Elmar Kunz (links) und Michael Steinbrück am neuen Hochbeet im Garten Foto: Jürgen Bach

Nestor in Ludwigsburg hat sich von Greensign zertifizieren lassen. Damit ist es das erste Hotel in Ludwigsburg.

Gleich neben dem Ludwigsburger Nestor-Hotel steht jetzt noch ein Hotel: für Bienen und Insekten. Sie dürfen sich an den Blüten von Salbei, Rosmarin und verschiedenen Minzesorten laben, die in dem Hochbeet stehen. Eine kleine grüne Oase mitten in der Stadt, nur einen Steinwurf von der viel befahrenen B 27 entfernt.

Insektenhotel und Hochbeet sind zwei kleine Bausteine auf einem neuen Weg, den man im Nestor jetzt einschlägt: Das größte Ludwigsburger Hotel ist nachhaltiger geworden und will es weiter werden. Kürzlich wurde es von Greensign zertifiziert. Greensign begleitet seit fast zehn Jahren Unternehmen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Mehr als 600 Unternehmen in 18 Ländern wurden seither zertifiziert. Greensign gilt als führende Nachhaltigkeitszertifizierung für die Hotellerie in Deutschland.

Der Ludwigsburger Hoteldirektor Michael Steinbrück und sein Team haben sich in den vergangenen Monaten ihr Nestor ganz genau angeschaut und dabei viele Fragen beantwortet: Wie steht es um die Mülltrennung im Hotel? Wie sind die Energieverbräuche in dem historischen Haus? Welches Putzmittel wird verwendet? Welches Papier liegt im Drucker? Was wird überhaupt alles ausgedruckt? Wie regional kaufen wir ein? Wo können wir auf Fairtrade oder Bio umstellen? Welche vegetarischen oder veganen Gerichte auf die Speisekarte aufnehmen?

Mitarbeiter wurden befragt, ebenso die Gäste. Letztere mit dem Ergebnis: „Den Normalreisenden interessiert’s nicht, ob das Hotel, in dem er absteigt, nachhaltig ist oder nicht“, weiß Michael Steinbrück nun. Eine Erkenntnis, die ihn weder überrascht noch aus der Ruhe bringt. Der Hoteldirektor ist sich sicher, dass der Prozess zu mehr Nachhaltigkeit lange andauern wird. Und auch, dass Nachhaltigkeit stärker in den Fokus rückt – etwa bei den Übernachtungsgästen.

Größtes Hotel am Ort

Dass das Nestor trotzdem diesen ersten Schritt getan hat, freut Elmar Kunz. Der stellvertretende Geschäftsführer von Tourismus und Events Ludwigsburg glaubt, dass die Zertifizierung des größten Hotels am Platz mit seinen knapp 180 Zimmern einen Leuchtturmeffekt haben wird.

Noch sind keine anderen Hotels in Ludwigsburg auf den Zug aufgesprungen, „aber ich hoffe auf Nachhaltigkeitsnachahmer“, sagt Kunz. Die Stadt Ludwigsburg macht sich auf den Weg, klimaneutrale Kommune zu werden, so hat es der Gemeinderat beschlossen. „Da brauchen wir auch Betriebe wie das Nestor, die vorangehen.“

Noch sind es in der Region Stuttgart eine überschaubare Anzahl von Hotels, die sich von Greensign zertifizieren haben lassen. Zwei in Stuttgart, eines in Esslingen, eines in Herrenberg und nun eben das Nestor in Ludwigsburg. Dabei geht es durchaus auch um einen Wettbewerbsvorteil in der Branche. Denn: Auch wenn es den Normalreisenden (noch) nicht interessiert, ist manch ein Geschäftsreisender schon an eine solche Zertifizierung gebunden. „Ich bin gespannt, wo wir in drei Jahren stehen“, sagt der Hoteldirektor Michael Steinbrück.

Er räumt übrigens ein, dass ihm in manchen Bereichen der Nachhaltigkeit auch die Hände gebunden sind. Bei manch energetischem Aspekt etwa. Das Nestor ist ein 1874 erbautes, denkmalgeschütztes Haus. „Das kann ich nicht in 30 Zentimeter Isolierschicht einpacken oder das Dach mit Photovoltaik bebauen.“ Aber peu à peu soll es immer nachhaltiger werden – auch mithilfe der Kräuter aus dem Hochbeet. Da freuen sich nämlich nicht nur die Bienen, sondern auch die Hotelgäste. Zum Beispiel über die frisch geerntete Minze im Mojito.