Vor 30 Jahren erklang es zuletzt in Stuttgart: Das „Requiem für einen jungen Dichter“ von Bernd Alois Zimmermann wird am Sonntag in Bad Cannstatter-Reihe „Musik am 13.“ wieder aufgeführt. Der Leiter des SWR-Experimentalstudios, Detlef Heusinger, ist als Klangregisseur Teil der gigantischen Besetzung.
Stuttgart - Bei der Cannstatter Aufführung des Zimmermann-Requiems ist Heusinger verantwortlich für Einspielung der originalen Tonbänder.
Herr Heusinger, das „Requiem für einen jungen Dichter“ protzt mit einer riesigen Besetzung: drei Chöre, Orchester, Jazz-Combo, Tonband-Einspielungen – wird man im Konzert vom Klang überwältigt?
Natürlich schwappt einem da ein immenser Klangschwall entgegen, aber er ist sinnlich eingebettet. Bei der Besetzung hat Bernd Alois Zimmermann in der Tat nicht gespart. Es gibt zum Beispiel eine Extra-Stimme für Mandoline, die am Ende nur eine Handvoll Takte spielt.
Kann man Sie als Klangregisseur auf der Bühne in Aktion sehen?
Nicht direkt. Ich sitze mit meinen Kollegen in der Mitte der Kirche. Von dort aus steuern wir die Tonband-Einspielungen aus den verschiedenen Lautsprechern. Wenn alles klappt, entsteht der Eindruck, dass die Klänge durch den Raum wandern. Zimmermann hätte es gefallen, wenn das Publikum auf Drehstühlen säße und den ganzen Raum wahrnehmen könnte.
Zimmermann hat viele historische O-Töne in sein Werk miteinkomponiert. Wie viel Geschichtswissen sollte man ins Konzert mitbringen?
Man kann das Werk einfach so auf sich wirken lassen! Wenn sich beim Hören dann Bezüge ergeben, ist es umso schöner. Zimmermann fügt Ausschnitte aus der Kultur- und Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts zusammen. Aus den Schnipseln ergibt sich letztlich ein verzweifelter Appell an die Menschlichkeit.
Konzert am 9. Februar 2020 um 19 Uhr, Lutherkirche Bad Cannstatt. Einführung um 18.15 Uhr