Jugendliche aus Grafenau auch in diesem Jahr wieder zu kleinen Artisten, Feuerakrobaten, Dompteuren und Clowns ausgebildet.

Jedes Jahr in den Pfingstferien taucht das große, rote Zirkuszelt des Circus Bambi auf der Grafenauer Festplatzwiese auf. Eine Woche lang kann man hier die Artisten sehen, wie sie jonglieren, mit Hunden Slalom laufen, turnen, stolpern, aufstehen und weiter trainieren. Aber halt – sind die Zirkusdarsteller nicht noch ein bisschen jung? In der Tat. Denn bei den Artisten handelt es sich um Grafenauer Kinder und Jugendliche, denen der Circus Bambi jedes Jahr die Möglichkeit gibt, im Rahmen eines Ferienprogramms selbst ein bisschen Zirkusluft zu schnuppern.

 

Das Tolle an der Zirkusfreizeit ist: Jeder findet hier seinen Platz. Man kann Tiere dressieren, über Scherben laufen oder mit Feuer jonglieren, es gibt Luftakrobatik an Trapez, Ring, Seil und Tuch, Balance-Übungen, Jonglage, Bodenakrobatik und natürlich Clowns. „Man muss nicht akrobatisch sein, um beim Zirkus mitzumachen“, sagt die künstlerische Leiterin Samara Bannikov. „Hier ist jeder ein wichtiger Bestandteil der Show.“

Hundedressur und Kunststücke mit Feuer

Deshalb hatte an Tag eins auch jedes Kind die Gelegenheit, in alle Disziplinen hineinzuschnuppern und sich am Ende für eine zu entscheiden. Die siebenjährige Emily ist zum Beispiel im „Hundeteam“ und bringt drei kleinen Hunden bei, sich auf Kommando zu rollen, zwischen den Beinen zu laufen und durch Reifen zu springen. Auch Ponys, Ziegen und Schweine gehören zu den tierischen Stars des Circus Bambi. Kein Wunder, dass fast alle Kinder am liebsten das Dressieren gewählt hätten. „Aber wir haben die Auslosung gewonnen“, sagt Emily über sich und ihre Gruppe. Und das sei auch richtig so, denn: „Wir lieben Tiere über alles.“

Die Kinder üben für eine große Abschluss-Show. Foto: Eibner-Pressefoto /Michael Memmler

Der zehnjährige Tudor und sein Kumpel Maximilian haben sich dagegen für das Feuer entschieden. In der Zirkuswoche haben die beiden gelernt, wie man einen brennenden Feuerstab schwingt. „Am Anfang hatten wir schon ein bisschen Angst“, gibt Maximilian zu. „Wir haben erst ohne Feuer geübt, aber mit Feuer passt man auf jeden Fall mehr auf.“ Jetzt, wo die beiden wissen, wie es geht, ist zwar noch ein gesunder Respekt da, aber die Angst ist verflogen. Warum sich die Jungs für den Feuerstab entschieden haben? „Feuer ist cool“, grinst Tudor. „Zuhause dürfen wir nicht damit spielen, aber hier lernen wir richtige Tricks.“ Genau das ist es auch, was die Zirkusfreizeit ausmacht: die Freiheit, sich auszuprobieren und Dinge zu versuchen, die man im Alltag vielleicht nicht unbedingt ausprobieren kann (oder darf). „Die Kinder können hier ganz sie selbst sein“, sagt Samara Bannikov. „Jeder hier hat seine eigenen Hintergründe und Geschichten, aber hier ist für Mobbing, Hänseleien oder Rassismus kein Platz.“ Und auch keine Zeit: Schließlich gilt es, eine Show zu organisieren.

Kinder treten im großen Finale auf

Das große Finale fand am Samstagnachmittag vor großem Publikum statt. „Das ist immer eine besondere und wertvolle Erfahrung für die Kinder“, weiß Samara Bannikov. „Wenn sie mit Applaus für das belohnt werden, was sie die Woche geleistet haben.“

Die Zavelsteinerin weiß genau, wovon sie spricht. Samara Bannikov ist nämlich selbst im Zirkus großgeworden. „Meine Mama hatte immer den Traum, zum Zirkus zu gehen“, erzählt sie. „Mit Anfang 20 hat sie dann in einer Nacht- und Nebelaktion ihre Taschen gepackt und ist ihren Weg gegangen.“

Zirkus als etwas Zeitloses

1993 habe ihre Mutter den Circus Bambi gegründet, der nun von Samara Bannikov und ihrem Stiefvater geführt wird. Seit 1996 legt der Circus Bambi seinen Fokus auf künstlerische Pädagogik und tourt mit seinem Kinderfreizeitprogramm und verschiedenen Kursen, Shows und Angeboten durch die Schulen und Gemeinden Süddeutschlands.

Samara Bannikov bringt den Kindern Kunststücke bei. Foto: Eibner/Michael Memmler

Bis 2023 hatte der Circus Bambi in Grafenau sogar eine eigene Zirkusschule, die mittlerweile nach Calw umgesiedelt wurde. In Grafenau findet allerdings immer noch jeden Samstag ein Zirkuskurs im Graf-Ulrich-Bau statt. Wer glaubt, dass Zirkus nicht mehr zeitgemäß ist, liegt daneben. „Zirkus ist etwas sehr Zeitloses“, findet Samara Bannikov. Denn wo sonst bekomme man noch ein Live-Programm für alle Altersgruppen, dass noch erschwinglich sei? „Die Menschen hier trainieren jeden Tag, um den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“, sagt die Artistin. Und so ein Zauber stirbt nie aus.