Für Sparer brechen wieder bessere Zeiten an – das Umschichten vom Girokonto könnte sich lohnen. Vor allem Direktbanken fallen mit Lockangeboten auf. Selbst die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gibt ihren Segen dazu.
Die Zinswende macht sich nun für Sparer bemerkbar – sofern diese bereit sind, ihre verfügbaren Guthaben, für die sie all die Jahre (fast) keine Zinsen erhalten haben, umzuschichten. Denn wer Tausende Euro auf dem Girokonto seiner Hausbank liegen lässt, muss infolge der Inflation mit deutlichem Kaufkraftverlust rechnen.
ING wird von Volkswagen Financial Services überholt
Ausgerechnet die Bank, die einst das Tagesgeldkonto populär gemacht hat, wird erneut zum Vorreiter: Die Direktbank ING Deutschland (bis 2018 ING-Diba) hat vor Ostern die Tagesgeldzinsen für Neukunden und für Neuanlagen der Bestandskunden auf 3,0 Prozent angehoben – wenn auch nur bis zu einer Summe von 50 000 Euro und für sechs Monate; danach wird das Guthaben mit aktuell 0,6 Prozent verzinst. Das wären bei einer Beispielsumme von 10 000 Euro bis zum Herbst immerhin 150 Euro Ertrag.
Mitte dieser Woche wurde ING von der Volkswagen-Bank überholt: Mit 3,1 Prozent für Neukunden und für die ersten sechs Monate (danach und für Bestandskunden 0,65 Prozent) setzt sich die Autobank an die Spitze. Maximal 100 000 Euro werden akzeptiert. Die Vergleichsportale Biallo und Verivox listen jeweils sieben weitere Banken mit Zinssätzen von 2,5 bis 3,0 Prozent auf.
„Die Zinsen stehen so hoch wie seit fast 14 Jahren nicht mehr“, heißt es von Biallo. Im Schnitt würden für Tagesgeld 1,45 Prozent bezahlt nach 0,05 Prozent im Juli 2022. Damit hätten sich die Tagesgeldzinsen seit dem Rekordtief fast verdreißigfacht. Biallo sieht den Höhepunkt bei den Leitzinserhöhungen der EZB (aktuell 3,5 Prozent) spätestens im September mit 4,50 bis 5,00 Prozent erreicht. Bis dahin hält man die Vier vor dem Komma beim Tagesgeldzins für realistisch.
„Zinsofferten zur Neukundengewinnung“
Der Wettbewerb kommt somit auf Touren, wenngleich der Zinsaufschwung die regionalen Geldhäuser – vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken – bisher kaum erreicht. „Die Banken nutzen Zinsofferten zur Neukundengewinnung“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, über die Ranglistenführer. „Da geht es zu wie im Discounter: Wenn die Kunden erst einmal im Laden stehen, um sich das Schnäppchen aus der Werbung zu sichern, kann man ihnen auch noch andere Produkte gegen Provision verkaufen – zum Beispiel Aktienfonds oder Versicherungen.“ Zudem blieben viele Kunden auch dann an Bord, wenn die Lockangebote ausgelaufen sind. „Das rechnet sich dann für die Bank, weil sie günstig an Kapital kommt.“
Allerdings könne der Sparer auch befristet gute Konditionen mitnehmen, wenn das Geld über die deutsche Einlagensicherung abgesichert sei – Werbung für andere Produkte könne er dann ignorieren. „Wenn ein Lockangebot ausläuft, kann man den Anbieter erneut wechseln“, sagt Nauhauser. Die Internetportale hält er für geeignet, Offerten zu vergleichen – zu bedenken seien aber auch kommerzielle Interessen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt den unabhängigen Tagesgeldvergleich der Stiftung Warentest.
Über das Ausfallrisiko müssten sich die Sparer nicht sorgen, solange sie den Anlagebetrag auf 100 000 Euro je Bank begrenzen und ein Institut mit gesetzlicher deutscher Einlagensicherung auswählen, wird geraten.
Prüfung über die Webseite: www.edb-banken.de.